Abschied von «seiner» Baustelle
Der Thuner Simon Bertholet war in den letzten 1,5 Jahren für den Bau des Schlossberg-Parkings verantwortlich. Jetzt sind die Tunnelbauarbeiten beendet – ein Abschied mit viel Erfreulichem, aber auch einem Stück Wehmut.
Noch einmal steht Baustellenchef Simon Bertholet in der riesigen Kaverne mitten im Thuner Schlossberg und zeigt das Resultat der eineinhalbjährigen Bauarbeiten. Ein Bagger hämmert derweil an den letzten Kubikmetern herum, die noch ausgehoben werden müssen, während weiter hinten bereits die definitive Sohle des künftigen Parkhauses eingebaut wird.
Für den Tunnelbauexperten Bertholet bedeutet all dies: Bald ist seine Zeit auf Thuns derzeit ungewöhnlichster Baustelle abgelaufen. «Am Anfang eines solchen Projekts ist der Druck immer sehr gross», blickt der 38-Jährige zurück. «Hier kam noch dazu, dass wir Kavernen mit grossen Ausbruchquerschnitten unterhalb von historischen Gebäuden und des Wahrzeichens der Stadt bauen – das ist technisch eine grosse Herausforderung.»
Keine schlaflosen Nächte
So mussten die Kavernen ausgebrochen werden, ohne dass es Schäden an den Gebäuden auf dem Schlossberg gab – «das ist uns gelungen». Schon nach kurzer Zeit habe sich gezeigt, dass der Ausbruch mit der Teilschnittmaschine etwa bezüglich Erschütterungen und Ausbruchleistungen die einzig richtige Methode gewesen sei.
Daneben mussten Bertholet und sein Team der Arbeitsgemeinschaft Marti Schlossberg ein strenges Bauprogramm einhalten und auf kleinstem Raum parallel verschiedenste Arbeiten ausführen. «Schlaflose Nächte hatte ich nicht», antwortet der in Strättligen aufgewachsene Bertholet auf die entsprechende Frage. «Aber die Anspannung war da – vor allem bis es losging und sich zeigte, dass wir die richtigen Entscheide getroffen hatten.»
Umso grösser sei nun die Genugtuung, dass das Ausbruchkonzept funktioniert habe und die zeitlichen Vorgaben eingehalten worden seien – «und vor allem, dass es keine schweren Unfälle gab».
Eine Baustelle wie jede andere war es für Bertholet als Thuner natürlich nicht. So traf er bei den Baustellenführungen immer mal wieder auf alte Bekannte oder etwa einen seiner Lehrer am Gymnasium Schadau. «Ich könnte noch zehn Jahre hier arbeiten!», sagt er schmunzelnd.
Das Projekt sei enorm interessant – «und wir waren ein Superteam. Wenn so etwas zu Ende geht, ist immer auch Wehmut dabei.» Aber für den Baustellenchef sei nüchtern betrachtet natürlich das Ziel, das Projekt in der vorgesehenen Zeit korrekt abzuschliessen – «und nicht möglichst lange hier zu arbeiten».
Gefreut habe ihn das grosse Interesse der Bevölkerung am Projekt. Bis zu drei Führungen leitete er pro Woche – vom Frauenverein bis zum Serviceclub wollten alle einen Einblick erhaschen. Als Thuner ging es ihm «schon etwas näher», wenn es frustrierte Anrufe zu den negativen Auswirkungen der Baustelle – Lärm, Staub – gab.
«Ich bin bei allen Projekten mit Herzblut dabei. Aber hier vielleicht doch noch etwas mehr, weil Thun meine Heimat ist», führt der studierte Bauingenieur aus, der von sich sagt, der Tunnelbau sei ihm ein Stück weit in die Wiege gelegt worden. Schon der Vater war Tunnelbauer – und Bertholet besuchte als kleiner Junge erstmals Tunnelbaustellen, war sofort fasziniert von der speziellen Atmosphäre unter Tage und den grossen Maschinen.
Dreimonatige Auszeit
Gut möglich, dass diese Faszination auch in der nächsten Generation weiterleben wird: Bertholets älterer von zwei Söhnen, der nächstes Jahr das Kindergartenalter erreicht, bestaunte jedenfalls auch bereits die Schlossberg-Baustelle. Apropos Söhne: Bevor für Simon Bertholet der Arbeitsalltag mit einem neuen Projekt weitergeht, widmet er sich ganz und gar der Familie.
Drei Monate lang bereist das Quartett mit dem Camper Norwegen. «Es ist auch ein Merci an meine Frau und die Kinder», betont Bertholet, «nicht nur auf das Schlossberg-Projekt bezogen, sondern auf meine ganze Zeit im Tunnelbau.» Zehn Jahre dauert diese nun bereits. Die nächste Herausforderung unter Tage folgt bestimmt. Simon Bertholet wird sie angehen wie immer: mit viel Herzblut.
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