Dieses Wahrzeichen hat vieles erlebt
Die Holzbrücke über die Aare steht seit 650 Jahren. Das historische Bauwerk überlebte sowohl Hochwasser als auch Versuche, es durch ein Pendant aus Stahl zu ersetzen.
Im Jahre 1367 findet ein Steg, der die Aare in Wangen überquert, zum ersten Mal Erwähnung. Daher feiern die Wangerinnen und Wanger ihre Brücke seit je mit diesem Jahrgang.
So auch am Wochenende, wenn das Wahrzeichen seinen runden Geburtstag feiert. In den vergangenen 650 Jahren hat die Holzbrücke so einiges erlebt, wie ein Blick in die Geschichtsbücher und das Zeitungsarchiv deutlich macht. In die Geschichte des bedeutenden Bauwerks einzutauchen, lohnt sich allemal.
Belastbarkeit zeichnet sie aus
Im Jahre 1406 fiel das Städtchen Wangen von den Kyburgern an die Berner. Dem ersten Landvogt von Wangen, einem Zimmermeister, wurde 2 Jahre später der Auftrag erteilt, nebst der Befestigung von Stadt und Schloss auch eine neue Aarebrücke zu bauen, «mit Schrägen und Jochen wohl verbunden, gedeckt und mit Lehnen wohl ausgestattet für den Verkehr zu Fuss oder zu Ross sowie für Lastwagen».
Diese enorme Belastbarkeit zeichnet die Wanger Holzbrücke noch heute aus. Zum 600-Jahr-Jubiläum betonte Konrad Meyer-Usteri im Jahrbuch des Oberaargaus 1967: «Die Wanger Aarebrücke ist sicher die älteste Holzbrücke, die ohne Gewichtsbeschränkung einen ganz beachtlichen Lastwagenverkehr trägt.»
1575 wird schriftlich festgehalten, dass «die Brücke nach Hochwasser zu sinken beginnt». Die hölzernen Pfeiler mussten nach diesem Ereignis neu eingeschlagen werden. Der Bau der Brücke in ihrer heutigen Form erfolgte laut Konrad Meyer-Usteri eigentlich in diesem Zeitraum.
Im 17., 18. und 19. Jahrhundert wurden an der Brücke wiederholt Sanierungsarbeiten durchgeführt, so wurde 1845 die ursprünglich siebenjochige Brücke auf fünf Joche verkürzt.
Neubau fiel ins Wasser
Mit Beginn des 20. Jahrhunderts tauchte bei der Bevölkerung Wangens der Wunsch nach einer neuen, modernen Aarebrücke auf. Gewerbe und Wirtsleute erhofften sich dadurch mehr Besucher und mehr Einnahmen. Zu diesem Zeitpunkt war die Holzbrücke in einem desolaten Zustand.
Anstelle einer Sanierung machte sich auch der Gemeinderat von Wangen für einen Neubau aus Stahl und Beton stark. Der damalige Berner Regierungsrat, Baudirektor Walter Bösiger, setzte sich hingegen für das Wanger Wahrzeichen ein, und nach langer Diskussion wurde die Idee eines Neubaus schliesslich verworfen.
Mit den darauffolgenden Sanierungsarbeiten wurde die Holzbrücke den Bedingungen der Neuzeit angepasst. So wurde die Tragfähigkeit mit tannenen Riegeln um 50 Prozent erhöht. Am südlichen Brückenkopf erinnert die Inschrift «In ihrem stillen Glück, dass sie darf weiterleben, grüsst froh die Wangerbrück» an den verhinderten Abbruch des historischen Baus.
«In ihrem stillen Glück, dass sie darf weiterleben, grüsst froh die Wangerbrück.»
Durch den Bau des neuen Kraftwerks in Bannwil stieg der Wasserspiegel unter der Holzbrücke um durchschnittlich 1,5 Meter. Ende der 1960er-Jahre finanzierte die BKW daher drei neue Pfeiler aus Eisenbeton. Das zahlte sich aus: Während des Hochwassers 2005 musste die Brücke sicherheitshalber für einige Stunden gesperrt werden. Treibgut hatte sich an den Pfeilern festgesetzt.
Dieser Last hielt die Militärbrücke in Wangen nicht stand: Sie zerbrach und wurde von den Fluten mitgerissen. Die historische Holzbrücke indes überstand das Jahrhunderthochwasser schadlos.
Mehr Platz für Fussgänger
Vor 10 Jahren schliesslich: eine umfassende Sanierung. Dabei wurden sowohl von Fäulnis betroffene Sparren als auch Holzträger ersetzt. Auch das Dach wurde erneuert, kaputte Ziegel durch historische ersetzt. Zudem wurde die Teerschicht auf der Brücke entfernt und durch einen Holzbelag ersetzt.
Ausserdem wurde die Fahrbahn auf 2,5 Meter Breite reduziert, so bleibt den Fussgängern seither mehr Platz bei einem Spaziergang über die Brücke. Drei Monate später wurde die Holzbrücke im April 2007 feierlich eröffnet.
In jüngster Zeit war das historische Bauwerk regelmässig Austragungsort für Ausstellungen und Feste, so im vergangenen Jahr im Rahmen des Festivals «nomen est omen». Und so viel steht fest: Die geschützte «frohe Wangerbrück» darf noch viele Jahre weiter bestehen und noch manche Geburtstage feiern.
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