Tumore namens Adolf, Judas, Null
Als Manuela Kleiner mit der Diagnose Krebs konfrontiert wird, greift sie in die Tasten. Einblick in Krebsmails, mit denen sich die junge Zürcherin die Wut und Angst vom Leibe schrieb.

Grüezi Sie! Also – Du bist in meinem Krebsverteiler drin. Hab erfahren, dass ich Krebs habe: Hodgkin Lymphom. Es sind drei Tumore. Zwei über den Schlüsselbeinknochen und der grösste hinter dem Brustbein. Der grosse Brustbeinsauhund konnte schön gedeihen. Das Ganze habe ich vor drei Wochen per Telefon mitgeteilt bekommen. Die Ärzte waren leider nicht zu sprechen, da Knabenschiessen war. Da ist es anscheinend egal, ob dann jemand von der Brücke springt, weil er die psychische Stabilität nicht hat, die Diagnose auszuhalten. Gut nur, war es Frau Kleiner, die eine verdammt fette Psyche hat. Hab dann halt gewartet bis Dienstag. Nach einigen Untersuchungen – unter anderem Knochenmarkabgabe, Schmerz verrecke! –, Realisieren der Krebskrankheit, Aussuchen einer Perücke, Informieren des Umfelds. Vorzeitiger Abbruch von «Gott des Gemetzels» – ein verdammt gutes Stück, Scheisse –, aber wir werden es nochmals spielen. Ein bisschen weinen, viel essen – esse Frust und auch sonst unglaublich gern –, aufhören zu rauchen – wer hätte das je gedacht –, wenig trinken – also Alkohol –, Krebsinfos lesen, Chemoinfos lesen, SMS lesen, Mails lesen.