«The Wrestler» gewinnt den Kampf
Mit Darren Aronofskys «The Wrestler» gewinnt in Venedig das schnörkelloseste Werk eines wieder erstarkten US-Kinos. Am meisten freute sich darüber der im Palmares übergangene Hauptdarsteller Mickey Rourke.
Die Letzten werden die Ersten sein. Für den Siegerfilm «The Wrestler» gilt diese biblische Weisheit gleich in doppelter Hinsicht: Wie schon in Cannes («Entre les Murs») holte sich auch in Venedig das Wettbewerbs-Schlusslicht den Hauptpreis. Es ist das packende Drama um einen abgewrackten Verlierertypen, dessen Kampf sowohl im Ring wie im Leben nur einen Sieger kennt: den ergriffenen Kinozuschauer.
Herz, Kampf und Show
Darren Aronofsky erzählt in «The Wrestler» von einem Showringer (Mickey Rourke), der noch im fortgeschrittenen Alter in drittklassigen Locations auftritt, dann aber einen Herzinfarkt erleidet. Da jedoch weder die Beziehung zu seiner Tochter (Evan Rachel Wood) noch die Liaison mit einer Stripperin (Marisa Tomei) vom Fleck kommen, klammert er sich an das, was er am besten kann – die Show in der Manege.
Für den Achtzigerjahre-Star Mickey Rourke ist diese Rolle ein einziger Kraftakt: Wie er sich auf seine Gegner wirft, in Stacheldrähten wälzt und danach schwer atmend von dannen trollt, verleiht er dem gradlinigen Film eine herzzerreissende Tiefe. Das betont auch der Regisseur: «Der visuelle Stil in diesem Film», so Aronofsky in Venedig, «ist hauptsächlich durch Mickey Rourke definiert.»
Jurypräsident war für Rourke
Umso enttäuschender, dass der amerikanische Schauspieler bei der Preisvergabe leer ausging. Doch dem machte das nichts aus – im Gegenteil: Rourke sprang in Venedig als erster auf, zerrte seinen Regisseur auf die Bühne und überschüttete ihn mit Lobhuldigungen. Jurypräsident Wim Wenders liess später durchblicken, dass er die Coppa Volpi für den besten Darsteller nur zu gerne an Rourke überreicht hätte – und bat darauf das Festival, die Regeln zu ändern, wonach angeblich Schauspieler-Auszeichnungen nicht mit Hauptpreisen kombiniert werden dürfen.
So wurde dem starken und vielseitigen US-Kino in einem insgesamt schwachen Wettbewerb nur noch ein weiterer Nebenpreis zugestanden: Jennifer Lawrence erhielt den Marcello-Mastroianni-Preis für die beste schauspielerische Nachwuchsleistung. In Guillermo Arriagas Episodendrama «The Burning Plain» spielt sie eine Tochter, die aus Eifersucht ihre Mutter und deren Liebhaber tötet und dafür einen hohen Preis bezahlt.
Leer ausgegangen sind dagegen die im Vorfeld als Favoriten gehandelten US-Streifen «The Hurt Locker» von Kathryn Bigelow und «Rachel Getting Married» von Jonathan Demme. Der Silberne Löwe für die beste Regie ging stattdessen an den Russen Alexej German Jr., dessen «Paper Soldier» relativ umständlich von den letzten Vorbereitungen für den ersten bemannten Weltraumflug erzählt.
Festivalchef ist fest im Sattel
Dennoch: Festivaldirektor Marco Müller kann zufrieden sein. In einem schwierigen Jahr mit schmalem Angebot hat er die amerikanischen Rosinen rausgepickt, die verfügbaren Stars nach Venedig gebracht und zudem einen Grundstein für den von ihm geforderten neuen Festivalpalast gesetzt. Der 70 Millionen Euro teure Monumentalbau in Muschelform soll 2011, zum Ende von Müllers zweiter vierjähriger Amtszeit, eröffnet werden. Gut möglich, dass Müller bis dahin so fest im Direktoren-Sattel sitzt, dass sein letztes Amtsjahr zum ersten einer neuen Amtsperiode wird.
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