Kandertal soll besser vor Hochwasser geschützt werden
Die stark verbaute Kander soll in den kommenden Jahrzehnten wieder naturnäher und gleichzeitig besser vor Hochwasser geschützt werden.

Seit Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Kander auf verschiedenen Abschnitten verbaut. Durch diese Einengung grub sich der Fluss mit der Zeit an manchen Stellen immer tiefer in den Boden ein und unterspülte Schutzbauten, wie aus einer Mitteilung der bernischen Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion vom Mittwoch hervorgeht.
In den letzten Jahren hat sich zudem immer wieder gezeigt, dass die Abflusskapazität und die Belastbarkeit des Flusses an Grenzen stossen. Mit aller Deutlichkeit trat dies zum Beispiel exakt vor einem Jahr zu Tage, als die Kander nach einem Unwetter über die Ufer trat und grosse Schäden anrichtete.
Ganzheitlicher Ansatz
Doch schon vor diesem Grossereignis waren Experten daran, das Flusssystem Kander in seiner Gesamtheit zu überprüfen und nach Verbesserungen zu suchen. 2007 startete ein entsprechendes Projekt. Daraus entstand ein Konzept zur Gewässerentwicklung an der Kander.
Auf dieser Basis wurde ab 2010 der Gewässerrichtplan erarbeitet, der nun im Entwurf vorliegt. Er umfasst vier Schwerpunkte: den Hochwasserschutz, die Stabilisierung der Flusssohle, den Gewässerunterhalt und die Ökologie.
Die für den Wasserbau und den Unterhalt zuständigen Gemeinden und Schwellenkorporationen waren in die Erarbeitung des Richtplans und der Massnahmen miteinbezogen. Sie tragen den ganzheitlichen Ansatz mit, wie der Kanton in seiner Mitteilung schreibt. Die Bevölkerung kann sich am 19. November an einer öffentlichen Fragestunde in Frutigen über das Projekt informieren.
Erste grosse Flusskorrektur
Die Kander galt schon immer als ausgesprochen launisches Gewässer. Kein Wunder also, haben Menschen schon seit Jahrhunderten Hand angelegt, um den alpinen Fluss zu bändigen. Anfang des 18. Jahrhunderts war es vor allem die Region am Unterlauf, die von Kanderhochwassern geplagt wurde.
Um diesem Zustand abzuhelfen, wurde der Flusslauf in einem kühnen Unterfangen verändert und die Kander in den Thunersee geleitet. Es war dies die erste grosse Flusskorrektion in der Schweiz - Erfahrung mit solchen Projekten hatte man nicht.
Die Umleitung der Kander führte zu grossen Problemen. Plötzlich floss rund 60 Prozent mehr Wasser in den Thunersee und die Aare als Seeabfluss konnte das viele Wasser nicht schlucken. Regelmässig kam es darum in der Stadt Thun zu grossen Überschwemmungen. In der Folge wurden weitere, umfangreiche Wasserbauprojekte nötig, allen voran an der Aare.
Mehr Platz für das Wasser
Der Bedarf an Landwirtschafts- und Siedlungsland sowie der Bahnbau machten weitere Verbauungen der Kander nötig. Insbesondere seit Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Fluss in ein enges Korsett gezwängt und fliesst nun über weite Strecken in einem monotonen Gerinne.
Die Hochwasser der vergangenen Jahre brachten das Bewusstsein zurück, dass der Fluss, wo möglich, wieder mehr Platz braucht. Im Unterlauf der Kander, in der Augand bei oder auch bei Frutigen wurde die Kander wieder ausgeweitet und naturnäher gestaltet.
Die Kander entspringt der Zunge des Kanderfirms. Von der Quelle bis zur Mündung hat sie eine Länge von rund 45 Kilometern. Der Fluss entwässert ein 1126 Quardratkilometer grosses Einzugsgebiet
SDA/toc
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