Olympia 2021Inmitten der nächsten Generation rockt Antonio Djakovic
Der 18-jährige Crawler aus Uster nähert sich in Tokio weiter der Weltspitze und entspricht damit einem Trend. Für seine Leistungen findet er kaum Worte.

Es ist zwar erst der dritte Wettkampftag im Aquatics Centre vorbei, doch die olympischen Schwimmwettkämpfe scheinen unter dem Motto «New Kids on the Block» zu stehen: Neue, junge Schwimmerinnen und Schwimmer sind am Start und fordern die alte, erfolgreiche Generation. Am Montag musste das US-Topstar Katie Ledecky (24) in aller Härte erfahren. Die fünffache Olympiasiegerin wurde über 400 m Crawl von der 20-jährigen Australierin Ariarne Titmus bezwungen, was zur Folge hatte, dass deren Trainer auf den Rängen vollkommen ausflippte.
Ähnliches war am Sonntag schon dem erst 18-jährigen Ahmed Hafnaoui gelungen – in derselben Disziplin, nur viel ausgeprägter. Der Tunesier war als ziemlich unbekannter Schwimmer angereist, der erstmals auf diesem internationalen Level startet. Als er aus dem Bassin stieg, war er der erst dritte Olympiasieger seines Landes. Die ersten beiden Goldmedaillen hatte mit Oussama Mellouli ebenfalls ein Schwimmer gewonnen.
«Im Final ist alles möglich, sogar der Olympiasieg»
Das verdeutlicht: Die nächste Generation drängt an die Weltspitze oder ist sogar schon dort angekommen. Und mit einigen anderen gehört auch der Jüngste der Schweizer Delegation dazu, der ebenfalls 18-jährige Antonio Djakovic aus Uster. Im 400-m-Vorlauf verblüffte er in 3:45,82 mit einer enormen Verbesserung seines Schweizer Rekords (- 0,72), und als Neunter verpasste er seinen ersten Olympiafinal um nur 14 Hundertstel. Gleich vor ihm lag Hafnaoui, der als Letzter den Finaleinzug schaffte. «Das zeigt, was passieren kann, wenn man den Endlauf erreicht», sagt Djakovic. Und meint: Es ist alles möglich. Sogar der Olympiasieg. Für seine Leistung finde er kaum Worte: «Ich bin megaglücklich! Ich hatte keine Erwartungen, ich bin hierhergekommen, um erste Erfahrungen auf diesem Niveau zu sammeln, mein wirkliches Ziel ist Paris 2024.»

Im Rennen über 200 m Crawl legte er am Montag nach und näherte sich in 1:45,92 Dominik Meichtrys Schweizer Rekord bis auf 12 Hundertstel. Meichtry hatte diese Zeit als Vorlaufschnellster an den Spielen 2008 in Peking erzielt, wurde letztlich Sechster und war damals sechs Jahre älter als Djakovic. Dieser verpasste gestern als Elfter den Final um 21 Hundertstel und tritt am Dienstag noch mit der 4x200-m-Staffel an.
Corona hat die Hierarchien durcheinandergewirbelt
Für den weltweiten Trend der aufstrebenden Jugend hat Markus Buck, Leistungssportchef bei Swiss Swimming, eine relativ einfache Erklärung: «Diese Jungen haben wegen der Verschiebung der Spiele ein Jahr mehr Zeit für die Entwicklung gehabt. 2020 hätten sich viele von ihnen noch nicht für Olympia qualifiziert.» Zudem sei es nach Olympischen Spielen üblich, dass eine ältere Garde abtrete, «die ist jetzt vielleicht noch da, ist aber nochmals ein Jahr älter und sieht sich mit schnellen Jungen konfrontiert».
Für Djakovic bedeutet die Leistungssteigerung, dass er auf bestem Weg zu seinem wirklichen Ziel in drei Jahren ist. Nach seinem letzten Schuljahr wird er die Spitzensport-RS absolvieren, was auch heissen dürfte, dass vor Paris ein Wechsel ins Ausland keinen Sinn macht.
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