Die UBS streicht die Kaffeebecher
Die grösste Schweizer Bank will Wegwerfverpackungen verbannen – aus verschiedenen Gründen.

Es ist ein riesiger Müllberg, der jeden Tag in den hiesigen Büros entsteht. Vor der Sitzung noch schnell einen Kaffee im Becher und eine Wasserflasche holen, danach in der Pause eine Glace. Zum Mittagessen geht es mit dem Plastikgeschirr auf die Terrasse. Im Schnitt verbraucht jeder Schweizer jährlich rund 100 KilogrammPlastikverpackungen. Das ist im europäischen Vergleich viel. Laut der Branchenvereinigung Plastics Europeist die Schweiz beim Recycling aber nur im hinteren Mittelfeld zu finden.
Nun soll es bei der UBS dem Einwegplastik und den Wegwerfverpackungen an den Kragen gehen. «Wir wollen ein weltweit führender Finanzdienstleister sein – das gilt auch für den ökologischen Fussabdruck», sagt Sabine Keller-Busse, Geschäftsleitungsmitglied der UBS. Die neuen Bürobauten seien deutlich sparsamer beim Energieverbrauch, das Onlinebanking sorge dafür, dass deutlich weniger Papier verwendet werde.

Doch lasse sich noch überall Wegwerfabfall finden. An der Salatbar gebe es Wegwerfteller oder Plastikflaschen in den Sitzungszimmern. «Damit unsere Botschaft rüberkommt, müssen wir ein Zeichen setzen und diesen Abfall aus dem Büro verbannen», so Keller-Busse.
4 Millionen Kaffeebecher
Der Kaffeegenuss sorgt für besonders viel Abfall. «Wir sind eine Espresso-Bank», so Keller-Busse. Es ist ein gewaltiger Müllberg, den die Grossbank beim Kaffeegenuss einsparen will. In der Schweiz wurden rund 4 Millionen Kaffeebecher vermüllt, hinzukommen rund 700'000 Plastikbecher und 380'000 Plastikflaschen. In London, wo reichlich Tee getrunken wird, sind es pro Jahr mehr als 7 Millionen Pappbecher.
Die Bank steht damit nicht allein da. In den letzten Monaten kündigten zahlreiche Unternehmen an, künftig weniger Müll zu produzieren. So verzichtet etwa die US-Grossbank Goldman Sachs auf Plastikverpackungen, und in Deutschland gab der Telecomkonzern Vodafone bekannt, die Einwegverpackungen zu reduzieren. In der EU gibt es bei vielen Unternehmen derartige Bestrebungen.
Es geht nicht darum, dass wir Kosten sparen.
Das ist kein Zufall: Ab 2021 sollen EU-weit bestimmte Plastikverpackungen aus der Grossgastronomie verbannt werden. Auf der Streichliste sind zehn Produkte. Dazu gehören Plastikgeschirr oder «Plastikröhrli». Deckel von Wegwerfplastikflaschen sollen künftig fest mit der Flasche verbunden sein. Die Zulieferindustrie hat dort bereits damit begonnen, Alternativen zu den bislang verwendeten Plastikarten einzuführen.
Es sei grundsätzlich gut, wenn möglichst viel Plastik und Verpackungsmüll eingespart werde, sagt Greenpeace-Sprecher Yves Zenger. Doch müsse dies auch mit einer glaubwürdigen Firmenpolitik verbunden werden. «Es darf da nicht aufhören, sondern muss bei den Produkten, den Verpackungen und generell beim Geschäftsmodell weitergehen. Wer A sagt, darf auch B sagen», so Zenger.
Gern zeigen sich Firmenchefs beim Aufräumen von Plastikmüll, doch das eigentliche Geschäft ist damit noch lange nicht grün. Und heute haben Klimaaktivisten vor Geschäftsstellen der UBS und der Credit Suisse demonstriert und deren Eingänge blockiert.

Dies sei nicht nur eine Massnahme, um der Bank ein grüneres Image zu verpassen, heisst es dazu vonseiten der UBS. «Die Bank wird in ihrem Kerngeschäft nachhaltiger», sagt Keller-Busse. Das Engagement in nachhaltige Anlagen wachse, gleichzeitig werde die Bank keine neuen Kohlekraftwerke mehr finanzieren. «Wir wollen unsere Kunden dazu animieren, dass sie in nachhaltige Aspekte investieren.»
Keine Kostensparübung
Was, wenn die Mitarbeiter nun mit dem Starbucks-Becher ins Büro kommen? Es werde keine Verbote geben, aber es gehe darum, gute Beispiele vorzuleben, sagt Keller-Busse. Die Bank müsse einen guten Kaffee anbieten, dann würde er von den Mitarbeitern angenommen. Durch den kleineren Müllberg sinken die Ausgaben nicht. «Es geht nicht darum, dass wir Kosten sparen», so Keller-Busse. Sie geht davon aus, dass die Massnahmen kostenneutral sind. Wiederverwertbare Flaschen, Gläser und Tassen seien zwar günstiger, doch brauche es nun in allen Büros ausreichend Geschirrspüler.
Firmeninterne Mehrwegsysteme sensibilisierten sicherlich auch die Mitarbeitenden, sie würden daher schnell akzeptiert, sagt Zenger von Greenpeace. Nur mit Mehrweglösungen könne das Verpackungsproblem gelöst werden. Die Umweltschutzorganisation hat dazu jüngst einen nationalen Aktionstag ausgerufen.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch