FC Langenthal-Goalie im PorträtGoalie, Mister-Schweiz-Kandidat, Familienmensch
Noch immer ist Torhüter Sascha Studer der jüngste eingesetzte Spieler der Super League. 13 Jahre später ist der Profifussball für den Solothurner weit weg.

Am Samstag geht es wieder los. Der FC Langenthal startet gegen Leader Delsberg zur Rückrunde der 1. Liga, sofern es die Platzverhältnisse zulassen. Sascha Studer ist auf jeden Fall motiviert: «Auf die Spiele freue ich mich riesig», sagt der Goalie. «Da geht es um Punkte, um den Sieg. Das mag ich, denn ich bin nach wie vor ehrgeizig.» Die Vorbereitung bezeichnet er dagegen als «Horror». Vor Jahren habe sich bei ihm ein Trainingskoller eingeschlichen. Deshalb hat er auch zuletzt wieder Angebote aus der Promotion League abgelehnt. «Diese Clubs trainieren vier Mal pro Woche, das ist für mich ein No-Go. Drei Einheiten sind das Maximum.»
Das war freilich nicht immer so. Im Alter von 15 Jahren, 6 Monaten und 29 Tagen hatte er am 1. April 2007 für Aarau in der Super League debütiert (1:1 gegen Sion). Studer ist bis heute der jüngste eingesetzte Spieler in der höchsten Schweizer Liga. Es folgte indes nur noch ein einziger SL-Einsatz im April 2010 beim 1:5 gegen YB. Den Traum vom Profi verwirklichte er sich später dennoch: Studer spielte in Babelsberg (3. Bundesliga) und bei Mansfield Town in Englands vierthöchster Liga. Danach hatte er vorerst genug. Nach zwei Jahren Pause kehrte er im Herbst 2017 als 26-Jähriger beim FC Langenthal aber doch ins Tor zurück. Im Sommer läuft sein Vertrag aus. «Vielleicht mache ich weiter, vielleicht höre ich auf», lässt Studer die sportliche Zukunft offen.
Finalist zum «Mister Right»
Einer «erfolgreicheren» Profikarriere trauert er nicht nach. «Ich bereue keinen meiner Entscheide. Ich wünschte mir bloss, dass ich schon früher die Gelassenheit von heute gehabt hätte. Damals hat mich eine kritische Bemerkung des Trainers tagelang beschäftigt», erzählt das ehemalige sporadische Mitglied diverser Schweizer Nachwuchsauswahlen, das dank seiner Mutter Ruza auch den bosnischen Pass besitzt.

Jetzt geniesst Fussball nicht mehr absolute Priorität. Vor einem halben Jahr hat sich der 1,90 Meter grosse Modellathlet als Kandidat der Swiss Men’s Award 2020, dem Nachfolger der früheren Mister-Schweiz-Wahl, angemeldet. Nach fünf von sechs Prüfungen steht fest, dass Studer am 28. März in Zürich einer von 13 Finalisten bei der Wahl zum «Mister Right» sein wird. «Mittlerweile will ich diesen Titel unbedingt», macht er aus seinen Ambitionen kein Geheimnis. Mehr als 20 der insgesamt 80 VIP-Tickets haben Freunde von ihm gekauft. Die Wahl findet aber vor allem online und auf den Social-Media-Kanälen statt. Über 12’000 Abonnenten auf Instagram hat er, mehr als 3000 Freunde auf Facebook.
Die Punktzahl aus den bisherigen Challenges zählen auch im Final. Studer startet als Zweiter. Sollte er gewinnen, weiss er bereits, welche Botschaft er unbedingt transportieren will: «Wir schätzen in der Schweiz zu wenig, was wir hier haben. Wir jammern über Kleinigkeiten, statt dankbar zu sein. In der dritten Welt fehlt es oft an den Grundbedürfnissen wie sauberem Wasser oder einem Dach über dem Kopf.» Er würde gerne mal länger dorthin reisen, um auch mithilfe von Spendengeldern etwa in einem Dorf mit dem Bau eines Brunnens Unterstützung vor Ort zu leisten. «Dass dies nicht den Weltfrieden bringt, ist mir klar. Aber vielleicht würde es andere motivieren, ebenfalls zu helfen.»
Die Familie steht über allem
Helfen ist Studer ein grosses Anliegen, nicht nur in der Fremde. «Ich bin ein Familienmensch. Seit mein Vater erkrankt ist, managt meine Mutter alles. Ich unterstütze sie, bin ihre rechte Hand. Auch mein zehn Jahre jüngerer Bruder braucht mich, genauso das bald 90-jährige Grosi.» Der 28-jährige Solothurner aus Gunzgen wünscht sich, in naher Zukunft seinen Kindheitstraum zu erfüllen und neben dem Elternhaus ein Eigenheim zu bauen, damit die Nähe zur Familie gewährleistet bleibt.
Derzeit bildet er sich in Aarau zum Immobilienvermittler aus. «Das ist aber nur mein Zweitjob», sagt der gelernte Kaufmann mit Ausbildung zum Finanzberater. In einem 60-Prozent-Pensum leitet er ein Fitnesscenter in Sursee. Selber trainiert Studer drei bis vier Mal pro Woche im Kraftraum. Anders als auf dem Fussballplatz freut er sich jeweils auf diese Einheiten.
Noch immer lebt er wie ein Spitzensportler. Als gelegentlicher Barkeeper trinke er zwar mehr Alkohol als früher, aber im Verhältnis zu anderen weiterhin sehr wenig. Sollte er am 28. März die Mister-Wahl werden, würde er sich ein Glas gönnen. «Aber egal, was passiert, am 29. will ich für Langenthal im Tor stehen.»

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