In der Schweiz werden jährlich 5 Tonnen Kokain konsumiert
Eine neue Studie gibt Aufschluss über Gebrauch und Handel der Droge.

In der Schweiz werden pro Jahr rund 5 Tonnen Kokain geschnupft, gespritzt und geraucht. Zu diesem Ergebnis kommt eine bislang einzigartige Studie: Wissenschaftler von Universität und Universitätsspital Lausanne sowie der Stiftung Sucht Schweiz haben den Kokain-Markt im Kanton Waadt analysiert. Anhand von Hochrechnungen bestimmten sie schliesslich den landesweiten Verbrauch. «Von Cannabis abgesehen, ist der Kokain-Markt grösser als alle anderen Drogenabsatzmärkte zusammen», lautet das Fazit von Frank Zobel, Vize-Präsident von Sucht Schweiz.
Die Autoren stützen sich auf Abwasseranalysen in mehreren kantonalen Kläranlagen. Messgeräte nahmen ein Jahr lang täglich Proben, die später auf Spuren von Benzoylecgonin untersucht wurden. Auf einen Stoff, den der Körper nach dem Kokainkonsum ausscheidet.
Parallel dazu fusst die Studie auf Befragungen. Das nationale Suchtmonitoring interviewt seit 2011 jährlich gegen 11'000 Personen zu deren Suchtmittelkonsum. Es stellte sich heraus: Den typischen Kokainkonsumenten gibt es nicht. Es seien der gewöhnliche Arbeiter wie auch der Chef des Grossunternehmens, sagt Zobel. Klar ist hingegen, dass etwa 20 Prozent der Konsumenten rund 80 Prozent des gehandelten Kokains verbrauchen.
Stark gestreckt
Inklusive der polizeilich beschlagnahmten Kokainmenge kamen die Forscher auf ein jährliches Handelsvolumen zwischen 416 und 500 Kilogramm für die Waadt. Und auf 5 Tonnen für die Schweiz. «Die Waadt kann als Referenzkanton betrachtet werden», erklärt Zobel. Mit Lausanne als urbanem Zentrum, in dem das Nachtleben pulsiert, und seinen ländlicheren Gegenden gibt die Waadt ein Spiegelbild der Nation ab. Die Autoren stützen ihre Annahmen auf die grosse Zahl an Stichproben und auf Gespräche mit Polizisten und Behörden aus anderen Kantonen. Zobel: «Die 5 Tonnen sollten relativ akkurat sein.»
Ein Koks-Berg, schwer wie eine ausgewachsene Elefantenkuh – er bestätigt das Bild, das andere Untersuchungen in schöner Regelmässigkeit von der Schweiz zeichnen. Die europäische Drogenbehörde testet jährlich die Klärwasser von europäischen Städten, im Vorjahr waren es 56. Zürich landete mit 934 Milligramm Kokain pro Tag pro 1000 Personen auf Platz zwei der unrühmlichen Rangliste. Auch St. Gallen, Basel, Bern und Genf fanden sich in den Top 10 wieder.
Die Waadtländer Studie hält zudem fest: Kokain, das auf Schweizer Strassen gekauft wird, ist stark gestreckt. Meistens mit Pulver für Babymilch, nicht selten mit gefährlichen Substanzen. Die Ware stammt aus den Laboren Südamerikas, erreicht den Kontinent über Spanien oder Holland und wird von dort verteilt. Weiter ist der Handel nicht hierarchisch organisiert – nicht von Koks-Baronen, sondern von vielen kleinen Fischen.
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