160 Nachbeben in der Ägäis – Schweizerin verletzt
Die Ferienregion ist nach dem grossen Beben nicht zur Ruhe gekommen. Zahlreiche Schweizer Touristen sind betroffen.
Ein starkes Seebeben hat in der Nacht zum Freitag die griechisch-türkische Touristenregion in der Ägäis bei Kos und Bodrum erschüttert. Mindestens zwei Menschen kamen ums Leben – mehr als 120 weitere wurden verletzt, darunter eine Schweizerin, wie das Aussendepartement (EDA) in Bern bestätigte.
Der Reiseanbieter Hotelplan Suisse hatte am Morgen mitgeteilt, man habe Kenntnis von einer leicht verletzten Kundin. Es befänden sich 379 Reisegäste auf Kos und sechs Kunden im nur gut zehn Kilometer entfernten türkischen Bodrum. TUI Schweiz sprach von 671 Kunden in der Region, die alle wohlauf seien, Kuoni von einer dreistelligen Zahl an Reisegästen, niemand von ihnen schwer verletzt.
Das Seebeben hat auch das rund 60 Kilometer entfernte Rhodos erschüttert. Der Berner SVP-Grossrat Thomas Fuchs ist dort zurzeit in den Ferien und ist vom Erdbeben aus dem Schlaf gerissen worden, wie er auf Facebook geschrieben hat.
Vor allem griechische Insel Kos betroffen
Auf den Strassen des gleichnamigen Inselhauptortes herrschte Chaos: Viele Touristen, die keine Erdbeben kennen, hätten nicht gewusst, was los war, sagten Anwohner. Allerdings versicherte der griechische Regierungssprecher Dimitris Tzanakopoulos am Nachmittag: «Die Infrastruktur der Insel ist intakt.»
Kos: Luftaufnahmen der Zerstörung nach Erdbeben. Video: Reuters
Türke und Schwede getötet
Zwei junge Männer – ein Türke und ein Schwede – wurden im Inselhauptort Kos von herabfallenden Trümmern der Decke einer Bar getroffen und starben. Weitere 13 Menschen wurden schwer verletzt. Sie mussten in grössere Spitäler nach Athen, Rhodos und Kreta gebracht werden. Das sagte der Gouverneur der Region Süd-Ägäis, Giorgos Chatzimarkos, im griechischen Rundfunk (ERT). Zum Zeitpunkt des Bebens um 1.28 Uhr Ortszeit waren die Bars von Kos voller junger Menschen.
Die griechische Erdbebenbehörde gab die Stärke des Bebens am Nachmittag mit 6,6 an, die US-Erdbebenwarte (USGS) mass 6,7. Es folgten Dutzende Nachbeben. Seismologen sagten, es sei in den nächsten Stunden und Tagen mit weiteren Erschütterungen zu rechnen.
Mini-Tsunami
Das Seebeben löste einen kleinen Tsunami aus. «Die Wellen waren etwa 60 Zentimeter hoch», sagte der griechische Seismologe Akis Tselentis im Fernsehen. Das reichte für sichtbare Schäden: Mehrere Boote wurden beschädigt, entlang der aufgerissenen Kaimauern lag Geröll. Der Mini-Tsunami traf auch die türkische Küste in Bodrum. Dort lagen an Land gespülte Fischerboote.
Von den etwa 1830 Asylsuchenden, die derzeit auf Kos in Containern leben, wurde laut Polizei keiner verletzt. Kos war in den vergangenen Jahren als Teil der Flüchtlingsroute in die EU in den Schlagzeilen.
Das Beben beschädigte neben dem Ausgehviertel von Kos auch die zwei Häfen der Insel schwer, den Jachthafen und den Fährhafen. Der Hafenpolizei zufolge konnten vorübergehend keine Fähren anlegen. Der Flughafen der Insel sei intakt, teilte Verkehrsminister Christos Spirtzis mit. Auch er war vorübergehend geschlossen worden.
In der Türkei gab es Medien zufolge keine Todesopfer. Die Behörden riefen die Bevölkerung zur Wachsamkeit auf. Die Gouverneurin der türkischen Provinz Mugla, Esengul Civelek, sagte der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu, es gebe dort bislang keine Berichte über Opfer oder strukturelle Schäden. Teilweise sei aber die Stromversorgung eingeschränkt.
EU bietet Hilfe an
Die Europäische Union bot Griechenland und der Türkei umfassende Unterstützung an. «Die EU steht uneingeschränkt bereit zu helfen», teilte Krisenmanagement-Kommissar Christos Stylianides mit. Das Zentrum für die Koordination von Notfallmassnahmen verfolge die Entwicklungen rund um die Uhr und könne sofort tätig werden.
Zudem bot Stylianides den nationalen Behörden an, den EU-Satellitenbilder-Dienst EMS nutzen. Dieser wurde eingerichtet, um im Katastrophenfall die Lagebeurteilung zu erleichtern. Die Karten des «Copernicus Emergency Management Services» (EMS) können zum Beispiel detailliert das Ausmass der Schäden zeigen.
Epizentrum beim türkischen Bodrum
Das Zentrum des Bebens lag laut US-Erdbebenwarte nahe der türkischen Küstenstadt Bodrum in etwa zwölf Kilometern Tiefe. Nach Angaben des Europäischen Seismologischen Zentrums leben rund eine Million Menschen in der Region, in der die Erschütterungen zu spüren waren.
Erst Mitte Juni hatte auf den Inseln Lesbos, Chios und an der Westküste der Türkei die Erde gebebt. Auf Lesbos kam dabei ein Mensch ums Leben, viele Häuser wurden zerstört.
Im europäischen Raum kommen in Griechenland, den südlichen Teilen des Balkans sowie im Westen der Türkei die meisten Erdbeben vor. Der grösste Teil der schweren europäischen Beben ereignet sich nahe den Rändern der Afrikanischen und Europäischen Kontinentalplatte.
AP/SDA/AFP/nxp
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