Die Astronautin und die Farbmeisterin
Sarah Hugentobler (38) und Lea Krebs (35) haben beide den mit je 10'000 Franken dotierten Frauenkunstpreis erhalten. Es ist das erste Mal, dass gleich zwei Künstlerinnen ausgezeichnet wurden.

«Ich wollte schon immer mal einen Science-Fiction-Film drehen», sagt Videokünstlerin Sarah Hugentobler. Das hat die in Bern lebende Thurgauerin schliesslich auch getan, und zwar in einer alten Industrieküche, wo sie selbst in die Rolle dreier Astronauten schlüpfte.
Alle drei Charaktere tragen identische Raumanzüge und silberne Schuhe. Nur die leicht unterschiedlichen Frisuren – Hugentobler trägt in ihren Arbeiten öfters Perücken – lassen drei verschiedene Charaktere ausmachen. Zurzeit präsentiert sie die Videoarbeit «Astronauten» (2015) mit weiteren dazugehörenden Foto- und Videoarbeiten in der Galerie Beatrice Brunner.
Hugentobler hat gemeinsam mit Lea Krebs den diesjährigen Frauenkunstpreis gewonnen. Seit einigen Jahren schon gewährt Galeristin Beatrice Brunner den jeweiligen Gewinnerinnen Gastrecht in ihrer Galerie. Erstmals wurden mit Hugentobler und Krebs gleich zwei Künstlerinnen ausgezeichnet.

Die Preissumme von 10'000 Franken hätten sie sich zum Glück nicht teilen müssen, verraten die Frauen lachend. Der Preis wurde zweifach vergeben. Die Galerie teilen sich die beiden, die sich im Vorfeld nicht kannten, hingegen gerne. Beide Räume werden mit den Werken beider Künstlerinnen bespielt, was reizvolle Gegenüberstellungen ergibt.
Farbfeldmalerei
Die in Biel lebende Lea Krebs malt abstrakte Farbflächen, in denen man, mit Hugentoblers Astronauten konfrontiert, leicht fremde Planeten oder Meteoriten erkennen kann. Krebs, die an der Hochschule der Künste in Bern studiert hat, beschäftigte sich in ihrem Werk lange Zeit mit allerlei Organischem. So setzte sie Insekten, Blumen und Pilze in Zeichnungen oder Grafik um.
Mit der Inszenierung von Herbarien und Schaukästen bewegte sie sich stets eng an der Schnittstelle zwischen Kunst und Wissenschaft. Bei ihrer jüngeren Arbeit unter dem Titel «Forme» spielt der Faktor Zufall eine Rolle. Bei ihren Lackbildern giesst Krebs Farbe auf eine Plastikfolie.

«Man muss schnell arbeiten, sonst läuft einem die Farbe davon», so die Künstlerin. Die Folie wird mit einer Leinwand abgedeckt und nach kurzem Antrocknen wieder abgezogen. Es entsteht eine Farbfeldmalerei, die an die klassische Moderne denken lässt. Die Spuren des Werkprozesses – etwa kleine Luftblasen – bleiben dabei sichtbar.
Unikate aus Gips
Bei Beatrice Brunner zeigt Krebs nebst den Tuschezeichnungen auch «Zweidimensionales, das dreidimensional gedacht ist.» So ordnet sie etwa bunte Unikate aus Gips auf einem Regal an. Es sind Objekte, irgendwo zwischen Malerei und Skulptur. Das fand die ausschliesslich aus Frauen bestehende Jury des Frauenkunstpreises spannend.
Der Stifter, der Naturwissenschaftler Matthias Jungck, ist letztes Jahr im Alter von 70 Jahren verstorben. Den 2001 zum ersten Mal vergebenen Preis verstand Jungck als «Angriff auf die von Männern dominierte Kunstszene.» Dass es einen Frauenkunstpreis nach wie vor brauche, davon sind Krebs wie Hugentobler überzeugt.
Das Forschen geht weiter
Vielleicht wäre heute der Begriff «Künstlerinnenpreis» zeitgemässer, räumt Krebs ein. «Es gibt immer noch ein grosses Ungleichgewicht», sagt Hugentobler, die speziell zum diesjährigen Frauenstreik ein Video machte, bei dem sie selbst verschiedene Persönlichkeiten darstellt, die über den Geschlechterkampf und dessen Tücken diskutieren.
Der Frauenkunstpreis ist für beide nicht die erste Auszeichnung. So hat Hugentobler bereits das Aeschlimann-Corti-Stipendium gewonnnen und Krebs den Prix Anderfuhren. Gerade wenn der Preis mit einer Ausstellung verbunden sei, helfe die Auszeichnung den Bekanntheitsgrad zu erhöhen, sind beide überzeugt. Das Geld erlaube es weiterzumachen, das nächste Projekt in Angriff zu nehmen, sprich das Weltall oder den Kosmos Form und Farbe weiter zu erforschen.
Preisverleihung: Freitag, 18.10., 18 Uhr. Ausstellung: Bis 26.10., Galerie Beatrice Brunner, Bern.
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