Erinnerung an einen Berner Grafikkünstler
Der Berner Kurt Wirth war ein international bekannter Werbegrafiker und Buchillustrator, ein Maler, Zeichner und Ausbildner. Eine Ausstellung gibt einen Überblick über ein halbes Jahrhundert seines Schaffens.

«Malerei ist die gestalterische Reserve der Grafik», notierte Kurt Wirth (1917–1996) in seinem Tagebuch. Das illustriert die Ausstellung zu seinem hundertsten Geburtstag: Da hängen zwei seiner abstrakten Gouachen in abgestuften Blautönen mit kühnem Rotakzent, deren Balance sein Plakat für die Bernische Musikgesellschaft übernimmt. Blau leuchtet auch der Hintergrund seines Plakats von 1956 für die Convair Metropolitan der Swissair, das es bis in die Sammlung des New Yorker Museum of Modern Art geschafft hat.
Der dazugehörige Prospekt zeigt mit seiner Synthese von Fotografie, Zeichnung und Schrift eine virtuose Beherrschung aller Register. Das Interesse des Gestalters für Technik ist auch erkennbar in der präzisen, aber frei komponierten Darstellung von Güterzügen auf dem SBB-Plakat oder im Bilderbuch «Tschuff», entstanden nach einer Fahrt mit der Dampflok.
Von Tradition bis Moderne
Wie aufwendig Kurt Wirth seine Buchillustrationen erarbeitete, dokumentieren seine Skizzen in Tusche oder Bleistift. Bekannt sind vor allem seine rund 250 Titelblätter für die Fischer-Taschenbücher und die Plattencover für den Zytglogge-Verlag. Breit ist die Spannweite zwischen den eher konventionellen Buchillustrationen von Schweizer Trachten und Bauernhäusern oder der altmeisterlichen Malerei von Früchten für die Menükarte der Swissair und den oft überraschend modernen Plakaten für das Warenhaus Loeb. Originell ist vor allem auch seine Zusammenarbeit mit der Choreografin Annemarie Parekh, für die er nicht nur Kostüme entwarf, sondern mit dem Pinsel Bewegungsmuster festhielt, die dann bei der Aufführung auf die Tänzerinnen projiziert wurden.
«Er war ein unermüdlicher Schaffer, der immer wieder Neues probierte», sagt Kurt Wirths Sohn Simon, der den künstlerischen Nachlass verwaltet.
Treue zu Bern
Simon Wirth erzählt, dass sein Vater Angebote als Art Director der Douglas-Werke in Kalifornien oder der NBC in New York ausschlug. «Er blieb Bern treu, obwohl seine Resonanz anderswo grösser war, und er wollte kein Manager sein.» Deshalb hatte er nie mehr als einen Mitarbeiter, aber immer auch eine Lehrstelle. Er war ein engagierter Ausbildner, ebenso an der Berner Schule für Gestaltung und am Seminar für Zeichenlehrkräfte.
Eines seiner beiden Lehrbücher für visuelles Gestalten entdeckte der in der Schweiz aufgewachsene, italienischstämmige Grafiker Moreno Tuttobene bei seiner Ausbildung an der ISIA Urbino. Er war davon so begeistert, dass er als Masterarbeit ein Buch über Kurt Wirth schrieb, dann die reichhaltige Jubiläumsausstellung vorschlug und gestaltete. Eine lohnende Wiederentdeckung!
Ausstellung:bis 7. 10., Kornhausforum, Bern. Gespräche:Werbefachmann Christian Jaquet und ehemalige Lehrlinge von Kurt Wirth: 30. 8., 19 Uhr; Grafiker Stephan Bundi und Moreno Tuttobene: 12. 9., 19 Uhr.
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