Die Wiederverschmelzung
IBM und Apple wollen zusammenspannen. Das gab es schon einmal. Diesmal könnte die Kooperation Erfolg haben und den Markt für Geschäftstelefone und Tablets aufmischen.
Unzählige Firmen weltweit bauen auf IBM. Die Firma agiert als Beraterin und organisiert Serverarchitekturen, sie hat Zugang zum IT-Kern und zu den Entscheidungsträgern von Unternehmen. Konsumenten dagegen lieben Apple: Keiner Technologiefirma ist es besser gelungen, Trends beim Design und der Benutzerfreundlichkeit von Smartphones und Tablets zu setzen. Lange Zeit waren sich IBM und Apple spinnefeind – nun wollen die beiden Gegensätzlichen kooperieren.
Was dies bedeutet, wurde diese Woche bekannt. Noch diesen Herbst wollen Apple und IBM eine ganze Reihe von branchenspezifischen Apps für iPhone und iPad herausbringen. Insgesamt hundert solcher Programme sollen für den Banken- oder Gesundheitssektor dereinst zur Verfügung stehen. IBM soll die Lösung bei Unternehmen verkaufen, Apple liefert das Renommee und die dazugehörigen Geräte. Firmen, die ihre Mitarbeiter mit mobilen Geräten ausstatten wollen, erhalten damit eine zusätzliche Option.
Sicherheit als zentrales Kriterium
Schon in den neunziger Jahren unternahm Apple einen Versuch mit IBM, als es auf die PowerPC-Architektur setzte. Das Vorhaben endete 2006 mit dem Wechsel zu Intel. Die Neuauflage könnte von mehr Erfolg gekrönt sein, meinen Experten. Würden Unternehmen vermehrt auf Apple-Geräte setzen, so käme dies der Marge von Apple zugute. «Firmenkunden sind nicht ganz so preissensitiv wie Privatkunden, sagt Mirko Maier, Analyst für Technologietitel bei der Landesbank Baden-Württemberg. Er bezeichnet das Ansinnen als attraktive Partnerschaft. «Es tut sich eine Tür auf, dass Firmen vermehrt auf mobile Apple-Geräte setzen.»
IBM und Apple verbindet eine lange Feindschaft: Werbespot als verschlüsselte Kampfansage aus dem Jahr 1984.
Bislang seien dem vor allem Sicherheitsbedenken im Weg gestanden, sagt Maier. Kunden- und Geschäftsdaten auf einem iPhone zu bearbeiten, galt als riskant. «Was, wenn ein Mitarbeiter sein Gerät verliert?» Laut dem IT-Berater Robert Weiss könnte Apple somit in die Lücke springen, die sich mit der Krise des auf sichere Handys spezialisierten Herstellers Blackberry auftut. «Blackberry ist mehr oder weniger aus dem Markt», sagt er.
Der Trend zu mitgebrachten Geräten
Ein Trend namens «bring your own device» dürfte der Kooperation zwischen IBM und Apple dabei in die Hände spielen. Dieses Modell sieht vor, dass Unternehmen den Mitarbeitern nicht ein separates Geschäftshandy zur Verfügung stellen, sondern die Geräte der Mitarbeiter mit eigenen Applikationen unterstützen und gegebenenfalls auch mitfinanzieren. «Für viele Firmen war Apple bislang allerdings ein No-go», sagt LBBW-Analyst Mirko Maier. Wie Robert Weiss sagt, könnte die Apple-IBM-Lösung das Leben von manchen IT-Verantwortlichen etwas unkomplizierter als bisher machen.
Daheim die Apple-Umgebung, im Büro den Windows-PC: Sogar diese typische Aufteilung könnte laut Weiss mittelfristig ins Wanken geraten, wenn Apple und IBM mit ihrem Vorhaben Erfolg haben. So könnten Firmen zunehmend versucht sein, die bisherigen Geschäftslaptops durch iPads zu ersetzen. Dieser Wandel könnte beschleunigt werden, wenn Apple, wie vermutet wird, in Zukunft bei seinen Tablets und Telefonen auf grössere Bildschirmdiagonalen setzt.
Verschmelzung zweier Welten
Der aus der Internet- und Smartphonewelt bekannte «Kampf der Ökosysteme» könnte so über kurz oder lang auch im Businessbereich entbrennen, wie Bankenanalyst Mirko Maier sagt. Auf der einen Seite stünde Microsoft mit seiner Windows-Umgebung für PC und Handys, auf der anderen Seite wären das Konglomerat aus Google, Android und Samsung sowie die neue Allianz von IBM und Apple. Nicht zuletzt IBM, wo der Trend zum mobilen Computing «verschlafen» wurde, wäre so wieder im Spiel.
Gerade Microsoft, das in letzter Zeit mit verwirrender Lizenzpolitik auffiel, müsse sich vor IBM und Apple in Acht nehmen, sagt Robert Weiss. Sollten Apple-Geräte nun einen Siegeszug in der Geschäftswelt antreten, so hätte dies ihm zufolge auch Auswirkungen auf das Nutzungsverhalten. «Angestellte könnten dann vermehrt auch in der Freizeit versucht sein, geschäftliche Dinge auf ihrem halb privaten Apple-Gerät zu erledigen.» So gesehen, birgt die IBM-Apple-Kooperation mit der Verschmelzung von privater und geschäftlicher IT-Umgebung das Potenzial für grosse Umwälzungen.
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