Geldblog: Kapitalbezug oder nicht?Eine Rente bietet im Alter mehr Sicherheit
Der Kapitalbezug gibt einem im Alter mehr finanziellen Spielraum. Wer aber von einem hohen Umwandlungssatz profitiert, dürfte mit der Rente wohl besser fahren.

Kurz vor der Pensionierung beschäftige ich mich mit der Frage, wie viel Kapital respektive Rente ich beziehen und wie ich das Geld anlegen soll. Etwas schwierig fällt mir diese Wahl, weil meine Pensionskasse gute Bedingungen bietet: Umwandlungssatz 5,75 Prozent und auch eine Hinterlassenen-Partnerrente von zwei Dritteln meiner Rente abzüglich 15 Prozent, da sie 15 Jahre jünger ist. Die Hybridvariante Rente und Teilkapitalbezug funktioniert allerdings nur, wenn das verbleibende Vermögen mit annualisiertem Zins zu 3 Prozent rentiert. Kann ich mit diesen 3 Prozent rechnen oder würden Sie mir raten, doch lieber den Spatz in der Hand zu halten und die Taube auf dem Dach zu lassen? Leserfrage von A.S.
Wie ich Ihren Zeilen entnehme, sind Sie in der angenehmen Lage, dass Ihnen Ihre Pensionskasse einen sehr attraktiven Umwandlungssatz für Ihr gesamtes Vorsorgekapital von 5,75 Prozent bietet. Das ist weit mehr als viele andere Kassen im aktuellen Umfeld bieten. Zum Vergleich: Der gesetzliche Umwandlungssatz liegt bei 6,8 Prozent. Pro 100’000 Franken Altersguthaben gäbe es bei diesem Satz eine Rente von 6800 Franken pro Jahr. Das Problem ist, dass der gesetzliche Mindest-Umwandlungssatz nur für den obligatorischen Teil Ihres Vorsorgekapitals in der Pensionskasse gilt. Im überobligatorischen Teil, wo oft noch höhere Summen liegen, sind die Kassen bei der Festlegung des Umwandlungssatzes frei und haben diesen in den letzten Jahren meist stark gesenkt. Dies führt dazu, dass viele Kassen über das gesamte Vorsorgekapital hinweg gerechnet nur noch einen Umwandlungssatz von 5 Prozent oder darunter anbieten.
Die Kapital- oder Hybridvariante gibt Ihnen finanziell mehr Handlungsspielraum, beinhaltet aber unter dem Strich mehr Risiken.
Mit einem höheren Aktienanteil und attraktiven Dividendenrenditen ist eine solche Rendite zwar durchaus machbar, doch dann müssen Sie erhöhte Anlagerisiken und Kursschwankungen in Kauf nehmen und bereit sein, dass sie auch mal auf hohen Buchverlusten sitzen. Selbst mit einem hohen Aktienanteil ist eine solche Rendite nicht zwingend garantiert.
Bei der Rentenvariante ist auch Ihre Frau recht gut geschützt. Allerdings wäre bei einem frühen Tod das Erbe für die Kinder deutlich kleiner. Dieses Risiko bezüglich Erbe tragen Sie bei der Rentenvariante. Die Kapital- oder Hybridvariante gibt Ihnen finanziell mehr Handlungsspielraum, beinhaltet aber unter dem Strich mehr Risiken. Sie müssen für sich abwägen, wie viel Risiken Sie und Ihre Frau im Alter tragen möchten und auf dieser Basis entscheiden.
Da Sie den grossen Pluspunkt haben, von einem attraktiven Umwandlungssatz zu profitieren, würde ich wohl eher die Variante Rente vorziehen und nur einen kleinen Teil als Kapital beziehen. Um es in Ihren Worten auszudrücken: In Ihrer Konstellation würde ich wohl eher den Spatz in der Hand behalten und die Taube auf dem Dach lassen.
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