Exodus bei Thuner Seespielen - Geschäftsleitung neu besetzt
Im Gebälk der Thuner Seespiele hat es jüngst gekracht: zuerst trat VR-Präsidentin Franziska von Weissenfluh zurück, wenig später wurden die Kündigungen von Geschäftsleiter Christopher Wehrli und einem weiteren, langjährigen Führungsmitglied bekannt. Nun ist die Geschäftsleitung neu bestellt worden.

Sie besteht aus Verwaltungsratspräsident Andreas Stucki, Ueli Schmocker, Anton Rothen und Philip Delaquis - alles bisherige Köpfe. Stucki, einer der Gründer der Thuner Seespiele, übernimmt die Abteilung Sponsoring und Gastronomie und waltet als Vorsitzender der Geschäftsleitung. Intendant Ueli Schmocker führt weiterhin den Spielbetrieb, wie die Thuner Seespiele am Freitag mitteilten.
Anton Rothen, der seit dem ersten Jahr der Seespiele 2003 dabei ist, leitet weiterhin das Finanzwesen. Philip Delaquis, der die letzte und die jüngste Produktion mitproduziert hat, kümmert sich vorderhand um das Marketing.
Las Vegas in Thun
Der Auslöser für die zahlreichen Abgänge in der Führungsetage ist unklar. Bislang gaben sich alle Seiten bedeckt. Auch am Freitag wollte Geschäftsleitungsvorsitzender Stucki nicht detailliert auf die Abgänge eingehen.
«Jeder Abgang tut weh», sagte er vor den Medien in Thun. Der bisherige Geschäftsführer Wehrli sowie der Leiter Infrastruktur, Thomas Eberle, gingen auf eigenen Wunsch. «Jeder hatte individuelle Gründe, das ist zu akzeptieren», fügte er an. «Wir machen uns dazu Gedanken und wollen daraus Lehren ziehen.»
Mit Wehrli habe man keinen Streit. Bis zu seinem Ausscheiden Ende September werde der frühere Geschäftsführer das neue Team unterstützen, versicherte Stucki.
«Unsere Leute sind stark der Öffentlichkeit ausgesetzt» erklärte Stucki. Da dürfe man sich fast keine Fehler erlauben. Wie bei einem anderen Unternehmen müsse man als Geschäftsführer aber die Vorgaben des Verwaltungsrats umsetzen, erklärte er. Den Vorwurf der fehlenden Handlungsfreiheit wies er allerdings zurück.
«Wir sind aber trotzdem kein gewöhnliches KMU, sondern vielmehr eine Art Las Vegas in der Provinz», sagte Stucki weiter. Die Zusammenarbeit mit Künstlern sei denn auch nicht immer einfach. «Aber wir haben hier etwas Spezielles, und das wollen wir behalten.»
Mundart- versus Hit-Musical
Stucki wollte den Blick nach vorne richten, wie er sagte. «Wir möchten uns auf bewährte Werte konzentrieren», sagte er. Dabei gehe es am Ende primär darum, das Publikum glücklich zu machen. Das sei aber nicht einfach, zumal die Thuner Seespiele stetig die Qualitätsanforderungen gesteigert hätten. Und Qualität benötige Kapital.
Bei einem Budget von 15 Millionen Franken für die Aufführung des Musicals «Dällebach Kari» in Zürich und das bevorstehende «Gotthelf»- Musical in Thun zitterten ihm schon etwas die Knie, erläuterte Stucki. Dieses Geld müsse man ja wieder einspielen.
Generelle seien aber internationale Hit-Musicals keine Erfolgsgarantie. So habe etwa «Jesus Christ Superstar» damals ein Loch in die Kasse gerissen. Das Thema Glaube sei nun mal im Berner Oberland wohl etwas heikel, gab Stucki zu bedenken.
Trotzdem führen die Seespiele nächstes Jahr mit «Titanic» wieder ein eingekauftes Musical auf. «Dieses stand schon länger auf unserer Wunschliste», sagte Stucki. Im Jahr darauf soll aber wieder eine eigene Mundart-Produktion das Publikum anlocken.
SDA/tan
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