«Die Lage hat sich schon etwas beruhigt»
Der Schweizer Kernernergie-Experte Georg Schwarz zu den neuesten Entwicklungen im japanischen Unglücks-AKW Fukushima.
In den letzten Stunden kamen Meldungen aus Japan, die nichts Gutes verhiessen: In Reaktor 2 soll teilweise eine Kernschmelze stattgefunden haben. Die Strahlung im Wasser im Turbinengebäude ist 100'000 mal höher als normal. Steht Japan – und die ganze Welt - nun vor der grossen Katastrophe?
«Das ist schon eine Weile so, also nichts wirklich Neues», relativiert Georg Schwarz, Vizedirektor des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats. «Nach dem Erdbeben und dem Tsunami konnten die Reaktoren nicht mehr genügend gekühlt werden. Da sind Kerne von drei Reaktoren kaputtgegangen. Ob sie auch teilweise geschmolzen sind, weiss ich nicht. Sicheres wird man erst bei den Nachuntersuchungen erfahren.»
«Hochgradig zerstörte Reaktorkerne»
Klar sei, dass man es mit «hochgradig zerstörten Reaktorkernen» zu tun habe. Auch dass die Messwerte tausendfach über dem Normalen liegen, überrascht Schwarz nicht. «Man hat Meerwasser in die Gebäude reingepumpt, in denen viel Radioaktivität freigesetzt wurde. Kein Wunder ist auch das Wasser hochgradig radioaktiv geworden.» Ferner seien die Gebäude stark beschädigt, so dass Wasser und Dampf entweichen könne. «Der Grossteil befindet sich aber in den Gebäuden.»
Neu sei einzig, dass immer mehr Informationen über den Zustand der Kraftwerke und das Ausmass des Radioaktivitätsaustritts öffentlich bekannt werden. «Die Gebäude sind schwer beschädigt. Entsprechend schwierig sind die Arbeitsbedingungen», so Schwarz.
«Etwas beruhigt»
Die Aufräumarbeiten laufen weiter, so gut es geht. «Man versucht weiterhin, Strom und Messgeräte anzuschliessen, kontaminiertes Wasser abzupumpen und Geräte wieder in Gang zu bringen. Möglichst rasch will man auch wieder mit Süsswasser kühlen können.»
So dramatisch, wie die jüngsten Schlagzeilen klingen, sieht es der Experte deshalb nicht. «Die Lage hat sich schon etwas beruhigt. Es geht jetzt um die Stabilisierung der Kraftwerke, die sich aber alles andere als einfach gestaltet. Solange die Kühlung nicht definitiv wieder in Gang gebracht wird und die Lecks nicht geschlossen werden können, tritt auch immer wieder Radioaktivität aus.»
Es gelte darum nach wie vor: Je schneller die Arbeiten an den AKW vorankämen, umso besser.
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