Der Westen und seine Blutspur im islamischen Raum
Nach dem Anschlag auf Badetouristen in Tunesien packte Saïda Keller-Messahli grosse Wut. Die Präsidentin des Forums für einen fortschrittlichen Islam ist überzeugt: Die Bluttat hätte verhindert werden können. Und sie spart nicht mit Kritik am Westen, aber auch an den Muslimen selbst.
Was herrscht bei Ihnen nach dem Anschlag im tunesischen Sousse vor, Schock, Trauer oder Wut?
Saïda Keller-Messahli:Ich habe eine riesige Wut im Bauch. Es ist unverständlich, dass 38 unschuldige Menschen ihr Leben lassen mussten, und dies ausgerechnet in der jungen Demokratie Tunesien. An diesem schwarzen Freitag war ich natürlich auch geschockt und klebte den ganzen Abend vor dem Bildschirm, telefonierte mit meiner Mutter in Tunesien, um mehr zu erfahren.