Die Thuner Innenstadt wird zur Fussgängerzone
Die Verkehrsgeschichte in der Innenstadt wird neu geschrieben: Mit einer Fussgängerzone und rund 240 Parkplätzen weniger. Um Bedenken zu entgegnen, gilt das Regime als Probebetrieb vorerst für ein Jahr.

Er sei sonst nicht so ein Mann der Superlative, sagte Thuns Bauvorsteher Konrad Hädener (CVP) am Freitag vor den Medien. «Aber was wir hier vollziehen, ist geschichtsträchtig – ein Paradigmenwechsel.»
Tatsächlich gelten in der Innenstadt gänzlich neue Voraussetzungen: mit einer Fussgängerzone im ganzen Bälliz, auf dem Rathausplatz, in der Unteren und der Oberen Hauptgasse, auf Mühleplatz und Aarequai.
Im Gegensatz zur heute gültigen Begegnungszone gilt dabei ein grundsätzliches Fahrverbot. Hädener schränkte jedoch ein: «Ausnahmen sind nötig, sonst kann die Innenstadt nicht leben und funktionieren.» Diese Ausnahmen gelten rund um die Uhr für Velos, Taxis auf Bestellung, Anwohnende mit Bewilligung und Hotellogiergäste.
«Der Warenumschlag am Nachmittag muss die Ausnahme sein.»
Auch der Güterumschlag und das Ein- und Aussteigenlassen von gebrechlichen oder gehbehinderten Personen sind möglich – und zwar von Montag bis Sonntag, 5 bis 12 Uhr, und von Montag bis Freitag zusätzlich 14 bis 18.30 Uhr.
Zu beachten ist aber: Vortritt haben in jedem Fall die Fussgänger. Velos und Autos dürfen maximal im Schritttempo verkehren. Fahrräder dürfen aber anders als heute künftig ganztags auch im Unterbälliz verkehren.
Einige Kurzzeit-Parkplätze
Im Parkraumkonzept der Stadt aus dem Jahr 2012 ist festgehalten, dass mit der Eröffnung der Parkhäuser Bahnhof und Schlossberg rund 240 oberirdische Parkplätze aufgehoben werden. In der Begleitgruppe, die sich mit der Parkplatzaufhebung befasste, hat laut Hädener beim Thema Fussgängerzone «rasch Konsens geherrscht».
Was die Parkplätze betraf, sei ein Kompromiss gefunden worden. Grundsätzlich werden rund 240 Parkplätze aufgehoben. «Eine kleine Anzahl Kurzzeitparkplätze wird belassen – das war ursprünglich nicht vorgesehen», führte Gemeinderat Hädener aus. Folgende Massnahmen werden umgesetzt:
Berntorgasse: Die heutigen Parkplätze bleiben – im Sommer 10, im Winter 13 plus ganzjährig ein Behindertenplatz.
Marktgasse: Im Sommer 4, im Winter 8 Kurzzeitparkplätze werden belassen. Die Differenz zwischen Sommer und Winter ergibt sich dadurch, dass im Sommer Aussenplätze für Gastrobetriebe ermöglicht werden – «zur Attraktivierung», wie Konrad Hädener betonte.
Bärenplatz: Die bestehenden Parkiermöglichkeiten werden aufgehoben, es gibt künftig aber 2 Behindertenparkplätze.
Stadthofplatz: 6 Kurzzeitparkplätze bleiben, 3 weitere werden von der Freienhofgasse, 2 Behindertenparkplätze aus dem Bälliz hierher umplatziert.
Die Kurzzeitplätze dürfen während maximal 30 Minuten genutzt werden.
Stichtag 12. November
Für die Massnahmen ist eine Vorprüfung und Genehmigung durch den Kanton nötig. «Die Vorprüfung ist erfolgt», sagte Hädener. Der Kanton habe die Zustimmung zugesichert. Die entsprechenden Verfügungen würden schon mal vorbereitet und sollen am 8. November im «Thuner Amtsanzeiger» publiziert werden.
Das neue Verkehrsregime gilt ab dem 12. November – jenem Tag, an dem erstmals Autos ins Schlossberg-Parking einfahren. Zwar kann eine Beschwerde erhoben werden – diese hat aber keine aufschiebende Wirkung.
«Dafür braucht es eine Begründung, diese haben wir mit dem Datum der Parking-Eröffnung und der Tatsache, dass die Parkplatzaufhebung eine Auflage der Baubewilligung für das Parking im Schlossberg war», führte Stadtpräsident Raphael Lanz (SVP) aus. Diese Auflage könne die Stadt erfüllen: «Wir haben unser Versprechen eingehalten.»
Flankierende Massnahmen
In einem Punkt waren sich die Vertreter der Begleitgruppe nicht einig – nämlich beim Güterumschlag. In dieser Frage hat deshalb der Gemeinderat den Entscheid gefällt, den Umschlag auch nach dem Mittag zu ermöglichen. «Der Nachmittag muss aber die Ausnahme sein», betonte Raphael Lanz.
Den Bedenken werde mit flankierenden Massnahmen Rechnung getragen: Auf Ersuchen der Stadtregierung hat sich die Innenstadtgenossenschaft IGT bereit erklärt, ihre Mitglieder aufzufordern, Anlieferungen nur am Vormittag zu tätigen.
Zudem wird das neue Regime nach einem einjährigen Probebetrieb mit der Begleitgruppe evaluiert. «Wir müssen bereit sein, zu sagen: Womöglich müssen wir nachjustieren. Das ist unsere Botschaft an die Kritiker», sagte der Stadtpräsident.
Bei einer derart grundlegenden Änderung des Verkehrsregimes könnten nicht alle möglichen Probleme vorgängig erkannt werden. Der Gemeinderat behalte sich vor, bei gravierenden Problemen auch vor Ablauf des Probejahrs Sofortmassnahmen einzuleiten.
Raphael Lanz resümierte vor den Medien: «Wir wollen eine attraktive Innenstadt – und wir glauben, dass wir mit diesen Massnahmen einen entscheidenden Schritt weiterkommen.»
So sehen die Pläne für das Verkehrsregime in der Innenstadt aus (hier klicken für eine grössere Darstellung):

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