Flügel der Menschen
Der kirgisische Regisseur Aktan Arym Kubat erzählt in der surrealen Filmelegie «Centaur» von der Sehnsucht nach Freiheit in einem zerrissenen Land.

Der Titelheld scheint nicht von dieser Welt. Wie ein kirgisischer Don Quichotte ficht der melancholische Träumer Centaur (gespielt vom Regisseur Aktan Arym Kubat) einen einsamen Kampf gegen die moderne Zeit aus.
Um ihn herum machen sich dekadenter Kapitalismus und fanatischer Islamismus in Kirgistan breit. Wildpferde werden brutal eingefangen, Rennpferde für teures Geld verkauft.
Mythische Vergangenheit
Centaur, der mit einer taubstummen Russin verheiratet ist und selbst kaum spricht, begehrt nur heimlich gegen solche Entwicklungen auf.
Nachts aber entwendet er die teuersten Rennpferde aus den Ställen, um auf ihnen mit geschlossenen Augen und ausgebreiteten Armen über die Steppe zu galoppieren; hinein in eine mythische Vergangenheit, in der Kirgisen Nomaden und Pferde die «Flügel der Menschen» waren. Hinterher stellt Centaur die wertvollen Tiere stets so ab, dass sie von ihren Besitzern gefunden werden können. Trotzdem wird er als «Pferdedieb» überführt.
Angesichts der endlosen Ebenen und schroffen Gebirge Kirgistans scheinen Mensch und Natur in «Centaur» untrennbar verknüpft. Panoramaaufnahmen und anhaltende Totalen lösen das filmische Erzählen vom Gängelband der Montage. Auch den Schauspielern eröffnet sich so ein grösserer Gestaltungsraum.
Freiheit ist Illusion
Vor allem aber atmet der Film jene Freiheit und Weite, aus der sich Centaurs Sehnsucht speist. Auch das Publikum kann den Blick schweifen lassen. Freilich ist diese Freiheit letztlich nur Illusion.
Es scheint, als stimme der 60-jährige Regisseur mit «Centaur» einen Abgesang auf ein Kirgistan an, wie es heute nur noch in Träumen und Mythen existiert. Eine vermeintlich nostalgische Rückbesinnung, die sich mit Blick auf die Gegenwart aber auch als Weckruf verstehen lässt.
«Centaur»: Der Film läuft ab 22. 6. im Kino.
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