Tellspiele in MattenGebäude verkaufen und damit Zukunft sichern
Infrastruktur verkaufen und sich auf Theaterproduktionen konzentrieren: Mit dieser Neuausrichtung will der Verein Tell-Freilichtspiele Interlaken aus der finanziellen Schieflage herausfinden.

Die Tellarena in Matten samt Gebäuden und Infrastruktur verkaufen sowie die den vier Landeigentümern gehörenden Grundstücke im Baurecht an eine einheimische Trägerschaft als gemeinnützige Betriebsgesellschaft abgeben. Letztere mit einer Mehrheitsbeteiligung der Gemeinden Interlaken, Matten und Unterseen sowie weiterer Gemeinden im östlichen Oberland und Partner.
Diesen Auftrag, entsprechende Vorabklärungen zu tätigen und Verhandlungen aufzunehmen, erteilten die über 70 Mitglieder des Vereins Tell-Freilichtspiele Interlaken mit grossem Mehr ihrem Vorstand an der ausserordentlichen Versammlung vom Dienstagabend.
Vorgängig wurde den Mitgliedern die Machbarkeitsstudie «Strategieentwicklung Tellspiele 2024» vorgestellt, mit den beiden Szenarien «Verkauf» und «Investitionen und Vermarktung der Tellarena durch den Verein mit Nutzung durch Dritte», wie der Verein mitteilt.
«Mich freut das Vertrauen»
Mit dem Auftrag zum geplanten Verkauf soll der zunehmend in finanzielle Schwierigkeiten geratene Verein wieder schuldenfrei werden. Vereinspräsident Pascal Minder bezeichnet auf Anfrage den Mitgliederentscheid als «Meilenstein» und freut sich über das Vertrauen der Vereinsmitglieder.
Mit einem Verkauf könne mit neuen Rahmenbedingungen die Weiterführung der Tellspiele gesichert und der Verein zugunsten der eigenen Theaterproduktionen entlastet werden, sagte Minder.
Nettoerlös circa 2 Millionen
Der Vereinspräsident geht von einem Nettoverkaufserlös von 2 Millionen Franken aus. Wie ein Blick in die Machbarkeitsstudie zeigt, setzt sich dieser Betrag zusammen aus einem allfälligen Kaufpreis von 800’000 Franken plus einem Investitionsbedarf von «mindestens 1,2 Millionen Franken».
«Damit können wir das Tellspiel erhalten.»
Mit dem geplanten Verkauf der «Hardware» will der Verein nicht etwa die kostenintensive Infrastruktur loswerden. «Nein, das ist überhaupt nicht unser Ziel», sagt Pascal Minder und schiebt nach: «Damit können wir das Tellspiel mit seiner über 100-jährigen Tradition und Kultur erhalten, und vor allem können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch selber entscheiden.»
Als nächsten Schritt reicht der Verein Anfang Juli dem Kanton als Subventions- und Kreditgeber ein Dossier mit der Machbarkeitsstudie zur Beurteilung ein. «Wir erwarten bis im Herbst einen Entscheid», sagt Minder. Dann sehe man weiter und werde selbstverständlich der Vereinsversammlung wieder allfällige Geschäfte zum Entscheid vorlegen.
Einheimische im Fokus
Und zu den bevorstehenden Verkaufsverhandlungen durch den Vorstand bleibt wohl die eingangs als Zielgruppe definierte «einheimische breite Trägerschaft» im Fokus, wie in der Machbarkeitsstudie (Autorinnen Iris Huggler und Jrène Kung) nachzulesen ist.
So werden die Gründung einer gemeinnützigen Gesellschaft mit breiter regionaler Trägerschaft und möglicher Beteiligung des Tellspielvereins sowie eine Leistungsvereinbarung von 10 bis 20 Jahren mit der Trägerschaft favorisiert.
Wichtig für den Tellspielverein sei zudem, dass dieser von sämtlichen strategischen und operativen Arbeiten sowie Verantwortlichkeiten entbunden werde und sich voll und ganz seiner Kernkompetenz, dem Realisieren von Theaterproduktionen, widmen könne.
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