Comparis als Frauenschreck
Frauen schauen besser nicht bei Comparis nach, was die Rentenreform für sie bedeutet. Ihnen würden die Haare zu Berge stehen. Der Rentenrechner des Vergleichsdiensts steht in der Kritik. Andere rechnen derweil erklärtermassen einseitig.

Man muss kein Egoist sein, um sich zu fragen, was die Rentenreform für das eigene Portemonnaie bedeuten würde. Wie viel an Lohnbeiträgen und Mehrwertsteuer muss ich zusätzlich bezahlen, wenn die Vorlage am 24. September angenommen wird? Und wie verändert sich meine Rente?
Im Internet stehen mehrere Rechner bereit, um genau diese Fragen zu beantworten, allerdings nur für Einzelpersonen, da Berechnungen für Ehepaare endgültig zu kompliziert wären. Auch für Singles sind die Zahlen mit Vorsicht zu geniessen. Das gilt ebenso für den «Abstimmungsrechner» des Vergleichdiensts Comparis. Diesem wirft der Gewerkschaftsbund gar «Schummelei» vor. Skeptisch ist auch das Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV), das von «problematischen Annahmen» spricht, wie die «Aargauer Zeitung» berichtet.
Zum Beispiel nehme der Rechner beim Lohn eine Entwicklung an, blende aber die AHV-Rentenerhöhungen alle zwei Jahre aus – und mache so die Reform unattraktiver. Der Rechner berücksichtigt auch nicht, dass die Erhöhung des Rentenalters der Frauen auf 65 Jahre etappenweise umgesetzt wird. Immerhin: Im Kleingedruckten weist Comparis offen auf all diese Annahmen hin.
Bei Frauen wirds kompliziert
Handfeste Folgen hat vor allem eine Frage: Wie weist man die Folgen für die Frauen aus? Sie müssen ein Jahr länger arbeiten und Lohnbeiträge einzahlen, bis sie eine volle Rente erhalten. In diesem Jahr erhalten sie Lohn. Wie soll man rechnerisch mit der Rente umgehen, die die Frauen in diesem Jahr bekommen würden? Comparis löst dieses Problem so: «Die entgangene Rente wird miteinbezogen, nicht aber der allenfalls während dieser Zeit erzielte Lohn.» Sprich: Die Jahresrente wird kurzerhand als Verlust verbucht. So weist der Rechner für Frauen fast durchs Band weg negative Ergebnisse aus. Das passt wiederum dem Gewerkschaftsbund nicht, der die Reform – und damit auch das höhere Frauenrentenalter – unterstützt.
Der «Milchbüechlirechner»
Doch es gibt nicht nur Comparis. Das Schweizer Fernsehen hat für die Reform eigens einen «Milchbüechlirechner» aufgeschaltet, der über die individuellen Folgen Auskunft geben soll. Ein paar Tests zeigen, dass die Ergebnisse für Männer relativ ähnlich ausfallen wie bei Comparis. Bei Frauen aber lässt der «Milchbüechlirechner» die Reform besser aussehen, da er das höhere Frauenrentenalter nicht einrechnet.
Einseitig auf beiden Seiten
Offensichtlich einseitig rechnet der Gewerbeverband, der die Reform ablehnt. Er bietet einen «Kostenrechner» an, der nur die Mehrbelastung ausweist. Was sich bei den Renten tut, blendet er aus. So ist die Bilanz immer negativ, sogar bei Männern, die über 45 Jahre alt sind und somit von der Besitzstandgarantie in der 2. Säule profitieren und gleichzeitig 70 Franken mehr AHV erhalten. In dieser Gruppe gibt es viele Fälle – gerade bei tieferen Löhnen –, in denen die Reform lukrativ ist (wir berichteten).
Die Befürworter der Reform halten sich mit Rechnern zurück. Doch auch hier wird teilweise einseitig kalkuliert. So wirbt der Gewerkschaftsdachverband Travailsuisse mit einem Dokument unter dem Titel «Was bedeutet die Altersreform für meine Rente?». Die aufgeführten Einzelbeispiele sind sehr beruhigend: Alle profitieren. Wie das geht? Indem die Gewerkschafter das Gegenprogramm zum Gewerbe bieten: Sie zeigen nur die Rentenverbesserung und blenden die Zusatzkosten aus.
Was tun, wenn man die Folgen für sich abschätzen will? Naheliegend scheint, die Rechner von SRF und Comparis zu konsultieren, wobei Frauen unbedingt auf die Details achten sollten. Falls die Zahlen stark abweichen, ist guter Rat teuer. Hinweise auf die Grössenordnung der Auswirkungen geben Dokumente mit Fallbeispielen auf der Internetseite des BSV, darunter auch einzelne für Ehepaare.
Man findet die Internetseiten am besten via Google (mit den Stichworten Comparis Rentenreform, Milchbüechlirechner, Kostenrechner Reform bzw. BSV Abstimmungsdokumentation).
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch