Eine Million für eine neue «Goldküste»
Was 2011 scheiterte, soll 2020 Realität sein: Die Gemeinde Spiez will den Strandweg nach Faulensee aufwerten. Mit einem Badestrand bei der Fischzucht sowie einer nahen Feuerstelle. Bezahlen soll das zur Hauptsache der Kanton.
«Ein neuer Strand am Strandweg»: So titelt diese Zeitung – einmal zurückblättern – heute auf der Frontseite. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Dieselbe Schlagzeile wurde bereits in der Ausgabe vom 19. November 2011 über einen Frontartikel gesetzt. Damals plante das kantonale Fischereiinspektorat bei seiner Fischzuchtanlage am Strandweg Spiez–Faulensee ein Flachufer.
Die massive Ufermauer beim Bade- und Rastplatz sollte einer Kiesaufschüttung Platz machen; zum Wohl der Jungfische und der Badenden. Überdies wäre der Staat Bern bereit gewesen, den Bau einer öffentlichen Toilette zu finanzieren.
Der Konjunktiv verrät: Das Strandprojekt ging baden. Im Wortsinn. Grund: Die Gemeinde hätte den Unterhalt der WC-Anlage übernehmen sollen. Das aber hat dem Gemeinderat gestunken. «Es besteht kein Handlungsbedarf für eine öffentliche Toilette am Strandweg», liess sich Gemeindepräsident Franz Arnold damals zitieren. Man habe WC in der Spiezer Bucht und auch in Faulensee.
Probleme mit Fäkalien
Daran hat sich eigentlich nichts geändert. Trotzdem setzt der Gemeinderat (GR) nun ein vergleichbares Geschäft ganz oben auf seine Agenda. «Ufergestaltung inklusive Neubau WC-Anlage und Feuerstelle Strandweg» lautet der Titel eines Kreditbegehrens, über das der Grosse Gemeinderat (GGR) am 24. Juni befinden wird.
Vor Jahren vermochten sich die Behörden nicht zu einigen. Was wurde nun besser gemacht? «Nichts, die Situation ist aber eine andere», sagt Gemeindepräsidentin Jolanda Brunner. «Das Problem hat sich verschärft, die Leute sind hemmungsloser geworden.» Damit spricht sie die Unsitte der wild verrichteten Notdurft an.
Wegen der gesteigerten touristischen Nachfrage im letzten Jahrzehnt habe sich «die unschöne Situation der Arealverschmutzung durch Fäkalien» akzentuiert. So ist es in der Botschaft an den GGR zu lesen. «Dieser Umstand ist mitunter der Hauptgrund für die geplante Massnahme», sagt Bauvorsteher Rudolf Thomann.
Am Flanierweg-Klassiker ist dreierlei vorgesehen: Bei der Fischzucht soll das Ufer badefreundlicher und naturnaher werden. Dafür wird das alte Ufer teils abgebrochen und zurückversetzt und muss die Linde auf der Rasenfläche für eine Neupflanzung gefällt werden.
Die Pläne sehen vor, dass eine begehbare Buhne aus Steinblöcken 22,5 Meter in den See ragt und so die nördliche von der östlichen Bucht trennt. Der Bereich gegen Norden wird, als ökologischer Gewinn, mit viel Totholz gestaltet. Und jener gegen Osten zum Badestrand. Beide Buchten werden mit feinkörnigem Kies aufgeschüttet.
Diese zusätzliche Aufwertung bedinge eine sanitäre Lösung, schreibt der GR. «Zudem ist der Strandweg immer beliebter geworden», so Thomann. Seitlich des Fischzucht-Bootshauses ist ein behindertengerechtes WC «mit selbstreinigender Funktion» vorgesehen.
«Es ist aus Chromstahl gefertigt und reinigt sich mit Hochdruck selbst.» Was den Reinigungsaufwand senke. Nach dem Gemeinderat beläuft sich alleine diese Investition auf «über 200'000 Franken».
Zu guter Letzt soll rund 100 Meter weiter Richtung Spiez auf rund 70 Quadratmeter Burgerwald die erste offizielle Feuerstelle am Strandweg entstehen. In einem Halbkreis aus 28 kantigen Ein-Tonnen-Blöcken. Die Exekutive sieht darin «eine markante Attraktivitätssteigerung mit Vermarktungspotenzial». Der Platz sei zentral und über den Weg erschlossen, aber weit genug vom Wohngebiet entfernt.
Spiez baut, Bern zahlt
Die Gemeinde Spiez ist Bauherrin, sie muss den Gesamtkredit von 975000 Franken sprechen. Die Grundeigentümer – Kanton, Gemeinde, Burgerbäuert Faulensee – stimmen dem Projekt zu. Im Gegenzug übernehmen die Spiezer, was sie einst ablehnten: den WC-Unterhalt (und auch den der Feuerstelle).
Bezahlen wird den Bärenanteil der Kanton, zugesichert aus drei Töpfen sind Beiträge in der Höhe von 776'000 Franken (291'000 Fr. Revitalisierungsprojekt Wasserbaugesetz, 258'000 Fr. Realisierungsprojekt See- und Flussufergesetz und 227'000 Fr. Renaturierungsfonds). Nach Abzug des Anteils von Werkleitungseigentümern verbleiben der Gemeinde Kosten von rund 150'000 Franken.
«Angesichts der Finanzierung hat das Geschäft im GGR sicher gute Chancen», glaubt Rudolf Thomann. Und sagt: «Es ist Wunschbedarf, etwas, das man zur Freude machen kann und nicht machen muss.» Der Spiezer Wunsch soll sich schon bald erfüllen: Eine rechtskräftige Baubewilligung vorausgesetzt, ist die Umsetzung während der Seeabsenkung im Januar/Februar 2020 angesetzt.
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