Das Wachstumsrezept der Apotheken
Der grösste Schweizer Apothekenbetreiber Galenica erweitert sein Filialnetz, während Banken und Post Standorte schliessen. Dabei erwartet auch Galenica Druck auf die Medikamentenpreise.

Bei Galenica stehen Apotheken und der Grosshandel wieder im Zentrum. Im April 2017 trennte sich die Pharmasparte Vifor ab, und damit endete bei Galenica auch die Ära des langjährigen Patrons Etienne Jornod.
Der in Bern ansässigen Galenica verblieben neben dem Apotheken- und dem Logistikgeschäft bekannte Gesundheitsprodukte wie Algifor, Merfen oder Perskindol.
Das verspricht zwar robuste Gewinne und Dividenden, weckt aber nur bescheidene Wachstumsfantasien. So sind auch die Investoren Martin Ebner und Remo Stoffel von Galenica mit Vifor abgesprungen und dort die grössten Aktionäre geworden.
Galenica-Chef Jean-Claude Clémençon betonte am Dienstag umso mehr, der Konzern habe 2017 ambitiöse Wachstumsziele erreicht. Laut Clémençon, der seit 1995 für die Gruppe arbeitet und zuletzt das Retailgeschäft leitete, übertraf Galenica das Wachstum des Schweizer Pharmamarktes von 4,2 Prozent klar.
Der Umsatz wuchs nämlich um 6,8 Prozent auf rund 3,2 Milliarden Franken. Der Gewinn kletterte gar um gut ein Drittel auf 124 Millionen Franken. Dazu trug allerdings ein Sondereffekt aus Pensionskassenguthaben bei.
Das Wachstum angetrieben haben neue Produkte, die Übernahme der Ärztegrossistin Pharmapool und der Ausbau des Apothekennetzes. Galenica betreibt mittlerweile 337 eigene Apotheken unter Marken wie Amavita und Sun Store. Dazu kommen die Apotheken der gemeinsam mit Coop betriebenen Kette Coop Vitality und die unabhängigen Partnerapotheken von Feelgood's.
Total sind es rund 500 Standorte: Galenica eröffnete 5 Apotheken 2017, übernahm 6 weitere und schloss 3 Standorte. Neu gehört ihr auch die umsatzstärkste Apotheke der Schweiz, jene am Hauptbahnhof Zürich.
5 bis 15 neue Apotheken
Galenica wolle das Filialnetz weiterhin um 5 bis 15 Apotheken pro Jahr ausweiten, sagte Clémençon. Dies trotz Einkaufstourismus und der allgemein stagnierenden Entwicklung im Schweizer Detailhandel. Zudem rechnet der Galenica-Chef mit Druck auf die Einnahmen wegen der Senkungen der Medikamentenpreise, die das Bundesamt für Gesundheit beschlossen hat.
Demnach sollen 2018 bis 2020 jährlich je 60 Millionen Franken eingespart werden. Hinzu kommen bei Generika Einsparungen von etwa 60 Millionen Franken. Das ergibt bis Ende 2020 im Gesamtmarkt eine Senkung der Medikamentenpreise von insgesamt 240 Millionen Franken.
Warum breitet sich Galenica im stationären Handel dennoch aus? Clémençon geht gestützt auf eine Branchenstudie trotz Preissenkungen von einem robusten Wachstum des Medikamentenmarktes aus, nämlich von jährlich 2,2 Prozent. Dies wegen Innovationen und einer weiterhin wachsenden und älter werdenden Bevölkerung.
Versandhandel eingeschränkt
Zudem ist der Medikamentenversand in der Schweiz eingeschränkt. Das Versenden von Arzneimitteln ist nur erlaubt, wenn sie von einem Arzt verschrieben wurden. Das gilt vorläufig auch für die rezeptfreien Medikamente.
Allerdings gibt es politischen Druck, dies zu ändern. So hat der Walliser FDP-Nationalrat Philippe Nantermod einen Vorstoss dazu eingereicht. Der Galenica-Chef zeigt sich offen: «Wir haben immer gesagt, wir stellen uns auf die Rahmenbedingungen ein.»
Mit bald 350 Apotheken sei Galenica hervorragend positioniert. Denn rezeptfreie Medikamente würden oft spontan gekauft. Clémençon machte ein Beispiel: «Wenn Sie Halsschmerzen haben, gehen Sie lieber gleich in die Apotheke, als bis morgen auf die Lieferung zu warten.»
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