17 Monate und 13 Millionen Franken später
Am Wochenende wurde das Casino-Theater in Burgdorf nach der langen Sanierung wiedereröffnet. An der Gala gab sich allerhand Lokalprominenz die Ehre.
«Lady in Trauer» hiess ein Stück, das 1874 auf der ersten Casino-Bühne zu sehen war. Damals wurde das Gebäude noch mit Gaslicht beleuchtet, und in den Hauptrollen waren Damen in voluminösen Turnüren zu sehen. In Anlehnung an die traurige Lady wählte Markus Grimm, Verwaltungsratspräsident der Casino-Theater AG, in seiner Begrüssung den Titel «Casino im Glück» als mögliches Premierenstück nach der ausgedehnten Sanierung.
Der kürzlich erfolgte Abschluss der dritten Totalrenovierung begeisterte am Samstagabend gleichermassen die Theaterschaffenden wie das Publikum. So würden zwar die heutigen Ansprüche erfüllt, jedoch hätten Charakter und Charme des Hauses dennoch bewahrt werden können. Zu dieser Einschätzung kamen alle Überbringer von Grussbotschaften.
Warum die zwei Eingänge?
Doch nicht nur Glückwünsche und Dank für Einsatz und Finanzierung fanden an diesem Abend Platz, sondern auch Details aus Geschichte und Umbauphase des Casinos. Michael Gerber, Leiter Denkmalpflege des Kantons Bern, erzählte etwa eine Anekdote aus dem 19. Jahrhundert.
Damals habe das Casino sowohl die Gesellschaftsräume für geselliges Beisammensein als auch den Theatersaal für Vorstellungen der «besseren» Gesellschaft beherbergt. Die ursprünglich getrennten Eingänge rühren daher, dass sich die verschiedenen Klientelen nicht in den Weg kommen sollten. Architektin Anna Suter hob den Theatersaal hervor, der in Kontext mit dem Gebäude und heutigen Ansprüchen gebracht werden musste.
Dann hiess es «Vorhang auf für die Theaterstadt Burgdorf», und das Ensemble von Theater Orchester Biel-Solothurn bot einen Ausschnitt aus dem Tanzschauspiel «Le Bal» dar. Und auch im Anschluss war nicht die kleinste Kritik zu hören. Die Anwesenden wirkten glücklich damit, was aus dem Casino-Theater geworden war.
Nach all den Querelen zu Finanzen, unerwarteten Baufunden und Einsprachen verständlich. So dauerte der Umbau 17 Monate und verschlang 13 Millionen Franken. «Was lange währt, wird endlich gut», schloss Markus Grimm und erhob das Glas auf das Casino-Theater Burgdorf.
Stefan Berger und Reto Müller

Bild: Daniel Fuchs
Der Burgdorfer Stadtpräsident Stefan Berger (rechts) und sein Langenthaler Kollege, Reto Müller, überlegen kurz, ob die Eröffnung des Stadttheaters Langenthal vor rund einem Jahr das Casino Burgdorf konkurrenziert. Ihr Fazit lautet: Beide Häuser würden Kultur auf hohem Niveau vermitteln und seien für ihre Städte wichtig. Stefan Berger ist beglückt, «dass wir wieder ein Theater haben, das modernste Technik mit grosser Ausstrahlung vereint».
Therese Bay

Bild: Daniel Fuchs
Auf viel Theater und damit Gäste freut sich Therese Bay, Wirtin der Casino-Theke. «Alles ist sehr edel geworden, die acht Meter lange Theke gibt meinen Mitarbeitern und mir viel mehr Platz.» Auch im neuen Casino werden nur Getränke angeboten; Essen muss weiterhin von auswärts organisiert werden. Kleine Tische samt Stühlen und ein paar Fauteuils laden zum gemütlichen Beisammensein ein.
Christa Markwalder

Bild: Daniel Fuchs
Nationalrätin Christa Markwalder ist mit dem Casino bestens vertraut und war früher oft im Restaurant, das sie ein wenig vermisse. «Der Saal ist ein Highlight geworden. Zum einen blieb der historische Charakter erhalten, zum andern wurde er mit topaktueller Infrastruktur ausgerüstet.» Das gesamte Grossprojekt Casino-Theater Burgdorf begeistert die Burgdorfer FDP-Politikerin.
Hans Rudolf Kummer

Bild: Daniel Fuchs
Hans Rudolf Kummer, Leiter der Bildungsdirektion, zieht seinen Mantel an und will nach Hause. «Ich bin sehr happy», meint er zum Casino-Theater, die frischen Farben in Foyer, Saal und Aufgängen begeistern ihn. Auch Hansruedi Kummer schwärmt von den toll gestalteten Garderoben mit grosszügiger Dusche und einem Bildschirm mit Blick direkt auf die Bühne. Doch nicht die Schauspieler erscheinen darauf, sondern die Bühnensituation, die einen perfekt inszenierten Auftritt ermöglicht.
Therese Iseli und Cornelia Leutenegger

Bild: Daniel Fuchs
22 Jahre war Therese Iseli (links) die Wirtin im Casino-Theater. Jetzt verwöhnt sie die Gäste im Artcafé des Museums Franz Gertsch. Heute wird sie von Cornelia Leutenegger, Marketingverantwortliche des Museums, begleitet. Den beiden Frauen gefällt das Casino-Theater sehr, und Therese Iseli betont, wie froh sie über die geglückte Realisierung und Finanzierung ist. «Ich fühle mich sehr wohl an meiner ehemaligen Arbeitsstätte; einzig die Casino-Terrasse als Treffpunkt vermisse ich.» Markus Grimm konnte aber beschwichtigen: An der Solätte sollen auf der Terrasse wieder Chäschueche, Wein und Erdbeertörtli serviert werden.
Ulrich Simon Eggimann

Bild: Daniel Fuchs
Ulrich Simon Eggimann, Sänger und ehemaliger Spielplandirektor des Casino-Theaters, ist mehr als begeistert vom Resultat. «Ich würde mich sofort wieder um eine Stelle bewerben, sogar zum Treppenputzen», meint er schmunzelnd. Er sei oft auf der Baustelle gewesen und habe die Fortschritte mitverfolgt. Das fertige Haus habe er dank dem Schlüssel von Betriebsleiter Pesche Schläfli in Ruhe besichtigen können. Die warmen Farben in Foyer und Saal finde er toll. «Auch die Künstlergarderoben sind wunderbar geworden.»
Markus Grimm

Bild: Daniel Fuchs
Auch Markus Grimm, Verwaltungsratspräsident der Casino-Theater AG, ist überglücklich: «Seit Beginn der Überlegungen zur Sanierung vor 14 Jahren bin ich dabei. Ich empfinde eine wahnsinnige Zufriedenheit und Freude, dass das Haus so geworden ist», hält er fest. Eine Erhöhung des Bühnenhauses hätte er gerne auch realisiert, doch muss dieser Wunsch aus finanziellen Gründen noch warten. Das alte Casino will er auf keinen Fall zurück, auch wenn jetzt all dem Schönen und Neuen mehr Sorge getragen werden müsse.
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