1200 Tonnen Fisch dank dem Gotthard-Tunnel
Bis zu 400 Liter Bergwasser schiessen pro Sekunde aus dem Nordportal des neuen Gotthard-Tunnel. Sie sollen für eine Fischzucht genutzt werden.

Wasser aus dem Berg beim Gotthard-Basistunnel soll in Erstfeld UR eine Fischzucht speisen. Mit der Anlage wollen Urner Unternehmer pro Jahr bis zu 1200 Tonnen einheimischen Fisch produzieren. Die Anlage kostet 25 bis 30 Millionen Franken und soll ab 2020 in Betrieb gehen.
Die Bauherrin des Gotthard-Tunnels Alptransit einigte sich mit der Basis57 nachhaltige Wassernutzung AG über den Erwerb einer rund 2,5 Hektaren grossen Landfläche beim Nordportal, wie die beiden Unternehmen am Donnerstag in Erstfeld bekannt gaben. Der Verkauf soll 2016 abgewickelt werden.
Bis zu 400 Liter Wasser pro Sekunde
In zwei Jahren geht der neue 57 Kilometer lange Eisenbahntunnel zwischen Erstfeld UR und Bodio TI in Betrieb. Da der Tunnel das Gebirge am Gotthard entwässert, das er durchquert, schiessen aus dem Nordportal pro Sekunde etwa 150 bis 400 Liter gesammeltes Bergwasser. Dieses hat eine Temperatur zwischen 14 und 16 Grad.
Die von 25 Urner gegründete Firma Basis57 will das saubere Wasser für die Fischzucht nutzen. Geprüft wird zudem mit dem lokalen Elektrizitätswerk die Gewinnung von Wärmeenergie.
Das Drainagewasser, das aus dem Eisenbahnbasistunnel am Gotthard geleitet wird, ist beim Nordportal in Erstfeld allerdings weit kälter als angenommen. Ursprünglich gingen Experten von bis zu 30 Grad Celsius warmem Wasser aus. Nach aktuellem Wissenstand sind es je nach Jahreszeit nur 14 bis 16 Grad.
Zander und Trüschen
Noch im laufenden Jahr wollen die Fischzüchter in Erstfeld UR eine Laboranlage in Betrieb nehmen. Mit ihr sollen das Wachstum und die Produktionsbedingungen von den Fischen Zander und Trüschen untersucht werden.
Bis Ende 2017 wird das Land beim Nordportal als Installationsplatz für den Bau eines Kreisels und den Rückbau einer Brücke zum Autobahnanschluss Erstfeld genutzt. Um auf dem Landwirtschaftsland Betriebs- und Mastgebäude für die Fischzucht zu bauen, ist eine Umzonung nötig.
Gemäss den Plänen soll beim Nordportal eine überdeckte Aquakultur entstehen. Laut Initianten könnten bis zu 25 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Ziel ist es, die Anlage bis 2020 zu erstellen. Die Fischproduktion soll in mehren Etappen bis 2023 aufgenommen werden.
Der Tunnel ist auch ein Kraftwerk
Neben der geplanten Fischzuchtanlage in Erstfeld UR bestehen weitere Projekte, das Wasser aus dem neuen Eisenbahntunnel zu nutzen. Bei Sedrun GR wird beim Tunnel ein Kleinwasserkraftwerk gebaut. Dieses soll aus dem dort in die Tiefe schiessenden Spühlwasser für Tunnelleitungen pro Jahr 1,1 Gigawatt Strom produzieren. Daneben wird geprüft, ob die Gemeinde Tujesch GR Tunnelwärme zur Energiegewinnung nutzen kann.
Beim Südportal in Bodio TI soll Druckluft zur Energiegewinnung gespeichert werden. Diese stammt aus einem 3,2 Kilometer langen Stollen zwischen Pollegio und Loderio im Bleniotal. Die Baubewilligung für eine Pilotanlage wurde erteilt, wie Alptransit schreibt. Zudem lägen Projekte für eine Fernheizung und eine weitere Fischzuchtanlage vor.
In der Schweiz wird seit Jahren das warme Wasser aus Eisenbahn- und Strassentunneln zum Heizen oder zur Fischzucht verwendet. Bisher sind von total gegen 700 Tunnels rund ein halbes Dutzend Projekte realisiert worden.
SDA/ldc
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