Bericht stellt Tony Blair an den Pranger
London-Korrespondent Sebastian Borger über Tony Blairs Rolle vor und während des Irakkrieges.
Einsame Entscheidungen des Premierministers ohne jegliche Einbeziehung des Kabinetts; einseitige Interpretation unklarer Geheimdiensterkenntnisse; eine nicht gerechtfertigte Invasion; totales Fehlen einer Strategie für die Besetzung des besiegten Landes – der Bericht einer unabhängigen Kommission über Vorgeschichte, Verlauf und Folgen der britischen Beteiligung am Irakkrieg 2003 lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig.
Die Reaktion des Hauptverantwortlichen Tony Blair blieb hinter den bescheidenen Erwartungen der skeptischen Öffentlichkeit Grossbritanniens zurück. Der damalige Premierminister (1997–2007) beharrt auf seinen stets vorgebrachten Entschuldigungen: Saddam Hussein sei ein brutaler Diktator gewesen, die Geheimdienstler hätten ein ABC-Waffen-Programm vermutet, seine Aussenpolitik habe auf grösstmögliche Nähe zu Amerika abgezielt. Einen Fehler räumt der heute als Berater US-amerikanischer Investmentbanken tätige Geschäftsmann nicht ein. Sein Ruf ist gänzlich ruiniert.