Die Professionalisierung der Alterspolitik in Spiez trägt Früchte
Seit Anfang Jahr leistet sich Spiez eine ständige Fachstelle für Altersfragen. Damit ist es eine Vorreiterin – und zufrieden, wenn auch nicht am Ziel.

12'850 Einwohner zählt die Gemeinde Spiez. Der Anteil jener, die jenseits der sechzig liegen, ist gross. Und wächst. «Im Jahr 2000 lag er bei 23 Prozent, heute sind es deren 31,5», weiss Sozialvorsteherin Anna Fink (EVP). «Wir dürfen selbstbewusst sagen, dass wir bezüglich der Alterspolitik gut unterwegs sind.»
Spiez nehme eine Vorreiterrolle ein, «dank einer sehr aktiven Alterskommission». Das Spiezer Modell macht Schule; Gemeinden fragen an, unlängst stellte Dorothea Maurer, Leiterin Fachstelle 60+, es in Ostermundigen vor. Die Alterskommission, ein Ausschuss der Sozialkommission, hat unter Finks Vorgängerin Ursula Erni Initialarbeit geleistet.
Am Ursprung stand 2004 das Altersleitbild, ein konkretes Produkt daraus war der 2015 für drei Jahre gestartete Pilot mit der professionellen Koordinationsstelle 60+. «Da werden keine Papiertiger gefüttert», malt Kurt Berger, Leiter Abteilung Soziales, mit Worten ein Bild. Es gebe allerhand Handfestes.
Die Koordinations- wurde inzwischen in Fachstelle 60+ umbenannt – und ist seit Anfang Jahr ein Regelangebot der Abteilung Soziales. Die Fachstelle war 2008 bei einer Umfrage als Bedürfnis ausgemacht worden. Mit einem Pensum von 30 Stellenprozent zieht Sozialarbeiterin Dorothea Maurer die Fäden, entwirrt diese wo nötig und spinnt das Netzwerk weiter.
Eine Stelle für alle Fragen
Die Fachstelle 60+ ist die Anlaufstelle für Seniorinnen und Senioren, aber auch deren Angehörige, Bekannte oder Nachbarn in der Gemeinde Spiez. Es werden Informationen zu altersrelevanten Themen bereitgestellt, Angebote koordiniert, die Vernetzung von Organisationen sichergestellt und die Partizipation der Bevölkerung und der Generationenaustausch unterstützt.
Projekte sind beispielsweise das Seniorenkino «Film bewegt» oder das «Zmittag in Gesellschaft», das anfänglich eine Handvoll und heute bis zu 30 Leute zweimal im Monat gemeinsam im Solina speisen lässt.
Zudem ist die Fachstelle für den «Begegnungsdienst Spiez» zuständig, bei dem Freiwillige ältere Menschen besuchen, begleiten oder auch bewegen. Letzteres ganz konkret mit dem Rollstuhlvelo. «Es gibt unzählige Möglichkeiten für über Sechzigjährige, sich zu engagieren», sagt Susanna Frey von der Alterskommission. Und ergänzt, was zentral ist: «Mit der Freiwilligenarbeit wird der Vereinsamung vorgebeugt.»
Im Interesse der Gemeinde
Das Thema ist auch von politischer Relevanz. «Es ist im Interesse des Gemeinderates, eine proaktive Alterspolitik zu betreiben», sagt Sozialvorsteherin Anna Fink. Diese bringe der Gemeinde einen Mehrwert, es sei ein Standortvorteil für Spiez, wenn es für ältere Menschen attraktiv sei, hier zu wohnen.
«Nicht selten sind das gute Steuerzahler.» Sie spricht überdies von Wertschätzung, dem riesigen Potenzial, das in dieser Altersgruppe schlummert, oder dem unbezahlbaren Wert der Freiwilligenarbeit. Das Angebot, das der Grosse Gemeinderat Spiez vor Jahresfrist trotz bürgerlicher Misstöne fix als Regelangebot installierte, lassen sich die Spiezer pro Jahr 49'800 Franken kosten, wobei die Gemeinde lediglich 16'800 Franken berappt.
15'000 Franken fliessen aus dem Fonds «Alters- und Betagtenhilfe», die restlichen 18'000 Franken teilen sich die kirchlichen Partner, die beiden Landeskirchen sowie die Freikirchen Evangelisches Gemeinschaftswerk und Christliches Lebenszentrum, auf. Das Solina stellt an der Asylstrasse 42 die Räumlichkeiten für die Fachstelle 60+, die immer montags von 14 bis 16 Uhr besetzt ist, kostenlos zur Verfügung.
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