«Bilanz»-RatingDie reichsten Berner sind vor allem Gstaader
Viele der Reichsten im Kanton sind keine «echten» Berner, sondern internationale Unternehmer mit Chalet in Gstaad. Das zeigt das Rating der «Bilanz».

26 der 300 Reichsten in der Schweiz wohnen im Kanton Bern. Sie besitzen zusammen rund 50 Milliarden Franken. Würde man das Geld auf alle Einwohnerinnen und Einwohner des Kantons verteilen, bekäme jeder einen stolzen Weihnachtsbatzen von fast 48’600 Franken.
Gemäss dem Rating des Wirtschaftsmagazins «Bilanz», das vergangene Woche erschienen ist, gibt es kaum Veränderungen bei den reichsten Bernerinnen und Bernern. Die Spitze führt nach wie vor die Familie Bertarelli an, gefolgt von Synthes-Gründer Hansjörg Wyss und Luxus-Unternehmer Laurence Graff.
Familie Bertarelli

Hansjörg Wyss

Laurence Graff

Familie Hayek

Erben Curt Engelhorn

Erben Thyssen-Bornemisza

Bernie Ecclestone

Familie Mimran

Familie Michel

Familie Borer

Auffällig ist, dass gleich 10 der 27 Reichsten im Kanton keine gebürtigen Bernerinnen und Berner sind. Sie werden lediglich dazugezählt, weil sie ein Chalet in Gstaad besitzen. Das trifft etwa auf Ernesto Bertarelli zu, der weltweit in Life Sciences und Biotechnologie investiert. Auch Laurence Graff, der mit seiner Firma Graff Diamonds ausgesuchte Juwelen vertreibt, ist eigentlich in England geboren, hat die Schweiz aber zu seiner Wahlheimat auserkoren.
Der einzige Neue in der Berner Liste taucht ebenfalls auf, weil er sich ein Domizil in Gstaad geleistet hat: Byron Baciocchi hat mit seinem Jugendfreund Max-Hervé George die Immobilienfirma Ultima Capital mit Sitz in Zug gegründet. «Das Geschäft mit exklusiven Wohnimmobilien sowie mit Luxushotels lief derart gut, dass das Duo die Firma vor rund einem Jahr an die Börse brachte», schreibt die «Bilanz». Das brachte den beiden zusammen ein Vermögen von schätzungsweise 400 bis 450 Millionen Franken ein.

Die Reichen konnten ihr Vermögen insgesamt ungefähr halten. Zu den Verlieren gehört jedoch der 85-jährige Hansjörg Wyss, der dank dem Verkauf seines Medizinaltechnik-Konzerns Synthes an den US-Multi Johnson & Johnson zum Multimilliardär avancierte.
Das liegt jedoch nicht etwa daran, dass er schlecht gewirtschaftet hätte. Nein, der Mäzen hat auch 2020 erneut sehr viel Geld gespendet. Dadurch hat sich sein geschätztes Vermögen um rund eine halbe Milliarde Franken verringert. Hansjörg Wyss ist damit auf Kurs: Er hat versprochen, bis 2028 eine ganze Milliarde für den Umweltschutz zu spenden.
Ebenfalls Geld verloren haben in diesem unternehmerisch schwierigen Jahr die Familie Hayek mit ihrer Swatch Group, Walter Fust mit seinem Engagement bei den angeschlagenen Maschinenbau-Firmen Tornos und Starrag sowie die Familie Inäbnit, deren Lebenswerk die Medizinaltechnik-Gruppe Haag-Streit ist.
Zulegen konnte dagegen Laurence Graff. Sein Imperium für Juwelen, Uhren und Kunst bescherte ihm gemäss «Bilanz» einen Vermögenszuwachs von rund 500 Millionen Franken.
Einer der Gründe, weshalb Bertarelli, Wyss, Michel und Inäbnit derart reich wurden: mit unseren Zwangs-KK-Prämien wurde ihnen dieser sagenhaften Reichtum ermöglicht (nirgends auf der Welt sind die Medikamente resp. die Medizinalgeräte derart teuer wie in der Schweiz). Sanktioniert wird das Ganze noch über das BAG (z.B. über die Liste der Hilfsmittel). Der Staat ist somit quasi verantwortlich für die hohen Medikamentenpreise und Hilfsmittelpreise über Zwangs-KK-Prämien.