Brillantes YB schlägt Basel 3:0Ausgerechnet der Enttäuschte krönt die Berner Party
Von Murat Yakin übergangen, gegen den FCB zunächst auf der Ersatzbank. Und dennoch wird Cedric Itten beim YB-Jubiläumsspiel zum Matchwinner.

Es ist schon immer wieder beeindruckend, wie es der Fussball schafft, jede erdenkliche Logik ad absurdum zu führen. Natürlich ist es verdient, ja eigentlich zwingend, dass die Young Boys diese Partie gegen den FC Basel gewinnen. 3:0 wird es am Ende, es hätten durchaus auch ein paar Tore mehr für YB werden können. Und dennoch wäre es mit zunehmender Spieldauer immer gewagter geworden, die richtigen Hauptdarsteller zu erraten, die am Schluss zu diesem Resultat beitragen.
Obwohl, eigentlich beginnt es schon bei der Art und Weise, wie YB auftritt. Vielleicht passt an diesem Tag einfach sehr vieles zusammen, vielleicht haben die Young Boys auch einfach auf diese Gelegenheit gewartet. Auf dieses spezielle Spiel, das erste nach dem 125-Jahre-Vereinsjubiläum und erstmals vor 31’500 Zuschauenden (vor der Kapazitätserhöhung waren es 31’120). Auf jeden Fall liefert YB ab, im schicken schwarz-goldenen Jubiläumsshirt zeigt es so deutlich wie noch selten unter Raphael Wicky, zu welcher Leistung dieses Kader fähig ist.
Eine Berner Machtdemonstration
Der festliche Anlass wird schon vor Anpfiff deutlich, die Fans haben eine spezielle Choreo vorbereitet, um den Basler Gästen gleich mal die Erfolge ihrer Lieblinge unter die Nase zu reiben, musikalisch begleitet von einer Livedarbietung des YB-Songs. Irgendwie verständlich, dass die Spieler ihre eigene Party nicht vermiesen wollen.
Wer danach das Geschehen auf dem Berner Kunstrasen verfolgt, hat Mühe, zu glauben, dass dieses Aufeinandertreffen von Bernern und Baslern tatsächlich mal ein echtes Spitzenspiel war. Zu einseitig ist die Partie von Beginn an, zu dominant tritt YB auf. Von diesem Angsthasenfussball, der den Young Boys ab und zu mal wieder vorgeworfen wird, ist nichts zu sehen – ganz im Gegenteil. Mit dem zentralen Mittelfeld-Duo Sandro Lauper und Fabian Rieder kombinieren sich die Berner immer wieder durchs Basler Pressing, vorne überfordert YB die FCB-Dreier-/Fünferkette ein ums andere Mal. Nicht nur mit einem glänzend aufgelegten Christian Fassnacht und dem immer stärker werdenden Kastriot Imeri, auch die Aussenverteidiger Lewin Blum und Ulisses Garcia sind ein echtes Problem für die bemitleidenswerten Gäste. Und dann sind da ja noch Liga-Toptorschütze Jean-Pierre Nsame und der in Hochform spielende Meschack Elia.
Logisch wäre gewesen, hätte Elia das Wankdorf endgültig zur Festhütte verwandelt, er schafft es aber nicht, Blums Hereingabe aus wenigen Metern aufs Tor zu bringen. Kurz darauf fehlt Fassnacht nur wenig, um Garcias Mischung aus Schuss und Flanke über die Linie zu grätschen. Gespielt sind da noch keine zehn Minuten. Und weitere zehn Minuten später grenzt es fast schon an Wahnsinn, dass die Young Boys weiterhin auf ihren ersten Treffer warten müssen.
Hitz hext
YB versucht es auf alle erdenkliche Arten: über aussen, durch die Mitte, mit Balleroberungen um den gegnerischen Strafraum, per Eckball – und sogar mit einem Konter. Dann, als die Basler erstmals etwas aufgerückt sind, Elia Platz hat, Fassnacht bedient und dieser direkt auf Imeri spielt. Ein schneller, präziser Angriff, sehenswert, aber mit einem Spielverderber. Marwin Hitz, FCB-Trainer Heiko Vogel sollte ihn später mit Nachdruck «bester Torwart der Liga» nennen. Es ist seine erste von zahlreichen Paraden an diesem Sonntagnachmittag. Die beste folgt dann in der 36. Minute, wie schon am Donnerstag in der Conference-League-Partie gegen Bratislava wird er zum Penalty-Helden.
Kurz zuvor dreht sich Nsame um Andy Pelmard, wird vom FCB-Verteidiger im gegnerischen Strafraum zu Fall gebracht. Eine starke Aktion, es ist verständlich, dass sich der Stürmer für seine Aktion gleich selber belohnen will. Grundsätzlich ist er ja auch ein sicherer Schütze, dieses Mal scheitert er aber an Hitz. Und so muss Wicky später resümieren: «Wenn wir nach einer ersten Halbzeit ein Tor verdient gehabt hätten, dann wäre es sicher heute gewesen.» Besonders glücklich ist er darüber, wie seine Spieler den Plan umsetzen, Basel früh im Spielaufbau zu stören, ihnen Zeit und Raum zu nehmen: «Wir wussten, wie gefährlich die Basler sein können, wenn sie Platz haben.»
Etwas weniger glücklich dürfte zu diesem Zeitpunkt Cedric Itten sein, für den besten Assistgeber der Liga rundet seine Rolle als Ersatzspieler eine für ihn enttäuschende Woche ab. Ausgerechnet gegen seinen Jugendclub muss er von Beginn an zuschauen, nur wenige Tagen nachdem er hat verkraften müssen, dass Nationaltrainer Murat Yakin vorerst auf ihn verzichtet. «Wir haben unter der Woche miteinander gesprochen», sagt danach Wicky, den Inhalt des Gesprächs will er aber für sich behalten. Der Trainer verrät nur so viel: «Wir haben vier gute Stürmer, spielen können aber nur zwei. Klar, dass es immer wieder Enttäuschungen gibt.»
Itten empfiehlt sich nochmals
Also muss Itten dabei zuschauen, wie seine Teamkollegen Chance um Chance vergeben. Zuerst von der Bank aus, dann von der Seitenlinie, als er während des Warmlaufens sieht, wie Elia mal wieder an Hitz scheitert. Immerhin gibt ihm dann Wicky eine halbe Stunde, um zu zeigen, dass er es besser kann als seine Konkurrenten. Nach so einer Woche wäre es nur logisch gewesen, wenn ihm das nicht gelungen wäre.
Doch diese halbe Stunde reicht dem Stürmer, um nicht nur ein Tor, auch nicht zwei, sondern gleich drei Treffer zu erzielen. Ein seltenes Kunststück, ein sogenannt perfekter Hattrick: Er trifft mit links, mit rechts und per Kopf. «Schon speziell» sei das, viel überschwänglicher wird es beim 26-Jährigen aber dann doch nicht.
Damit ist Itten nun nicht mehr nur bester Vorbereiter der Liga, mit 14 Treffern überholt er auch Sturmkonkurrent Nsame in der Liste der Top-Torschützen. Vielleicht sind das mittlerweile genug Argumente, um Yakin doch noch von einer nachträglichen Nominierung zu überzeugen. Platz wäre da, nach dem verletzungsbedingten Forfait von Xherdan Shaqiri dürfte auch Andi Zeqiri ausfallen. Der FCB-Stürmer musste nach einem Zweikampf mit Cédric Zesiger bereits früh in der Partie ausgewechselt werden. Wie schwer seine Verletzung wirklich ist, werden Tests am Montag zeigen – wie der 23-Jährige von seinen Teamkollegen getröstet wurde, lässt aber wenig Gutes erahnen.
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