«Ich bin in Orlando und habe die Schüsse abgefeuert»
Neue Details zum Massaker von Orlando: Vier Mal sprach der Attentäter mit der Polizei. Ein vom FBI veröffentlichtes Protokoll gibt Einblick in die Telefongespräche.
Der Attentäter von Orlando hat in seinen nächtlichen Anrufen bei der Polizei mit dem Zünden einer Autobombe und einer Sprengstoffweste gedroht. Das FBI veröffentlichte in Orlando schriftliche Auszüge aus vier Telefonaten. Das FBI erklärte, es werde aus Respekt vor Opfern und Angehörigen die Notrufe derer, die nachts in dem Club eingeschlossen waren, nicht veröffentlichen.
Im ersten Anruf um 2.35 Uhr beim Notruf 911 sagte der Anrufer, er sei für einen Angriff in Orlando verantwortlich. Das Gespräch, in dem er zum Teil Arabisch sprach, dauerte 50 Sekunden.
Polizist: Notruf 911, dieser Anruf wird aufgezeichnet Mateen: Im Namen Gottes des barmherzigen, des wohltätigen (auf Arabisch) Polizist: Was? Mateen: Gepriesen sei Gott, und mögen die Gebete sowie der Friede mit ihm sein (auf Arabisch). Ich lasse Sie wissen, ich bin in Orlando und ich habe die Schüsse abgefeuert (auf Englisch). Polizist: Wie lautet Ihr Name? Mateen: Mein Name ist ich schwöre (zensiert) meine Treue. Polizist: Ok, wie lautet Ihr Name? Mateen: Ich schwöre (zensiert) meine Treue. Möge Gott ihn beschützen (auf Arabisch), im Auftrag von (zensiert). Polizist: In Ordnung, wo sind Sie? Mateen: In Orlando. Polizist: Wo in Orlando?
Dann legte er auf.
Das zweite Gespräch um 2.48 Uhr dauerte neun Minuten, das dritte um 3.03 Uhr 16 und das vierte um 3.24 Uhr drei Minuten. Diese drei Gespräche wurden mit einem Kriseninterventionsteam geführt.
Laut FBI identifizierte der Anrufer sich als ein «islamischer Soldat» und forderte, die USA sollten ihre Bombardements in Syrien und im Irak einstellen. Deswegen sei er «jetzt hier draussen». In von ihm eroberten Teilen Syriens und des Iraks hat die IS-Miliz ein «Kalifat» ausgerufen.
Drohung mit Autobombe
Der Attentäter sagte, sollte die Polizei Dummheiten machen, werde er die Autobombe zünden. Er trage eine Weste in der Art, wie man sie von den jüngsten Anschlägen aus Frankreich kenne. Er sagte: «In den nächsten Tagen werdet Ihr mehr Aktionen dieser Art erleben.»
Um 4.21 Uhr wurde laut FBI ein Klimaaggregat aus einer Umkleide entfernt, dadurch hätten viele Menschen gerettet werden können. Gerettete berichteten um 4.29 Uhr, der Täter wolle Geiseln Sprengstoffwesten anlegen. Dies sei letztlich der Anlass für das Eingreifen gewesen, sagte Orlandos Polizeichef John Mina.
Um 5.02 Uhr wurde ein Loch in die Wand gesprengt und mit einer Ramme vergrössert. Nachdem weitere Menschen gerettet wurden, sei es zum Schusswechsel mit dem Täter gekommen, in dem er um 5.15 Uhr erschossen wurde.
Zu der Frage, ob der Attentäter alle 49 Menschen eigenhändig erschoss oder beim gewaltsamen Ende der Aktion Geiseln möglicherweise Opfer von Polizeikugeln wurden, geben die veröffentlichten Mitschnitte keine Auskunft.
Geiseln während Verhandlungen gerettet
Polizeichef Mina wehrte sich am Montag vor Medien gegen Vorwürfe, die Polizei sei in der Nacht zu lange untätig gewesen. Man habe lange mit dem Attentäter verhandelt und in dieser Zeit sehr viele Menschen aus dem Club gerettet.
In der Nacht zum 12. Juni hatte ein Mann in einem Club für Homosexuelle 49 Menschen erschossen und 53 verletzt. Es war das schlimmste Massaker eines Einzeltäters in der Geschichte der USA. Nach der Tat wurden weder eine Bombe noch eine Sprengstoffweste gefunden.
Aus den Protokollen und Mitschnitten geht hervor, dass die ersten Schüsse um 2.02 Uhr (Ortszeit) fielen. Um 2.08 Uhr gab es den ersten Schusswechsel mit der Polizei. Bis zum finalen Eingreifen der Polizei um kurz nach 5.00 Uhr seien keine weiteren Schüsse gefallen.
Im ersten Anruf um 2.35 Uhr berief sich der Mann auf eine Organisation und auf einen Einzelnen, die Details wurden vom FBI nicht veröffentlicht. Es ist aber bestätigt, dass der Täter sich auf die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und deren «Kalifen» Abu Bakr al-Bagdadi berufen hat.
SDA/kat
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch