In Aleppo ist Weltkulturerbe in Gefahr
Die syrische Opposition berichtet, das Regime habe die Zitadelle von Aleppo beschossen. Derweil wird in der Türkei darüber spekuliert, ob die türkische Armee plant, in Syrien einzumarschieren.

Flüchtlingsansturm wegen Kämpfen in Aleppo
Nach Angaben von Regierungspolitikern könnte unter anderem ein grosser Flüchtlingsansturm wegen der Kämpfe in der nur 50 Kilometer südlich der türkischen Grenze gelegenen Wirtschaftsmetropole Aleppo den Ausschlag für eine Intervention geben. Schon jetzt halten sich rund 53'000 syrische Flüchtlinge in türkischen Auffanglagern an der Grenze auf. Die Zahl der Flüchtlinge hat sich seit Mai verdoppelt. Auch die laut der türkischen Regierung zunehmenden Aktivitäten der Rebellengruppe PKK im Norden Syriens werden als möglicher Grund für eine türkische Militäraktion jenseits der Grenze genannt.
Clinton will nach Abschluss einer Afrika-Reise am Samstag in Istanbul mit dem türkischen Aussenminister Ahmet Davutoglu zusammenkommen. US-Präsident Barack Obama und Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hatten kürzlich am Telefon über die Vorbereitungen auf eine neue Ära in Syrien nach einem Sturz der Regierung von Bashar al-Assad gesprochen.
Kurz vor einem Besuch von US-Aussenministerin Hillary Clinton in Istanbul gibt es in der Türkei neue Spekulationen über eine bevorstehende Militärintervention in Syrien. Unter Berufung auf Regierungskreise in Ankara berichtete die Zeitung «Cumhuriyet» heute, die Pläne sähen die Einrichtung von insgesamt fünf Sicherheitszonen auf syrischem Gebiet vor. Diese Gebiete sollen sich demnach von der türkischen Grenze aus rund 20 Kilometer tief auf syrisches Gebiet erstrecken. Clinton will morgen mit der türkischen Regierung über den Konflikt in Syrien sprechen.
Ankara hält sich die Einrichtung von Schutzzonen in Syrien ausdrücklich als Möglichkeit offen, betont aber seit Wochen, es gebe noch keine Entscheidung für einen solchen Schritt. In jüngster Zeit hatte die türkische Armee zusätzliche Einheiten im Grenzgebiet zusammengezogen. Laut «Cumhuriyet» sollen die türkischen Sicherheitszonen entlang der wichtigsten Verbindungsstrassen zwischen der Türkei und Syrien eingerichtet werden.
Zitadelle von Aleppo beschädigt
Die syrische Armee hat gemäss der Opposition die Zitadelle von Aleppo mit einer Mörsergranate beschädigt. Das zum Weltkulturerbe gehörende Gebäude wurde demnach von einem Geschoss getroffen, über das niemand in Syrien ausser den Regierungstruppen verfügt.
Die Mörsergranate sei am Eingang der Zitadelle eingeschlagen und habe eine Marmortafel mit dem Namen der Stätte zerstört, erklärte der oppositionelle Syrische Nationalrat. Die Zitadelle gilt als Juwel der islamischen Militärarchitektur des Mittelalters.
Der Angriff ziele auf «die Erinnerung und die Geschichte des syrischen Volkes und der gesamten Menschheit». Der Nationalrat forderte die UNO-Organisation für Wissenschaft, Bildung und Kultur (UNESCO) auf, zum Schutz des Kulturerbes einzuschreiten.
Heftige Gefechte in Aleppo
In der Wirtschaftsmetropole im Norden Syriens dauerten die Kämpfe derweil weiter an. Aus dem Stadtteil Salaheddin wurden schwere Gefechte gemeldet. Dort werde weiter gekämpft, sagte Hussam Abu Mohammed, Kommandant der oppositionellen Freien Syrischen Armee (FSA), der Nachrichtenagentur AFP: «Wir kämpfen weiter um Salaheddin, weil wir diesen Bezirk nicht aufgeben werden.»
Ein weiterer FSA-Kommandant, Abu Omar al-Halebi, hatte der Deutschen Presse-Agentur gestern am Telefon erklärt, die Aufständischen hätten sich im benachbarten Stadtteil Sukkari neu gesammelt.
Der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London zufolge nahm die Armee Salaheddin sowie die Stadtteile Sahur und Hanano am Morgen unter heftigen Beschuss. Dabei seien zwei Zivilisten getötet worden.
In Hanano schlugen von einem Kampfjet abgeworfene Geschosse im Hof des Hauptquartiers der FSA und in einem Wohnhaus ein, wo laut AFP-Reportern mehrere Menschen verletzt wurden. «Wir stehen auf der Seite der Freien Armee, aber sie ist auch verantwortlich dafür, dass das alles hier passiert ist», sagte einer der Bewohner.
Aufständische im Hintertreffen
Die Aufständischen hatten gestern im Kampf um Aleppo einen Rückschlag erlitten und mussten sich aus dem Stadtteil Salaheddin zurückziehen. Um die Wirtschaftsmetropole Aleppo kämpfen Truppen von Staatschef Bashar al-Assad und Aufständische seit fast drei Wochen. Beide Seiten wie Beobachter sehen im Ausgang der Schlacht um Aleppo einen Vorentscheid mit Blick auf das Schicksal des Assad-Regimes.
Der Aufstand gegen Assad hatte vor 17 Monaten mit friedlichen Demonstrationen begonnen, die von den Sicherheitskräften brutal niedergeschlagen worden waren. Darauf eskalierte der Konflikt zu einem brutalen Bürgerkrieg.
AFP/ses
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