Ein junger Mann, der eine Milliarde Dollar ablehnte
Wenn Facebook diesen Monat an die Börse geht, wird Mark Zuckerberg mit 28 Jahren zum Multi-Milliardär mit der Kontrolle über das grösste soziale Netzwerk der Welt.
Mit elf Jahren schrieb er Computerprogramme in seinem New Yorker Kinderzimmer, mit 20 Jahren startete er mit Freunden von seinem Studentenzimmer aus die Website «thefacebook.com». Wenn Facebook diesen Monat an die Börse geht, wird Mark Zuckerberg mit 28 Jahren zum Multi-Milliardär mit der Kontrolle über das grösste soziale Netzwerk der Welt.
Facebook schätzt seinen eigenen Wert auf 70 bis 87,5 Milliarden Dollar ein - und bleibt damit nur leicht unter den zuvor geschätzten 100 Milliarden Dollar. Das soziale Netzwerk mit mehr als 900 Millionen Nutzern weltweit gab am Donnerstag bekannt, zu welchem Preis es seine Aktien beim Börsengang in zwei Wochen anbieten will.
Zwischen 28 und 35 Dollar
Einnehmen will Facebook damit netto rund 5,6 Milliarden Dollar. Facebook wolle rund 337 Millionen Aktien ausgeben, der Preis werde zwischen 28 und 35 Dollar liegen, teilte das Unternehmen mit. Grundlage für die Berechnung des Unternehmenswerts sind die insgesamt 2,5 Milliarden existierenden Aktien - so ergeben sich die 70 bis 87,5 Milliarden Dollar. Facebook machte zunächst keine Angaben dazu, was mit dem Erlös des Börsengangs konkret gemacht werden soll. Hauptziel sei es, die Aktien für den öffentlichen Markt zugänglich zu machen und zusätzliches Kapital zu gewinnen.
Zuckerberg werden nach dem Börsengang, der Medienberichten zufolge für den 18. Mai geplant ist, 57,3 Prozent der Unternehmenanteile gehören. Abhängig vom Aktienpreis könnte sein Firmenanteil dann mehr als 15 Milliarden Dollar wert sein.
Google in den Schatten gestellt
Auch wenn der Wert von Facebook damit unter den zuvor geschätzten 100 Milliarden Euro bleiben wird, wird das soziale Netzwerk die wertvollste US-Internetfirma zum Zeitpunkt ihres Börsengangs sein. Das Unternehmen aus dem kalifornischen Menlo Park stellt damit auch den US-Suchmaschinenriesen Google in den Schatten, der 2004 beim Börsengang 23 Milliarden Dollar wert war.
In einem Video, mit dem Zuckerberg ab Montag auf einer Werbetour um Investoren werben will, erzählt er über seine Vision. «In der Mittelstufe habe ich Suchmaschinen wie Google und Yahoo benutzt und sie für die wunderbarste Sache gehalten», erinnert er sich an seine Schulzeit in Dobbs Ferry bei New York. Dort wuchs der am 14. Mai 1984 geborene Mark mit drei Geschwistern als Kind eines Zahnarztes und einer Psychiaterin auf.
Geschäftliches Selbstbewusstsein
Was er an den Suchmaschinen vermisst habe, seien die Menschen gewesen, erzählt Zuckerberg. «Das Interessanteste, das, was Dir am wichtigsten ist, ist doch, wie es Deinen Freunden und den Menschen um Dich herum geht.»
2004 gründete er Facebook zusammen mit Studienfreunden an der angesehenen Universität von Harvard. Die Idee, Freunde und Bekannte auf einer Internet-Plattform zu versammeln, mit ihnen Neuigkeiten, Klatsch und Fotos auszutauschen, kam an. Internet-Konzerne begannen sich für das Phänomen zu interessieren. Yahoo bot 2006 eine Milliarde Dollar für Facebook – erfolglos. Ein junger Mann, der eine Milliarde Dollar ablehnt: Zuckerberg mit dem jungenhaft wirkenden Gesicht, der gern in Jeans, T-Shirt und Kapuzenpullover auftritt, zeigt viel geschäftliches Selbstbewusstsein.
In Filmen, in Magazinen
Der Börsengang wird das jüngste Kapitel im Leben des Computer-Wunderkindes. Hollywood drehte mit «The Social Network» einen Film über ihn. Das renommierte US-Nachrichtenmagazin «Time» kürte ihn 2010 zur «Person des Jahres». Zuckerberg habe mit Facebook «unser alltägliches Leben verändert», lautete die Begründung des Magazins. Das renommierte US-Wirtschaftsmagazin «Forbes» hob Zuckerberg 2011 auf Platz neun der einflussreichsten Personen, nur wenige Ränge hinter Staatslenkern wie US-Präsident Barack Obama oder Chinas Staatschef Hu Jintao.
Der grosse gesellschaftliche Einfluss, der Zuckerberg zugeschrieben wird, kommt nicht von ungefähr: Mehr als 900 Millionen Nutzer weltweit hat das soziale Netzwerk mittlerweile, die mit ihren Freunden Fotos teilen oder schreiben, was sie gerade bewegt. Bei politischen Revolten wie in Nordafrika und im Nahen Osten ist das Netzwerk zum zentralen Kommunikationsmittel geworden.
«Wir bauen keine Dienste auf, um Geld zu machen»
In einem Brief an die US-Börsenaufsicht SEC betont Zuckerberg zum Börsengang, dass Facebook ursprünglich nicht als Unternehmen gegründet worden sei. «Einfach gesagt: Wir bauen keine Dienste auf, um Geld zu machen; wir machen Geld, um bessere Dienste aufzubauen», erklärt er seine Geschäftsidee. Trotzdem: Was die mehr als 900 Millionen Nutzer in aller Welt in dem Netzwerk über sich verraten, wird von Facebook dazu genutzt, um mit Werbung Geld zu machen – und diese Zahlen sind eindrücklich:
- Facebook ist seit drei Jahren profitabel. 2011 gab es 1 Milliarden Dollar Gewinn, im Jahr davor 606 Millionen Dollar und 2009 auch schon 229 Millionen Dollar. Im Jahr 2008 hatte Facebook noch einen Verlust von 56 Millionen Dollar erlitten. Im ersten Quartal 2012 sank allerdings der Gewinn im Jahresvergleich um zwölf Prozent auf 205 Millionen Dollar. Das war der erste Rückschlag seit dem Vorstoss in die schwarzen Zahlen.
- Facebook ist inzwischen ein ausserordentlich lukratives Geschäft. Den Milliardengewinn 2011 schaffte das Online-Netzwerk mit nur 3,7 Milliarden Dollar Umsatz. Im ersten Quartal 2012 stiegen die Umsätze im Jahresvergleich um 45 Prozent auf 1,06 Milliarden Dollar. Facebook macht sein Geld zu 85 Prozent mit Werbung.
- Die virtuellen Welten des Onlinespiele-Spezialisten Zynga sind ein wichtiges Element des Facebook-Geschäfts. Zuletzt steuerte der Anbieter von Games wie «Farmville» oder «Cityville» 15 Prozent der Facebook-Umsätze bei.
- Fast die ganze Welt ist blau: In beinahe allen Ländern ist Facebook das grösste Soziale Netzwerk - nennenswerte Ausnahmen sind Russland und China, wo lokale Unternehmen dominieren. Über einen Markteintritt in China hat Facebook laut Börsenprospekt noch nicht entschieden.
afp/sda/rek
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