In der Komplexität eine Chance sehen
Um architektonische Visionen rund um den Bahnhof zu diskutieren, lud das Architekturforum Thun auf Mittwochabend zu einer Podiumsdiskussion ein. Als Musterbeispiel diente der Bahnhof Oerlikon.

Während der laufenden Thuner Ortsplanungsrevision machen sich auch Architektinnen und Architekten Gedanken rund um die zukünftige Entwicklung der Stadt. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion zum Thema «Visionen für das Bahnhofgebiet Thun» präsentierten am Mittwochabend die Architekten Andrea Roost, Jürg Senn und Florian Kühne ihre Vorstellungen von einem Bahnhof der Zukunft und diskutierten diese unter der Leitung von Moderator und Architekt Heinz Brügger.
Musterbeispiel Oerlikon
Aus seiner eigener Erfahrung zum Thema «Bahnhofsvision» konnte Jürg Senn, Architekt und Raumplaner bei 10:8 Architekten in Zürich, schöpfen. Als es um die Weiterentwicklung des Gebiets rund um den Bahnhof Oerlikon ging, gewann er mehrere Ideenwettbewerbe und konnte so seine Vision in die Tat umsetzen. «Der Bahnhof ist eine wichtige Scharnierstelle zwischen dem ‹historischen› Teil von Oerlikon und dem etwas neueren Industriegebiet», sagt Jürg Senn. «Es ging also darum, den Ort nicht mithilfe der Bahn zu verschneiden, sondern eine Entwicklung und vor allem eine Verbindung zu ermöglichen.» Nach zwölf Jahren Entwicklung konnte deshalb ein Bahnhof entstehen, der verbindend wirkt, offen ist und einem gut durchdachten architektonischen Konzept folgt. «Man muss in der Komplexität eine Chance sehen», sagt Senn. «Der Bahnhof ist nämlich nicht ein Objekt, sondern ein Gefüge.»
«Fast so gross wie das Bälliz»
Auch Andrea Roost sieht das Bahnhofgebiet als Chance: «Das Gebiet rund um den Bahnhof ist riesig! Es ist fast so gross wie das Bälliz, und das ist natürlich eine grosse Chance. Deshalb sollte man es auch nicht einfach verschneiden, sondern etwas daraus machen.» Als besonderes «Filetstück» sieht er den Bereich um den ehemaligen Bahnhof Scherzligen und den Uferweg. In seiner Vision sieht er deshalb ein neues Konzept für einen Hafen in diesem Gebiet. «Das Wichtigste ist für mich, dass man städtisch reagiert und etwas macht, womit die Stadt semantisch als Stadt markiert wird, Freiraum substanziell erweitert werden kann und wirtschaftlich gedacht wird – sodass nicht Zweitwohnungen, sondern echter Wohnungsbau in bester Lage im Fokus steht», sagt Roost.
Elegant scheitern
Mit dem Entwicklungsschwerpunkt Bahnhof Thun im Rahmen der Ortsplanungsrevision und der Stadtentwicklung 2035 befasste sich Florian Kühne, Beauftragter für Städtebau und Co-Leiter des Thuner Planungsamts. «Wir stehen momentan zwischen der Vision, dem Entwurf und dem Resultat, das nach vielen Arbeitsstunden entsteht. In dieser Spannungswelt bewegt sich natürlich alles», sagt Kühne. Der Bahnhof Thun sei auch ein sehr wichtiger Teil der Entwicklungsschwerpunkte des Kantons Bern. Mit der sogenannten Plattform soll deshalb eine Lösung gefunden werden, bei der alle Interessengemeinschaften mitreden können. «Wenn sich die Plattform trifft, soll die Entwicklung nicht nur benannt, sondern auch koordiniert werden», sagt Florian Kühne. «Beim Städtebau versucht man nämlich, möglichst elegant zu scheitern und dadurch alle Interessen unter einen Hut zu bringen.»
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