Wahlen in ZürichKlimaallianz hält Mehrheit ganz knapp
Die Wahl im bevölkerungsreichsten Kanton der Schweiz spurt oft die nationalen Wahlen vom Herbst vor. Diesmal legen die Bürgerlichen zu, die Grünen verlieren.

Vor vier Jahren startete in Zürich die sogenannte grüne Welle und erreichte ein paar Monate später die gesamte Schweiz. Je neun Sitze gewannen Grüne und Grünliberale 2019 bei den Kantonsratswahlen hinzu. Die SVP war die grosse Verliererin. Nun sind die Grünen die Wahlverlierer. Minus 3 Sitze und minus 1,5 Prozent Wähleranteile lautet am Sonntag ihr Resultat.
Die Grünliberalen gewinnen zwar nochmals einen zusätzlichen Sitz, verlieren aber leicht an Wähleranteilen. Die grüne Welle ist damit in Zürich vorbei.
Die Zürcher Wahlen gelten als Formtest für die nationalen Wahlen im Oktober. In Zürich bildeten Grüne, Grünliberale, SP, EVP und Alternative 2019 die sogenannte Klimaallianz, die eine Mehrheit im Kantonsrat hatte. Die Mehrheit behält die Allianz trotz der Verluste auch für die nächsten vier Jahre. Allerdings schafft sie das nur ganz knapp. Die Allianz kommt neu auf 91 Sitze. Die bürgerlichen Parteien SVP, FDP, Mitte und EDU stellen 89 Kantonsrätinnen und Kantonsräte.
Von den Parteien der Klimaallianz konnte einzig die SP ein hauchdünnes Plus von 0,01 Prozent Wähleranteil verzeichnen. Das reichte für einen zusätzlichen Sitz.
Auf bürgerlicher Seite legten dagegen SVP, FDP und Die Mitte bei den Anteilen leicht zu. Die Mitte gewann dadurch drei Sitze, die SVP einen, die FDP konnte ihre Sitzzahl halten. Die EDU verliert Wähleranteile und einen Sitz.
In Zürich müssen Parteien kantonsweit mehr als 3 Prozent erreichen oder in einem Wahlkreis die 5-Prozent-Hürde überspringen, um ins Parlament einzuziehen. An dieser Vorgabe scheiterten alle neu antretenden Kleinparteien und Gruppierungen. So kam die aus Corona-Massnahmengegnern hervorgegangene «Aufrecht/Freie Liste» in ihrem besten Wahlkreis auf einen Anteil von 3,7 Prozent und kantonsweit auf 2,2 Prozent.
Der Kantonsrat verzeichnet zudem einige prominente Wechsel. So wurde der landesweit bekannte Milieu-Anwalt Valentin Landmann, der für die SVP politisiert, abgewählt. Der abtretende Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes, Hans-Ulrich Bigler, verpasste den Einzug in den Kantonsrat. Der ehemalige FDP-Nationalrat trat für die SVP an. Die ehemalige SP-Nationalrätin Chantal Galladé wurde dagegen neu für die Grünliberalen gewählt.
Alle Regierungsräte wiedergewählt
Im Zürcher Regierungsrat gibt es keine Veränderungen. Alle sieben Mitglieder haben die Wiederwahl deutlich geschafft. Spannend war hauptsächlich die Frage, ob Silvia Steiner (Mitte) ihren Sitz verteidigen kann. Dies schaffte die Bildungsdirektorin problemlos. Sie schnitt mit dem sechstbesten Resultat ab und überflügelte sogar noch Carmen Walker Späh von der FDP.
Ihre grösste Konkurrentin, Priska Seiler Graf (SP), distanzierte Silvia Steiner um 25’000 Stimmen. Die Nationalrätin schaffte es somit nicht, den verloren gegangenen Sitz der SP zurückzuerobern. Mario Fehr hatte in der vergangenen Legislatur die Genossen verlassen und kandidierte nun parteilos. Er schaffte die Wiederwahl problemlos und erhielt am meisten Stimmen, gefolgt von den beiden SVP-Kandidatinnen Natalie Rickli und Ernst Stocker.
Auch die anderen Herausforderer scheiterten kläglich. Das «Machtkartell der Bisherigen hat sich durchgesetzt», schreibt Peter Grünenfelder (FDP) in einem Communiqué. Der Avenir-Suisse-Direktor machte 12’000 Stimmen weniger als Priska Seiler Graf. Noch weniger Stimmen erhielten Benno Scherrer (GLP), Anne-Claude Hensch (AL) und Hans-Peter Amrein (parteilos).
SDA/ldc/tiw
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