Von Womanizern und RächerinnenLiebesbriefe in der Kunstgeschichte
Heute ist Valentinstag. Fremde küssen? Eher nicht. Wie wäre es mit einem Corona-konformen Liebesbrief? Inspiration liefert die Kunst.
Der Abgefangene

Es könnte sich auf einer Theaterbühne ereignen, das Schauspiel, das Carl Spitzweg (1808–1885) in seinem Gemälde «Der abgefangene Liebesbrief» (1860) inszeniert hat. Der deutsche Maler und Zeichner wirft einen ironischen Blick auf das von ihm geprägte Biedermeier-Zeitalter, in dem ein Anstandswauwau in Form einer strengen Gouvernante nicht fehlen darf. Diese ist auch der Grund, warum der Liebesbrief nicht ausgehändigt, sondern abgefangen wird. Er stammt von einem Studenten, den man an seiner Mütze, dem sogenannten Cerevis, erkennt. Die junge Frau, für die der Brief bestimmt ist, bekommt von der doch eher tölpelhaften Aktion nichts mit. Mit gesenktem Blick frönt die Tugendhafte dem Sticken, während die Gouvernante entsetzt dem schwebenden Brief nachblickt.