Wie «Joker» Ghadhafis Internetseite lahmlegte
Ein Hacker hat es auf Webseiten abgesehen, die islamistische Propaganda verbreiten. Opfer einer Attacke wurde auch der libysche Diktator. Jetzt hat «Joker» erstmals über sein Treiben gesprochen.

Seit einem halben Jahr betreibt ein Hacker, der sich einfach nur «Joker» nennt, ein besonderes Hobby. Er greift Online-Jihadisten an, legt ihre Webseiten lahm. Wenn er zuschlägt, verkündet «Joker» seine Erfolge über Twitter. Zuletzt, am 14. Juni, vermeldete er einen gelungenen Angriff auf die offizielle Internet-Plattform der Taliban. Einen speziellen Coup hatte «Joker» Ende Februar gelandet. Er hackte die Internetseite von Libyens Staatschef Muammar Ghadhafi und schaltete diese eine Stunde lang ab. Anlass war Ghadhafis Aufruf zum «Jihad gegen die Schweiz».
Der Zeitung «Die Welt» ist es nun gelungen, ein Interview mit dem Hacker zu machen. Aus Sicherheitsgründen machte der Computerspezialist praktisch keine Angaben über seine Identität. Bekannt ist lediglich, dass er ein ehemaliger Militärangehöriger ist und dass er alleine arbeitet. Gemäss eigenen Angaben nutzt «Joker» eine eigens kreierte Software. Sie lässt die Internet-Plattformen von Islamisten innert weniger Minuten zusammenbrechen und schaltet sie ab. Der Hacker entscheidet selber, wie lange die Webseiten abgeschaltet bleiben. Und er macht sich einen Spass daraus: Nach einem Hackerangriff liess er zum Beispiel verlauten: «Ausgeschaltet für 30 Minuten, aufgrund der Online-Anstiftung junger Muslime zum gewaltsamen Jihad.»
Terror-Kommunikation unzuverlässig machen
«Ich greife Webseiten an, die Jihad-Propaganda, Rekrutierung, Ausbildung und Organisation betreiben. Sie stellen nicht nur eine Bedrohung im Internet dar, sondern auch die grösste Einzelbedrohung für die reale Welt», sagt Hacker Joker im «Welt»-Interview. «Macht man diese Methoden der Terror-Kommunikation unzuverlässig, werden sie nutzlose Werkzeuge.» Der Hacker will erkannt haben, dass die Rekrutierung von Terroristen über das Web immer bedeutender wird. Damit sollen technisch versierte Muslime für terroristische Aktionen gewonnen werden.
Sein Engagement gegen den Online-Jihadismus begründet Hacker «Joker» mit der Überzeugung, «dass kein anderer die Bedrohung wirklich ernst nimmt». Und dass er jeden Angriff twittert, dient dazu, «die Moral der Webseiten-Betreiber zu untergraben. Ausserdem macht es die offiziellen Antiterror-Behörden auf sie aufmerksam». Das langfristige Ziel sei es, mit den Servern, Systemen und Methoden der Online-Islamisten zu spielen, «bis sie nicht mehr wissen, wem sie vertrauen können», sagt der Hacker. Dann werde das Internet zu einem ineffektiven Instrument für die Terroristen.
An die Online-Jihadisten sendet «Joker» eine klare Botschaft: «Das war noch lange nicht alles. Wartet ab, bis sie eine Ladung von dem bekommen, was noch in meinem Programmier-Kochtopf schwelt.»
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