Gibt es am Black Friday wirklich rekordbillige Schnäppchen?
Dieses Jahr sollen 120 Millionen Franken bei der Rabattschlacht ausgegeben werden. Aber wofür? Und für wen lohnt sich das? Die Übersicht.
Vor vier Jahren war er noch niemandem ein Begriff – heute gibt es Leute, die seinetwegen einen Tag freinehmen: der Black Friday. Eingeführt wurde der Schnäppchentag 2014 aus den USA, heute feiert er auch hierzulande grosse Erfolge, sprich Riesengeschäfte. So sollen am kommenden Freitag allein 120 Millionen Franken umgesetzt werden, schätzt das Genfer Start-up Swiss.Blackfriday.
Dass der Black Friday noch nicht lange in den Köpfen der Schweizerinnen und Schweizer herumschwirrt, schlägt sich in der Google-Suche nieder. Vor fünf Jahren wurden in der Schweiz nur vereinzelt Suchanfragen nach «Black Friday» gestartet, dann zog es jedes Jahr etwas an bis zum Höhepunkt im letzten Jahr während der Black-Friday-Woche. Die dauert vom 20. bis zum 27. November – dem sogenannten Cyber Monday.
Das Interesse am Rabatt-Highlight zeigte sich in diesem Jahr deutlich früher:
Das schlägt sich in den Klickraten von Portalen wie Swiss.Blackfriday nieder, die auf den Verkaufsevent in der Schweiz spezialisiert sind. «Wir haben doppelt so viele Zugriffe wie zur selben Zeit im letzten Jahr», sagt Mitgründer Jérome Amoudruz. Vor zwei Jahren wurde das Start-up gegründet mit dem Ziel, das aus den USA eingeführte Einkaufshappening im Schweizer Handel zu fördern.
Offensichtlich mit Erfolg. So soll der Black Friday in diesem Jahr neue Verkaufsrekorde aufstellen. Statt 90 Millionen werden heuer Waren für 120 Millionen Franken über Ladentische der Schweiz gehen. In der ganzen Black-Friday-Woche sollen 350 Millionen vor allem online umgesetzt werden, sagt das Start-up voraus. Das bedeutet 30 Prozent mehr Erlös aus der Rabattschlacht als vergangenes Jahr, wie das Start-up in einer Umfrage unter 2030 Personen herausgefunden hat.
Am Verkaufsrekord mitbeteiligt sind nicht zuletzt über 40 Prozent neue Käufer, die sich heuer erstmals in die Rabattschlacht wagen. Drei von vier Befragten gaben an, vom Billigtag profitieren zu wollen, während das im Vorjahr nur jeder zweite voraussagte. In den meisten Läden starteten die Aktionen im Übrigen vor Freitag, manchmal bereits am Montag, was die Peaks am Schwarzen Freitag selbst etwas verdünne, sagt Amoudruz.
Wer glaubt, der meiste Umsatz werde online gemacht, weil dieses Shoppen bequemer und ruhiger ist, irrt: «Der Black Friday insgesamt ist in dieser Beziehung ein 360-Grad-Projekt, Online- und Ladenkäufe sind recht ausgeglichen», sagt Amoudruz. Tendenziell gilt, dass die Leute letztes Jahr im Laden eher günstigere Produkte shoppten, während teurere Anschaffungen online bestellt wurden.
Amoudruz' Marktforscher fanden auch heraus, dass Fashion und Kleider die heisseste Kategorie ist: 65 Prozent interessiert sich dafür, wobei gut zwei Drittel der Befragten Frauen sind. Dass auf Platz zwei Beautyprodukte folgen und auf Platz drei Haushalt, kann insofern nicht überraschen.
Bei den Männern – auch langweilig – scheint das künftige Glück von einem neuen Smartphone oder einem TV abzuhängen. Am drittmeisten interessieren sich die Herren der Schöpfung für Kleider. 58 Prozent gaben übrigens an, mehr als 300 Franken ausgeben zu wollen.
Auch bei dieser Schnäppchenjagd ist nicht alles Gold was glänzt. Sprich, was rekord-billig vermutet wird, ist es gar nicht unbedingt, wie das britische Kaufberatungsportal Which? herausgefunden hat. Es hat den Preis von gegen hundert in Grossbritannien angebotenen populären Produkten aus den Bereichen Elektronik, Haushalt, «Persönliches» über ein Jahr hinweg getrackt und Folgendes festgestellt:
87 Prozent oder fast neun von zehn beobachteten Produkten waren während des Jahres billiger oder gleich teuer zu haben. Einmalige Schnäppchen waren rar: Lediglich jedes zehnte Produkt hatte am Black Friday den Tiefstpreis. Zwar werden Black-Friday-Deals nicht immer explizit als solche angepriesen, aber laut Which? sind 64 Prozent der Käufer der Meinung, dass im Ausverkauf die Preise günstiger seien.
Fragt man im Schweizer Handel nach, so zeigt sich, dass auch hier Black-Friday-Angebote günstig, aber nicht zwingend am billigsten sind. Bei Digitec Galaxus rechnet man am Black Friday und am kommenden Cyber Monday mit einem Verkaufs- und Besucherrekord: «Wir werden an beiden Tagen auf Digitec und Galaxus je rund 100 unschlagbare Angebote haben. Die Produkte werden in limitierten Stückzahlen verfügbar sein», sagt Sprecher Alex Hämmerli. Allerdings lässt er offen, ob die Angebote einmalig sind. Alle Produkte wurden aber speziell für die beiden Tage eingekauft, und die Angebote werden jeweils um Mitternacht enthüllt.
H&M schreibt auf Anfrage, dass man «seinen Kundinnen und Kunden während des ganzen Jahres besondere Angebote und Deals» biete. Und bei Media-Markt weist man darauf hin, dass «Media-Markt wie alle anderen Detailhändler seinen Kunden auch unter dem Jahr immer wieder Sonderangebote für spezielle Produkte» biete. Also exklusiv billig-billig sind die Schnäppchen auch in der Schweiz nicht.
«Erfunden» haben den Black Friday übrigens die Amerikaner. Es ist der Tag nach Thanksgiving, dem grossen Familienfest, an dem sich das ganze Land zum Truthahnessen trifft. Es hat sich eingebürgert, dass am Tag danach die ersten Weihnachtseinkäufe getätigt werden. In den 2010er-Jahren schwappte der Brauch nach Europa über. Bei uns gilt «Manor» als das erste Unternehmen, das 2014 den Black Friday ausgerufen hat.
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