Erinnerungen an das «Erdbeerkörbchen»
1979 begann mit dem Golf Cabrio von Volkswagen eine Geschichte mit «open end». Er war so mondän wie Sommerferien am Vierwaldstättersee.
Vor 30 Jahren liess der VW Golf zum ersten Mal die Hüllen fallen und wurde auf Anhieb zum Renner. Entwickelt und gebaut bei Karmann in Osnabrück und wegen seines Überrollbügels als «Erbeerkörbchen» gehänselt, lief das erste Golf Cabriolet im Frühjahr 1979 vom Band.
4 Plätze für 17 400 Franken
Auch 30 Jahre nach seiner Premiere hat der luftgekühlte VW Golf seinen Reiz nicht verloren – obwohl es auf www.car4you.ch bereits für rund 4000 Franken ordentliche Occasionen gibt. Wie schön die Sommer in den 80ern waren, daran erinnert man sich bei einer Probefahrt bereits auf den ersten Metern: Natürlich gab es schon damals leidenschaftlichere Cabrios und exklusivere Zweitwagen. Doch mit einem Grundpreis von 17 400 Franken im Jahr 1979 war das «Henkelkörbchen» vergleichweise erschwinglich und mit seinen vier – fast – vollwertigen Sitzen sogar halbwegs alltagstauglich. Selbst der Kofferraum fasste damals schon 280 Liter, war allerdings nur durch eine kleine Klappe zu erreichen. Das Sonnenbad fürs breite Volk war jedoch noch richtig Arbeit. Wo heute ein Knopfdruck genügt und sich das Dach danach in knappen neun Sekunden aufs Heck faltet, war früher eine richtige Fummelei angesagt: Von innen musste man die Spiegel öffnen, dann aussteigen und das Dach nach hinten falten und zum Schluss das Ganze noch mit der sperrigen Persenning einpacken.
Wind auf allen Plätzen
Dafür war der Platz an der Sonne damals ausgesprochen kommod und geräumig. Heute wundert man sich zwar ein wenig über die ungewohnte Sitzhöhe. Doch wo in den heutigen Cabrios der Kompaktklasse kaum der Nachwuchs auf die Rückbank passt, kann man im Golf 1 sogar hinten noch ganz bequem die Sommerfrische geniessen. Und davon gibt es im luftgekühlten Golf tatsächlich mehr als genug: Obwohl sich nur die vorderen Scheiben voll versenken lassen und hinten allem Gekurbel zum Trotz ein grosses Dreieck vor der grossen Freiheit stehen bleibt, zerrt der Fahrtwind schon kurz hinter dem Ortsschild ordentlich am Scheitel. Eine offene Fahrt über die Autobahn mag man sich da ohne Sturmhaube kaum vorstellen. Zwölf Jahre nach der Premiere – exakt am 24. Juni 1991 produzierten die Wolfsburger bereits das Exemplar Nummer 331 848 und überholten damit den offenen Käfer als erfolgreichstes Cabrio aller Zeiten. Doch die Karriere war damit noch nicht vorbei: Obwohl es geschlossen längst den Golf II zu kaufen gab, lief das alte Cabrio bis in den April 1993 und kam so auf fast 400 000 Einheiten.
Über 1,4 Millionen VW-Cabrios
Danach gab es von Ende 1993 bis Ende 2002 noch einmal mehr als 300000 Golf II Cabrios, bevor VW die Sonnenanbeter mit dem offenen Beetle und später dem Eos vertröstet hat. Nimmt man alle offenen Autos aus Wolfsburg zusammen, kommt VW so auf über 1,4 Millionen Cabrios und hat mehr Menschen an die frische Luft gesetzt als die meisten anderen PW-Hersteller. Doch mit dem neuen GolfCabrio feiert nicht nur ein alter Bestseller sein Comeback. Sondern das neue Open-Air-Modell hat auch eine industriepolitische Bedeutung: Extra für den offenen Golf hat VW die Karmann-Produktion in Osnabrück übernommen und so zumindest einen Grossteil der Jobs gesichert. (tg)
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch