Das Dach der Eisbahn bleibt erhalten
Wichtiger Schritt auf dem Weg zur Gesamtsanierung der Eissportanlagen im Grabengut: Der Sieger des Architekturwettbewerbs ist bestimmt.
Einen Song über des Schweizers liebste Eissportart hat er zeitlebens nie veröffentlicht – was also hat der letztes Jahr verstorbene Polo Hofer mit Eishockey zu tun? Nun, er gibt dem Siegerprojekt für die Gesamtsanierung der Eissportanlagen Grabengut den Namen. Kurz und bündig «Polo» heisst der Wettbewerbsbeitrag des Luzerner Architekturbüros Marques. Am Donnerstag lüftete der Thuner Gemeinderat den Schleier und präsentierte im Rathaus das aus sechs Beiträgen von einer Jury ausgewählte Siegerprojekt.
Ein «gewachsenes Gebastel» nannte Roman Gimmel (SVP), Vorsteher der Direktion Bildung, Sport, Kultur, den heutigen Zustand im Grabengut. Die Eisbahn «funktioniert einfach grad so, ist aber nicht mehr zeitgemäss». Sein Gemeinderatskollege, Bauvorsteher Konrad Hädener (CVP), verwies auf die Stadtratssitzung im Jahr 2012, in der verschiedene Varianten für die Sanierung gefordert worden seien. Unter anderem redete damals ein gewisser Stadtrat Konrad Hädener der Regierung ins Gewissen, vorwärtszumachen und auf einen Wettbewerb zu verzichten.
Als «Ironie des Schicksals» bezeichnete Hädener, dass er mittlerweile selber Gemeinderat und erst noch Bauvorsteher ist. In dieser Funktion lancierte er nämlich den Wettbewerb, präsidierte die Jury – und revidierte seine Meinung, was den Wettbewerb betrifft: «Die Beiträge zeigten auf, dass eben doch gestalterischer Spielraum besteht!»
Kosten: Bis zu 25,67 Millionen
Die Stadt verlangte von den Wettbewerbern, dass sie mit Modulen arbeiten, die unabhängig voneinander realisiert werden können – und so eben die geforderten Varianten ermöglichen:
- Das Grundmodul 1 umfasst etwa, dass aus dem Haupteisfeld eine geschlossene Halle wird und alle Garderoben und Betriebsräume neu gebaut werden. Das Kostenziel gemäss einer Machbarkeitsstudie liegt dafür bei 18,9 Millionen Franken.
- Im Modul 2 ist die Sanierung der Curlinghalle sowie eine neue Eispiste auf dem Hauptfeld enthalten. Letzteres würde einen Ganzjahresbetrieb ermöglichen. Die Zusatzkosten würden rund 2,5 Millionen betragen.
- Das Modul 3 sieht die Überdachung des zweiten Eisfelds und eine Fotovoltaikanlage vor. Zusatzkosten: rund 3,7 Millionen.
- Mit dem Modul 4 würde für rund 0,6 Millionen Franken der aareseitige Vorplatz saniert und neu gestaltet.
Werden alle Module realisiert, liegen die Gesamtkosten bei 25,67 Millionen, was etwa dem Betrag entspricht, der im Aufgaben- und Finanzplan der Stadt für das Projekt eingestellt ist. In dieser Grössenordnung bewegt sich laut Konrad Hädener auch das Siegerprojekt – wobei genauere Kostenschätzungen erst bei einem konkreten Bauprojekt möglich seien.
Dach bleibt, Fassade wird neu
«Polo» will ein wesentliches Element der heutigen Eisbahn beibehalten: das Dach. Dieses soll statisch verstärkt und mit zusätzlichen Dachelementen sowie einer neuen Fassade aus Holz und Beton ergänzt werden. Mit eingefärbtem Beton wollen die Planer den Bezug zum Sandstein in der Altstadt herstellen – angestrebt wird laut Architekt Daniele Marques «ein warmer, freundlicher Ausdruck». Marques führte vor den Medien aus: «Der Wunsch war, dass eine eigentliche Arena, ein Hexenkessel entsteht.» Dies soll mit einer umlaufenden Tribüne und steiler als üblich angeordneten Sitzreihen erreicht werden.
Gemeinderat Hädener lobte den «behutsamen Umgang» mit der bestehenden Situation. So wird etwa die Geometrie der Eisfelder übernommen, was bei anderen Wettbewerbsbeiträgen nicht der Fall ist. Hädener weiter: «Das Projekt schafft es, das bisherige Flickwerk mit bescheidenen Interventionen in ein Eissportzentrum zu verwandeln.» Die umlaufende Tribüne bezeichnete er als «matchentscheidend» für die Atmosphäre.
Umsetzung 2021 und 2022?
Die Marques Architekten AG ist im Übrigen kein Neuling, was Sportbauten angeht: Sie zeichnete etwa für das Fussballstadion Allmend in Luzern verantwortlich und startet noch in diesem Jahr die Gesamtsanierung des Davoser Hockeystadions. Was das Grabengut betrifft, verifiziert das Planerteam nun in einem nächsten Schritt die Gesamtkosten. Daraus ergibt sich eine Schätzung als Grundlage für den Projektierungskredit. Dieser wiederum soll im Spätsommer in den Stadtrat kommen.
Das Parlament hat auch die Möglichkeit, sich nur für das Grundmodul – allenfalls plus einzelne Zusatzmodule – zu entscheiden. «Der Gemeinderat wird eine Empfehlung abgeben», blickte Roman Gimmel voraus. Wie diese aussehen werde, könne er im Moment aber noch nicht sagen.
Ebenfalls unklar ist, ob auf eine Überbauungsordnung (ÜO) verzichtet und die bestehende Zone mit Planungspflicht beibehalten werden kann. Dies hängt laut Konrad Hädener vom Variantenentscheid ab. Ohne ÜO ist vorgesehen, dass 2019 das Bauprojekt ausgearbeitet wird und im Frühling 2020 eine Volksabstimmung stattfindet. Die Ausführung der Sanierung wäre dann in zwei Sommeretappen in den Jahren 2021 und 2022 möglich.
Ein Polo-Hofer-Platz?
Bleibt eine letzte Frage: Warum haben die Architekten den Namen «Polo» ausgewählt? Daniele Marques erklärte: «Polo Hofer kommt aus der Gegend. Und er weckt Emotionen, so wie der Sport Emotionen weckt.» Dass das Eissportzentrum dereinst den Namen «Polo» tragen wird, kann sich Gemeinderat Hädener nicht vorstellen. Marques wies aber darauf hin, dass der Platz zum Aareufer hin ja dereinst einen Namen brauche. Und da könnte Polo Hofer durchaus wieder ins Spiel kommen...
Alle Wettbewerbsbeiträge sind vom 5. bis 15. Februar im Rathaus Thun ausgestellt (werktags von 8 bis 11.45 sowie 14 bis 17 Uhr und am Samstag, 10. Februar, von 10 bis 16 Uhr). Am 12. Februar um 18.30 Uhr findet im Rahmen des Architekturforums eine Führung statt.
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