Fall Flaach: Kesb-Berater übt Kritik an Anwältin
Jurist und Sozialarbeiter Christoph Häfeli bemängelt, dass die Mutter im entscheidenden Moment alleine gewesen ist. Die Anwältin erlebte die Frau jedoch als kämpferisch.
In einem Interview mit der NZZ kritisiert der langjährige Berater von Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden (Kesb), Christoph Häfeli, die «unsorgfältige Kommunikation» im Fall Flaach.
Problematisch sei insbesondere das Vorgehen der Anwältin der Mutter. Sie habe den Entscheid der Behörden, die Kinder ab 4. Januar vorübergehend in einem Heim betreuen zu lassen, ihrer Mandantin nicht persönlich überbracht, sondern am 1. Januar per Mail weitergeleitet.
Pikettdienst – auch bei den Beiständen
«Es hätten Wege gesucht werden müssen, damit die Frau in diesem Moment nicht allein ist. Es wäre gut gewesen, wenn zum Beispiel der Beistand die Mutter besucht hätte.» Häfeli ist denn auch der Meinung, dass es einen Pikettdienst braucht – nicht nur bei den Behörden, sondern auch bei den Beiständen.
Der Jurist und Sozialarbeiter hält jedoch den materiellen Beschluss, die Kinder vorübergehende im Heim zu behalten, für vertretbar und bezeichnet die Kesb Winterthur-Andelfingen als «eine der besten Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden, die wir haben». Den Entscheid, ob langfristig die Mutter, die Grosseltern oder das Heim für die Kinder sorgen sollen, habe sie wohl bewusst so lange offengelassen, bis weitere Abklärungen vorliegen, sagt Häfeli.
Anwältin stellt Vorwürfe in Abrede
Auch die 31-jährige Zürcher Anwältin der Mutter, Daniela Fischer, meldete sich heute in einem Interview mit dem «Landboten» zu Wort. Sie bestätigt, den Entscheid der Behörden per Mail an ihre Mandantin verschickt zu haben. «Kenntnis davon hatte ich schon am Vortag, ich wollte ihr aber nicht auch noch den Silvester verderben», sagt Fischer. Sie habe die E-Mail viele Male gelesen, bevor sie sie weitergeleitet habe. «Ich stellte klar, dass es sich nur um einen Zwischenentscheid handelt und dass wir weiterkämpfen müssen.» Sie forderte ihre Mandantin dazu auf, am 5. Januar zu ihr in die Kanzlei zu kommen, um das weitere Vorgehen zu besprechen.
Dass ein «grauenvolles Missverständnis» zum Drama in der Neujahrsnacht geführt hat, wie es der Präsident der Kesb-Vereinigung Ruedi Winet vermutet, stellt die Anwältin klar in Abrede. «Das ist komplett erfunden. Meine Klientin hat auch verstanden, dass die Beschwerde als solche noch hängig war.» Auch bei ihrem ersten Zusammentreffen habe sie ihre Mandantin als verzweifelt, aber kämpferisch erlebt. Fischer geht daher davon aus, dass der Umstand für die Tat ausschlaggebend war, dass die Kinder den definitiven Entscheid der Behörden im Heim hätten abwarten müssen.
Kinder wurden vermutlich erstickt
Das Familiendrama von Flaach ereignete sich am Neujahrstag. Die 27-jährige Schweizerin meldete am Donnerstagabend, 1. Januar 2015, um 21.30 Uhr der Kantonspolizei, dass ihre beiden Kinder tot seien. Die Einsatzkräfte rückten zwar umgehend an die Örtlichkeit aus, die beiden Kinder starben jedoch trotz Reanimationsbemühungen, wie die Kantonspolizei mitteilte.
Die Mutter befand sich beim Eintreffen der Einsatzkräfte nicht im Haus. Sie war in ein Waldstück geflohen, wurde aber später durch die Polizei gefasst. Sie hatte sich selbst Verletzungen zugefügt und konnte erst am Montag, 5. Januar befragt werden. Bei der Einvernahme hat sie gestanden, ihren 5-jährigen Sohn und ihre 2-jährige Tochter getötet zu haben. Gemäss ersten Erkenntnissen des Instituts für Rechtsmedizin der Universität Zürich sei davon auszugehen, dass sie die beiden Kinder erstickt habe.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch