Bund will Hirsche umsiedeln
Nun beschäftigen die Oberaargauer Rothirsche sogar den Bund: Der eidgenössische Jagdinspektor Reinhard Schnidrig will 5 bis 10 Tiere im Längwald betäuben und im Jura wieder aussiedeln. Getötet wird vorderhand nicht.

Tierisch gut fühlt sich der Rothirsch im Oberaargau. Vor fünf Jahren galt die Region noch als hirschfrei, heute wird der Bestand auf 24 Tiere geschätzt. Der grösste Teil lebt im Längwald zwischen Wangen und Gunzgen. Und von dort können die Könige der Wälder nicht mehr weiter – weil die Autobahn A1 ihren Lebensraum zerschneidet und eine Wildbrücke fehlt. Folge: Die Wildschäden nehmen immer grössere Ausmasse an, junge Bäumchen werden geschält, Äste geknickt oder gleich abgefressen. Das ärgert die Waldbesitzer – und bringt sogar den eidgenössischen Jagdinspektor Reinhard Schnidrig auf den Plan. Er möchte mit den Längwald-Hirschen ein Bundesprojekt machen. Die Idee: Fünf bis zehn Rothirsche sollen betäubt und in den nahen Jura umgesiedelt werden. Dort gebe es für die Tiere noch einige geeignete Lebensräume, ist Mark Struch, Wildbiologe des Kantons Solothurn, überzeugt: «Im Gebiet Solothurn – Baselland werden heute nur Einzeltiere beobachtet, immerhin ein paar hundert sind es im südwestlichen Jura, also in den Kantonen Neuenburg, Waadt und Genf sowie im angrenzenden französischen Gebiet des Departements de l'Ain.» Betäubt über die Autobahn«Über die Rothirsche im Jura wissen wir noch sehr wenig», sagt Jagdinspektor Reinhard Schnidrig. «Deshalb wäre es interessant, die Tiere aus dem Längwald mit Sendern auszurüsten und auf ihren Wanderungen zu begleiten.» Das Projekt würde vom Bund finanziert, die Kantone müssten allerdings ihre Zustimmung geben – und so weit ist es noch nicht. «Bis jetzt habe ich sehr viele positive Signale erhalten», sagt Schnidrig. Für Mitte August ist ein Treffen mit Jagd-, Forst- und Waldverwaltern der Kantone Bern, Solothurn, Aargau und Baselland angesagt, in einem zweiten Schritt würden auch die Jurakantone der Romandie mit einbezogen. Schnidrig: «Schön wäre es, wenn wir schon im Winter mit der Umsiedlung starten könnten.» Was sagen Waldbesitzer?Scheitern könnte das Projekt am Widerstand von Landwirten und Waldbesitzern aus dem Juragebiet. Die Basis der Solothurner Waldbesitzer habe man bisher noch nicht befragt, sagt Wildbiologe Mark Struch. «Das folgt zu einem späteren Zeitpunkt.» Wichtig sei, dass der Kanton Solothurn bald ein Rotwildkonzept erhalte. Darin könne das Management der Tierart geregelt werden.Bis die Gespräche mit dem Bund geführt sind, will der Kanton Bern erst mal abwarten. Die Idee, im kommenden Herbst einige Rothirsche im Längwald abzuschiessen und so die Situation kurzfristig zu entspannen, wurde fallen gelassen. «Das würde die Bevölkerung nicht verstehen», ist der eidgenössische Jagdinspektor Reinhard Schnidrig überzeugt. «Endlich ist der Hirsch zurück im Mittelland. Da wollen wir ihn fördern – und nicht gleich wieder vertreiben.»
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