Interview mit Jugendpsychiater«Buben verdrängen ihre Ängste und Probleme»
Vor allem Mädchen mit psychischen Problemen werden stationär behandelt – Buben leiden aber nicht weniger. Oliver Bilke-Hentsch fordert Eltern und Schulen auf, genau hinzuschauen.

Herr Oliver Bilke-Hentsch, Ihr Berufskollege aus Bern, Michael Kaess, sagte kürzlich: «Wir sind Land unter.» Ist die Situation in der Kinder- und Jugendpsychiatrie tatsächlich so gravierend?
Die Schwierigkeit während der Pandemie ist nicht, dass neue Problematiken auftauchen, sondern, dass es keine Entspannungsphase gibt. Ein Problem lagert sich aufs nächste. Die betroffenen Kinder und Jugendlichen befinden sich im Dauerstress. Man muss sich das wie bei einem heissen Sommer vorstellen: Man hält die Hitze aus, weil man weiss, dass es in der Regel ab August wieder kühler wird. Wenn sie aber einfach weiter anhält, hat man Mühe, und es kommt zu einer Krise.