Berner Traumfinal vor Traumkulisse
Sonntag um 15.30 Uhr (live auf SRF info) spielen Floorball Köniz und Wiler-Ersigen in Kloten um den Meistertitel. Der Superfinal zweier Berner Teams verspricht Spannung.

Die Affiche des Superfinals mutet an wie ein Traum – zumindest aus Berner Warte. Auf der einen Seite: der langjährige Ligadominator, Qualifikationssieger und amtierende Meister Wiler-Ersigen, der mit einer makellosen 8:0-Siegbilanz durch das Playoff fegte.
Ein Verein, eingebettet zwischen dem Unteremmental und dem Kanton Solothurn, der seit dem Gewinn der ersten Meisterschaft 2004 wie eine Maschine aufs Siegen gepolt ist, elf Meistertitel im Briefkopf stehen hat, über eine Leistungskultur und ein Selbstverständnis verfügt, das an den deutschen Fussballrekordmeister Bayern München erinnert und die Gier besitzt, immer noch mehr Titel einzuheimsen.
Finalpaarung ist kein Zufall
Auf der anderen Seite: Herausforderer Floorball Köniz, Zweiter in der Qualifikation, der im Playoff spielerisch nochmals zulegte und mit einer 8:3-Bilanz souverän in den Superfinal einzog. Ein Vorzeigeclub in der zwölftgrössten Stadt der Schweiz, welcher die Meistertrophäe indes noch nie in der Vereinsvitrine ausstellen konnte und erpicht darauf ist, dies endlich zu ändern.
«Es ist kein Zufall, stehen diese zwei Teams im Final», sagt Nationalcoach David Jansson. «Bei beiden Vereinen ist ein roter Faden zu erkennen, der sich durch die Juniorenstufen bis zur ersten Mannschaft zieht. Diese Spitzenteams haben ihre DNA, die sie auszeichnet.» Wiler-Ersigen versus Floorball Köniz ist auch der Vergleich der Trainerlegenden Thomas Berger und René Berliat, zwei Freaks, die seit bald dreissig Jahren unendlich viel Herzblut ins Unihockey investiert haben.
Duell der Charismatiker
Zwei Pioniere, beide 49-jährig, die zum Aufschwung der einstigen Schulsportart beitrugen, charismatische Typen, die alles für den Erfolg machen und eine ähnliche Sichtweise aufs Spiel haben. So ist es keine Überraschung, treffen im Superfinal die defensivstärksten Equipen aufeinander. Berger und Berliat legen viel Wert auf Disziplin und ein taktisch stabiles Grundkorsett. Und obgleich die zwei Trainer zu Beginn der Saison diverse neue Spieler in ihre Teams integrieren mussten, zeichneten sich die Equipen zuletzt im Playoff durch eine Stabilität und Homogenität aus.
Beide Teams gelten zudem als konterstark, lauern gerne auf Fehler des Gegners, um dann mit starken Offensivakteuren gnadenlos zuzuschlagen, wobei Wiler-Ersigen auch gerne mit viel Ballbesitz agiert. «Beide Teams haben Qualitäten in der Defensive als auch in der Offensive, beide Trainer sind absolute Taktikexperten», erklärt Nationalcoach Jansson. «Die Tagesform wird entscheidend sein.»
Selbstbewusstsein stimmt
«Wenn wir unser Spiel durchziehen, wissen wir, dass wir fast nicht zu bezwingen sind», sagt Wiler-Ersigen-Goalie Nicolas Wolf, der nach dem Final seine Karriere beenden wird. «Wenn bei uns alle ihren Job erledigen und der Fokus stimmt, ist es schwer, uns zu schlagen», erklärt derweil der Könizer Torhüter Patrick Eder. Die Aussagen der Torverhinderer zeigen: Das Selbstvertrauen ist bei beiden Teams riesig. Die Ausgangslage für einen spannenden Superfinal ist also optimal. Traumhaft enden wird er indes nur für einen Berner Verein. (lüp)
Im grellen Schaufenster
Unihockey hat sich als TV-Sport etabliert. Die SRG ist zufrieden und hat den Vertrag mit dem Verband verlängert.
Wie im Vorfeld des Superfinals bekannt wurde, verlängerte die SRG den Vertrag mit Swiss Unihockey bis 2022/2023. Somit ist gewährleistet, dass SRF 2 auch in den nächsten fünf Saisons ab den Viertelfinals eine Playoff-Partie pro Woche live in die Schweizer Stuben senden wird.
«Dass sich die SRG entschieden hat, Unihockey auch für die nächsten fünf Jahre fix in ihr Programm aufzunehmen, bestätigt die Attraktivität unserer Sportart. Das Schaufenster trägt stark zur Etablierung und zur Akzeptanz von Unihockey als Profisport bei», erklärt Daniel Bareiss, Zentralpräsident von Swiss Unihockey.
Höhere Präsenz
Obgleich die Liveübertragungen für die Heimteams mitunter auch einen beträchtlichen logistischen Mehraufwand bedeuten und teils auch eine Kompromissbereitschaft bezüglich Hallenbelegungen erfordern, profitieren die Vereine unter dem Strich von der gestiegenen medialen Präsenz. Denn dank den TV-Übertragungen berichteten in letzter Zeit auch vermehrt Medien über Unihockey, die den Sport bis dato verschwiegen hatten.
Köniz-Präsident Martin Schäfer etwa sagte während des zweiten Halbfinalheimspiels gegen GC, das mehr als 1300 live in der Halle schauten, gegenüber Swissunihockey.tv: «Die Liveübertragungen von SRF haben einen positiven Effekt. Ich habe heute Leute gesehen, die zum ersten Mal in der Halle waren, weil sie dank des TV-Spiels Lust bekamen, dies vor Ort zu erleben.»
Für Roland Mägerle, Leiter Business Unit Sport SRG, besitzt Unihockey viel Potenzial: «Wir erreichen ein junges Publikum. Die Beliebtheit des Sports ist uns mit vielen positiven Reaktionen bestätigt worden.» Allerdings sind die Marktanteile noch ausbaufähig, lagen sie doch in diesem Jahr teilweise unter 10 Prozent. (lüp)
Die einen murren, die anderen schweigen
Auf der Website Wiler- Ersigens findet sich vor dem Superfinal viel Inhalt – und viel Skepsis. Köniz hat auf eine eigene Vorschau verzichtet.
«Liebe YB-Fans...», beginnt eine der Mitteilungen, die Wiler-Ersigen in dieser Woche auf seiner Internetseite veröffentlicht hat. Der Text stellt dem Berner Fussballpublikum trotz klarer Dominanz seines Lieblingsclubs eine weitere Finalissima gegen Basel in Aussicht – und beklagt, genau das geschehe im Unihockey. Es ist bekannt, dass die Unteremmentaler dem Format Superfinal sehr skeptisch gegenüberstehen. Dieser Tage kommunizieren sie besonders offensiv, nennen den Modus wahlweise ein «Virus» oder «blanken Unsinn». Es leuchtet aber ein, sähe der Serienmeister die Meisterschaft lieber in einer Best-of-seven-Serie entschieden. In dem Fall lägen fast alle Vorteile beim Team von Thomas Berger.
So aber kommt es morgen Nachmittag in Kloten zu den 60 Minuten der Wahrheit. Das bietet die Chance zum sukzessiven Spannungsaufbau, im Lager des Titelverteidigers ist das Engagement gross: An jedem Wochentag ist ein Text erschienen; neben den kritischen Bemerkungen stöbert das Redaktionsteam auch tief in den Statistikbüchern.
Und die Informationsleistung steht in starkem Kontrast zu dem, was beim Finalgegner Köniz zu finden ist. Ein Hinweis auf übrige Finaltickets erinnert knapp an das bevorstehende Highlight. Gestern Abend stammte die neuste Meldung von einem Sichtungstraining für Junioren, das nächste Woche stattfindet. Eine Vorschau zum Superfinal fehlt.
Immerhin ein Dokfilm
Dafür liess Floorball Köniz Mitte Februar aufhorchen: mit einem aussergewöhnlichen Einblick ins Innenleben der Mannschaft. Yann Ruh, morgen selbst Finalteilnehmer, begleitete das Team im Rahmen seiner Maturarbeit während der letzten Saison mit einer Kamera. Ruh machte daraus einen Film von 59 Minuten, den er «Erwartungen» getauft hat. Diese könnten, just in der Saison der Publikation, mit dem Gewinn des Meistertitels in Erfüllung gehen.
Überhaupt betreiben die Könizer im Videobereich grossen Aufwand. In den Pausen und nach den Spielen gibt es jeweils einen Talk, der via Livestream übertragen wird. Da hält Wiler- Ersigen nicht ganz mit, bietet mit Videointerviews nach Heimspielen aber auch überdurchschnittlichen Service.
Morgen werden sich die Berner Spitzenclubs dem nationalen Publikum präsentieren. Bis jetzt gilt: Die einen murren, die anderen schweigen. (lsi)
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