Kleider, Keramik und Katzentreppen
Eine Studie über Katzentreppen, Keramik wie aus Schlagsahne oder traditionelles Kunsthandwerk aus Leder: Die Ausstellung «Bestform» im Kornhausforum präsentiert, was der Kanton Bern punkto Design zu bieten hat.
Wie aus dem Schlaraffenland wirken die weissen Objekte von Laurin Schaub, die mit ihren glänzenden Oberflächen aussehen, als seien sie aus Schlagsahne geformt worden. Sie haben scheinbar keine Form, dehnen sich aus oder wachsen in die Höhe. Schaub selbst nennt sie «Landscapes as Vessels», was auf Deutsch «Landschaften als Gefässe» bedeutet.
Trotz der nicht definierbaren Form sind die Objekte aus Porzellan durchaus funktional gedacht und können etwa als Früchteschalen oder Vasen verwendet werden. Der Keramiker hat sich von der Tafelkultur des Rokoko inspirieren lassen, als Theatralik und Pomp en vogue waren.
Die Berner Design-Stiftung hat die dreiteilige Arbeit angekauft und zeigt die Objekte nun im Rahmen der alljährlich stattfindenden Ausstellung «Bestform» im Kornhausforum.
Gelbe Akzente
Fördern, Vermitteln und Sammeln seien die drei Pfeiler der 1995 gegründeten Stiftung, sagt Geschäftsleiterin Meret Mangold. «Die Bestform ist unser Schaufenster gegenüber der Wirtschaft und der Politik.» Dass diese Verknüpfung wichtig ist, manifestiert sich auch in der Förderpolitik.
Nicht nur Projektideen, sondern auch Vermarktungsstrategien werden ausgezeichnet. Designerinnen und Designer aus dem ganzen Kanton Bern können sich bewerben. Das Spektrum umfasst Grafikdesign, Produktedesign, Mode- und Textildesign sowie Szenografie.
Das längst über Bern hinaus bekannte Modelabel PAMB, hinter dem Nicole Verbeek und Evelyne Pfeffer stecken, erhielt dieses Jahr einen mit 6000 Franken dotierten Förderbeitrag für Vermarktung. Seit der Eröffnung 2012 haben die Bernerinnen zwölf Kollektionen realisiert.
Mit dem Förderbeitrag bewerben die Designerinnen nun die neue Frühlings- und Sommerkollektion. Realisiert haben sie Bildmaterial für Medienauftritte sowie ein «Lookbook», das in kompakter Form ihr Schaffen vorstellt. Zwei Modelle aus der aktuellen Kollektion sind im Kornhaus ausgestellt.
PAMB setzen auf ein dunkelblaues Jeansoutfit, das mit Schlaghosen an die Siebzigerjahre denken lässt. Akzente setzen sie mit der Farbe Gelb, mit einem Gürtel oder einem Pullover aus Jersey.
Löwenzahn fürs Parlament
«Geschichten erzählen» lautet das Motto der diesjährigen Schau. In einem speziellen Bereich gibt es ältere Arbeiten aus der Sammlung, die erstmals 1864 erwähnt wurde, zu entdecken. Meret Mangold hat über die etwas in Vergessenheit geratene, kürzlich aber wiederentdeckte Anna Haller (1872–1922) geforscht. Sie präsentiert nun Hallers vom Jugendstil geprägte Lederarbeiten.
Anna Haller besuchte als erste Frau die kunstgewerbliche Abteilung des Technikums Biel, wo sie später auch selbst unterrichtete. Als Mitarbeiterin des Ateliers von Albert Renggli in Biel realisierte sie 1901 gemeinsam mit ihrem Halbbruder Otto Weber die Lederschnittarbeiten an den Ständeratssitzen im Nationalratssaal des Berner Parlaments.
Dass sie später als «Blumenmalerin» bekannt wurde, erstaunt nicht. Bereits ihre Lederarbeiten faszinieren mit botanisch korrekten Pflanzen, etwa einem Löwenzahn.
Verdrehte Wesen
Von der bedeutenden Keramikerin Margrit Linck-Daepp (1897– 1983) gibt es Ungewohntes zu entdecken. Die drei in einer Reihe präsentierten, surreal anmutenden Geschöpfe bringt man nicht sofort mit Lincks schlichtem und funktionalem Schaffen in Verbindung.
Als «Verdrehte Wesen» bezeichnete sie die Kerle, die sie in ihrem Todesjahr schuf. Man betrachtet sie mit leichtem Unbehagen: Hat das Leben die Figuren so zusammengestaucht?
Während bei den angewandten Kunstschaffenden der Vergangenheit das Handwerk im Vordergrund steht, versteht sich der heutige Designer immer auch ein bisschen als Soziologe. Brigitte Schuster hat Katzenleitern erforscht und dafür einen Förderbeitrag für ein Buchprojekt erhalten.
Verschiedene Fotografien zeigen, wie individuell diese gestaltet werden und wie sie das jeweilige Gebäude bereichern oder verschandeln. Schuster hat sich gefragt: «Zwingen wir den Katzen diese Leitern auf?» Mit ihrem Buch will sie die teils eigenwilligen Konstruktionen dokumentieren und für nachkommende Generationen festhalten.
Lucas Uhlmann, den die Stiftung mit einem Auslandstipendium in Paris unterstützte, präsentiert einen massiven Holztisch, der dem Bedürfnis, überall zu feiern, entgegenkommt. Seine Idee war es, die traditionelle Festbank ins 21. Jahrhundert zu führen.
Die «Party-Garnitur» ist leicht zusammenzubauen und kann sowohl im Innen- wie im Aussenbereich genutzt werden. Während herkömmliche Festbänke oft eine wackelige Angelegenheit sind, kommt Uhlmanns Version kompakt und qualitätsvoll daher. Und auch wenn es ein Ausstellungsobjekt ist: Hinsetzen ist erwünscht.
Ausstellung: bis 29. 4., Kornhausforum, Bern.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch