Der lange Weg zu Olympia
Mit Schweizer Hilfe will China junge Eishockeyspieler auf internationales Niveau heranführen.

Die glamouröse Eishockeywelt ist weit weg an diesem Abend auf der offenen Kunsteisbahn Weyermannshaus im Westen Berns. Es sind mehr Besucher anwesend als sonst bei einem Spiel des Zweitligisten Rot-Blau Bern. Die Partie, die stattfindet, ist eine besondere. Rot-Blau misst sich mit einer chinesischen Auswahl, die von Jakob Kölliker betreut wird, einst unter anderem Assistenztrainer der Schweizer Nationalmannschaft, deutscher Bundestrainer und Sportchef der SCL Tigers. Die Chinesen setzen sich nach einem 0:2-Rückstand im Penaltyschiessen 3:2 gegen den Tabellenletzten der Zentralschweizer 2.-Liga-Gruppe 1 durch.
Am Anfang stand die Vergabe der Olympischen Winterspiele 2022 an die chinesische Hauptstadt Peking. Dem Gastgeber steht in jeder Sportart ein Fixplatz zu. China ist derzeit auf Platz 33 der Weltrangliste klassiert, wäre also gegen die besten Nationen der Welt nicht konkurrenzfähig. Dank Schweizer Hilfe soll sich dies ändern. Die Sporthochschule in Magglingen ging vor zehn Jahren mit der Sportuniversität Peking eine Kooperation ein, dort befindet sich auch der Olympiastützpunkt des Landes. Aus diesem Kontakt entstand eine Zusammenarbeit. Seit Ende September weilen 46 chinesische Eishockeyspieler in Magglingen, als Trainer wurde Kölliker engagiert, die Übungseinheiten finden in Zuchwil statt.
Der Weg hin zu gutem internationalem Niveau ist jedoch weit. Die 18 bis 23 Jahre alten Akteure wurden in zwei Teams aufgeteilt. Die Akteure der B-Equipe kommen aus anderen Sparten, sie müssen zuerst die Grundlagen der Sportart erlernen und sollen mithelfen, die Sportart in ihrem Land weiterzuverbreiten. Die Spieler des A-Teams kommen aus dem Eishockey, aus ihren Reihen könnten potenzielle Olympiateilnehmer stammen.
Weiterführung erwünscht
Kölliker trainiert mit den Chinesen täglich. Der gestrige Sieg war der erste gegen einen Zweitligisten. «Die Mannschaft ist stabiler geworden», hat der 65-Jährige festgestellt. «Es ist mehr Struktur im Team. Es agiert jedoch noch häufig zu verspielt und mit zu viel Risiko.» Ein Problem sei die geringe Anzahl an Spielern, die das Niveau haben, um gegen Teams wie Rot-Blau zu bestehen. Am Dienstag wurde Köllikers Equipe mit zwei Elite-Novizen des EHC Biel ergänzt, um mit drei Blöcken agieren zu können. Auch im Training sei dies ein Problem. «Es ist manchmal schwierig, taktisch zu arbeiten, wenn nur 10 oder 11 Feldspieler eine Einheit mitmachen können», sagt Kölliker.
Das China-Projekt ist derzeit bis Ende Saison angelegt, sein sportlicher Leiter hofft aber, dass es weitergeführt werden kann. «Um nachhaltig Fortschritte machen zu können, müsste man zwei, drei Jahre mit den Spielern arbeiten können», sagt Kölliker. Auch hofft der Bieler, dass der chinesische Verband weitere gute Spieler in die Schweiz entsendet.
Auf die Frage, wie vielen Akteuren des aktuellen Teams er zutraut, wirklich in Peking dabei zu sein, sagt Kölliker klar: «Derzeit keinem bis einem.» Einige Olympiateilnehmer würden wohl aus der aktuellen chinesischen Nationalmannschaft oder der U-20-Equipe stammen, auch ist es nicht ausgeschlossen, dass sich der Verband noch auf die Suche nach Doppelbürgern macht. Vielleicht aber schafft es mehr als einer, in etwas mehr als drei Jahren auf der grossen Bühne in Peking aufzulaufen.
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