Brexit-Reportage aus DoverDer LKW-Stau gehört jetzt genauso zum Stadtbild wie die weissen Klippen
Boris Johnson hat den Briten ein goldenes Zeitalter in Aussicht gestellt. Doch die Vorzüge des EU-Austritts lassen auf sich warten. Ein Realitätscheck im Hafen von Dover.

Im Hafen von Dover haben sie zur Sicherheit ein Schild aufgestellt: «Halten Sie bitte Ihre Unterlagen bereit», steht da in Grossbuchstaben. Wer die Unterlagen nicht parat hat, muss rechts ranfahren, so wie Jeff. Er hat seinen schwarzen Lastwagen geparkt, auf dem Armaturenbrett liegt eine Tüte Chips, daneben ein Stapel Papier. Er sagt: «Es ist ein totaler Irrsinn.»
«Ach», sagt Jeff und schüttelt den Kopf, «irgendein EU-Typ hat wahrscheinlich wieder irgendeinen Knopf gedrückt, um uns zu ärgern.» So kann man das, was sich zurzeit in Dover abspielt, natürlich sehen. Doch in Wahrheit ist es anders. Seit 1. Januar gelten neue Vorschriften. Und die hat nicht irgendjemand in Brüssel erlassen, sondern die Regierung in London. Nun kommt es auf der A20 Richtung Dover immer wieder zu langen Lkw-Schlangen. Es gibt Tage, da stehen die Trucks zehn Kilometer im Stau, manchmal auch mehr. Schuld daran ist der Brexit, aber nicht nur.