Debatte um einen trostlosen Ort
Der Bahnhof Stöckacker soll umgebaut, der trostlose Ort attraktiver gestaltet werden. Noch gibt es erst ein Vorprojekt, und doch mischen sich Anwohner und Stadt bereits ein.

«Das Perron reicht ja fast bis zu unserem Haus», murmelt ein älteres Ehepaar im Publikum, als Martin Pfister, Projektverantwortlicher der BLS, die Pläne für den neuen Bahnhof Stöckacker im Forum der Quartierkommission Bümpliz-Bethlehem (QBB) auflegt. Die kritischen Gäste sind Bernadette und Andreas Saurer, deren Haus direkt an die Bahngleise angrenzt.
Saurers sind nicht die einzigen direkt betroffenen Anwohner, die während der QBB-Versammlung im Publikum sitzen: Viele Bewohner der Bethlehemstrasse nutzen die Gelegenheit, um mehr über den Umbau zu erfahren. Es erwartet sie nicht nur zwei Jahre Baulärm, durch die längeren und vor allem breiteren Perrons wird ihnen auch Land entzogen. «Wenn uns der Umbau im Alltag tatsächlich einschränken würde – etwa durch eine zusätzliche Unterführung im Westteil des Bahnhofs –, wären wir durchaus bereit, Einsprache zu erheben», sagt Andreas Saurer im Anschluss an die Diskussion.
Eine solche zusätzliche Unterführung ist aktuell nicht vorgesehen. Um bauverzögernde Einsprachen möglichst zu vermeiden, setzt die BLS zudem auf Partizipation und Information: Am kommenden Montag trifft sich Martin Pfister deshalb mit dem Ehepaar Saurer sowie weiteren Betroffenen, um die genauen Ausmasse des Umbaus vor Ort zu verdeutlichen.
Ein Déjà-vu-Erlebnis
Der Bahnhof Stöckacker ist kein Ort, an dem man gern verweilt: Die Perrons bröckeln, die Plakate werden regelmässig runtergerissen, und das leer stehende Kioskhäuschen auf der Südseite erinnert an vergangene, bessere Zeiten. Pro Stunde halten nur vier Züge – die meisten rattern in Hochgeschwindigkeit am kleinen Bahnhof im Westen der Stadt vorbei.
«Wenn uns der Umbau im Alltag einschränken würde, wären wir durchaus bereit, Einsprache zu erheben.»
Die BLS plant seit längerem, den Bahnhof umzubauen: Bereits 2012 stellte Martin Pfister, Projektverantwortlicher der BLS, die Umbaupläne in der Quartierkommission Bümpliz-Bethlehem vor. Am vergangenen Montag hatte darum wohl so manches QBB-Mitglied ein Déjà-vu-Erlebnis, als Pfister die Pläne erneut aufrollte. Getan hat sich in den vergangenen fünf Jahren nämlich wenig – die Bahngesellschaft habe schlicht zu viel andere Projekte laufen, erklärte Pfister. Der Bahnhof Stöckacker wurde zurückgestellt.
Ein Dach auf jeder Seite
Doch nun wird die Idee wieder aufgenommen, aktuell arbeite man am definitiven Projekt. Noch dieses Jahr wolle man konkrete Pläne dem BLS-Verwaltungsrat vorlegen. Bestenfalls könnte 2019 mit den Bauarbeiten begonnen werden. Bis dahin könnte sich an den Plänen, die Pfister gestern den anwesenden QBB-Mitgliedern präsentierte, aber noch einiges ändern.
An der Frequentierung des Bahnhofs ändert sich durch den Umbau nicht viel: Ab 2018 hält zusätzlich die S52 im Stöckacker. Da sie dank dem neuen Rosshäuserntunnel schneller ist, bleibt Zeit für einen zusätzlichen Halt. Ab 2030 ist zudem ein Viertelstundentakt bis Brünnen-Westside geplant.
Das Erscheinungsbild der Haltestelle soll sich massgeblich verändern: Geplant ist die Anhebung der Perrons um rund fünfzig Zentimeter, damit man künftig keine Schwelle mehr überwinden muss, um einzusteigen. Weiter erhalten neu beide Seiten eine Überdachung, sodass niemand mehr im Regen warten muss. Damit auch längere Züge im Stöckacker halten können, werden die Perrons zudem auf 220 Meter verlängert. Kostenpunkt: 11,7 Millionen Franken.
Die Frage nach der Breite
Auch die bestehende Unterführung sorgt für Diskussionsstoff während der Planung. Eigentlich liegt deren Gestaltung im Zuständigkeitsbereich der BLS, dennoch mischt auch die Stadt mit. In Zukunft soll nämlich aus dem Industriegebiet Weyermannshaus-West, an welches der Bahnhof Stöckacker direkt angrenzt, ein Wohngebiet werden.
Deshalb wünscht sich der Berner Gemeinderat eine Unterführung, die auch auf dem Velo durchquert werden kann. Dafür müsste diese möglichst breit sein. Wunschmass der Stadt: mindestens 9 Meter. Die Norm der BLS beträgt jedoch nur die Hälfte und ist nicht für Velos konzipiert. «Aktuell sehen die Pläne für die Unterführung eine Breite von 6 Metern vor», erläutert Pfister im QBB-Forum. Schon damit käme die BLS den rot-grünen Wünschen einen grossen Schritt entgegen – bis das Projekt gegen Ende Jahr konkretisiert wird, werde über diesen Punkt aber sicher noch verhandelt.
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