Fürs Plagiat mit einer Eins bestraft
Manche Studenten kopieren drauflos wie der Freiherr zu Guttenberg, wenn es um Abschlussarbeiten geht. In Wädenswil muss ein Student eine Arbeit wiederholen.
Von Elio Stamm und Anne-Sophie Galli Man muss nicht Karl-Theodor zu Guttenberg heissen, um beim Verfassen von Arbeiten zu schummeln. Auch einfache Studenten greifen bisweilen auf die gleichen Tricks zurück wie der deutsche Verteidigungsminister. Dozenten müssen denn auch ein wenig Detektiv sein: Gibt ein Student an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Winterthur, Zürich oder Wädenswil seine Bachelor- oder Masterarbeit ab, prüfen sie, ob der Verfasser das Werk selbst geschrieben und alle Quellen zitiert hat. Einen Fall Guttenberg wollen sie ausschliessen. Dabei stehen den Dozenten verschiedene Mittel zur Verfügung. Hinweise auf eine fremde Textstelle lassen sich laut Markus Alder, Leiter des Studiengangs Wirtschaftsrecht, oft bereits beim genauen Durchlesen feststellen. Wenn der Stil plötzlich wechsle, Übergänge abrupt seien oder ungewöhnliche Satzkonstruktionen vorkämen, seien das Indikatoren. «Kommt in einer Textpassage statt eines schweizerischen ss mehrmals das deutsche ß vor, schrillen bei mir die Alarmglocken», sagt Alder. Unrunder Stil wurde einem Studenten in Wädenswil im vergangenen Jahr zum Verhängnis. «Seine Schreibe passte einfach nicht zur Person», sagt die ZHAW-Kommunikationsverantwortliche Birgit Camenisch. Der Student bekam eine Eins und muss seine Abschlussarbeit wiederholen. Das Internet hat Schummlern durch seinen unendlichen Inhalt auch an wissenschaftlichen Arbeiten in den letzten zehn Jahren das Abschreiben stark erleichtert. Es ist aber auch die Hauptwaffe der Dozenten, um Plagiatoren auf die Schliche zu kommen. Studierende müssen die Arbeiten an der ZHAW auch in elektronischer Form einreichen. «Verdächtige Textstellen unterziehen erstmal viele Dozenten einer Google-Recherche», sagt Markus Alder. Daneben nutzen einige Departemente spezielle Software, um Arbeiten auf Plagiate zu überprüfen. Die Software gleicht den Text mit dem Internet sowie mit einer Datenbank an anderen Arbeiten ab, die bereits heraufgeladen wurden. «Wenn eine Arbeit einer anderen Hochschule abgegeben wird und nirgends veröffentlicht wurde, haben wir aber keine Chance», sagt Alder. Das gelte auch für Arbeiten, die von Ghostwritern geschrieben wurden – was aber ein seltener Fall sei. Die Übernahme ganzer Arbeiten sei selten, in den meisten Fällen würden «einzelne Textstellen ohne Quellenangabe übernommen».
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