Im Grafik-Dschungel
Eine Ausstellung in der Schule für Gestaltung Bern und Biel präsentiert zwei gegensätzliche Studios: Das Kollektiv Blackyard und den Grafiker Martin Woodtli.
Himmel und Meer sind in Aufruhr. In den Wogen schwimmt ein hölzerner Kahn, in dem Waljäger sitzen. Zuvorderst ein Bärtiger mit einer Harpune bewaffnet, Aug in Aug mit dem auftauchenden Ungetüm, einem weissen Wal. Es ist unschwer zu erkennen, was hier illustriert wurde: Moby Dick, der 1851 erschienene Roman von Herman Melville.
Der begnadete Zeichner Jared Muralt hat dieses fiktive Buchcover gestaltet. Der 1982 geborene Berner bildet gemeinsam mit Christian Calame, Philipp Thöni und Silvio Brügger das Kollektiv Blackyard, ein Grafikstudio am Nydeggstalden. Plakate und Plattencovers, aber auch eine Pralinéschachtel und Badehosen haben Blackyard schon gestaltet.
In der Ausstellung «Graphic Design: Woodtli und Blackyard» kann man zurzeit in der Schule für Gestaltung Bern und Biel auf mehreren Stöcken zahlreiche Arbeiten der Gruppe entdecken. Konfrontiert wird das Gemeinschaftswerk von Blackyard mit der grafischen Handschrift des Einzeltäters Martin Woodtli. Dieser liess sich vor seinem Studium an der Hochschule der Künste in Zürich ganz klassisch in Bern zum Grafiker ausbilden.
Mausklick versus Pinselstrich
Mittlerweile ist der in Zürich und New York lebende Woodtli international bekannt. 2005 erhielt er im Wettbewerb für die neue Schweizer Banknotenserie den zweiten Platz. Woodtli setzt auf architektonische Elemente: Die knallgelbe Zehnernote etwa ziert ein Fussballstudio. Architektonisch wirken fast alle Arbeiten Woodtlis. Der Grafiker mit Jahrgang 1971 bezeichnet sich selbst als Kind der PC-Revolution. Schicht für Schicht entstehen so seine Siebdrucke.
Auch Blackyard geben Einblick in Entstehungsprozesse. In Vitrinen stösst man auf vollgekritzelte Skizzenbücher. Im Gegensatz zu Woodtli, bei dem eine digitale Ästhetik dominiert, ist für Blackyard das traditionelle Illustrieren mit sichtbarem Pinselstrich von zentraler Bedeutung. «Das Schwarz im Namen des Labels steht unter anderem für die Tinte, die wir verbrauchen», so Jared Muralt.
Die dichte Schau der Gegensätze offeriert einen wahren Grafikdschungel.
Ausstellung bis 31. 3., Schule für Gestaltung Bern und Biel, www.sfgb-b.ch
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