Leser kritisieren Verkehrsstrategie«Man muss kein Profi sein, um zu sehen, dass dies nie funktionieren wird»
Im Norden von Bern sollen Ampeln dafür sorgen, dass Staus vor statt in Ortschaften entstehen. Leserinnen und Leser sagen ein Desaster voraus.

«Blödsinn», «Schade um das Steuergeld», «Am falschen Ort» – die Leserinnen und Leser reagieren nicht eben mit Lob auf die neuen Verkehrspläne des Kantons. Darum gehts: Das Tiefbauamt will den Pendlerverkehr im Norden von Bern in den Griff bekommen. Dafür werden in den Gemeinden Münchenbuchsee, Urtenen-Schönbühl, Mattstetten, Bäriswil und Ittigen Ampeln eingerichtet, die mit künstlicher Intelligenz gesteuert werden. Sie sollen ab Mitte September dafür sorgen, dass sich der Verkehr in einem Stauraum vor den Ortschaften staut statt in den Dorfzentren.
Wo die Stauräume vorgesehen sind, zeigt diese Grafik:
Kritik von Leserinnen und Lesern
Die Kantonsbehörden ernten für ihre Pläne bei den Leserinnen und Lesern dieser Zeitung nicht nur Lob. Hier sind einige Reaktionen:
Anstatt sich den Tatsachen – massiv mehr Verkehr durch massiv mehr Bevölkerung – zu stellen, wird verengt, gebremst, blockiert. Ganz nach dem rot-grünen Credo der Amtsinhaberinnen, vormalig Barbara Egger-Jenzer, nun Evi Allemann. Ganz offensichtlich reichen Telefonate oder Reklamationen von einzelnen Bürgern, um ganze Abschnitte zu «beruhigen». Bezahlen dürfen diesen Schwachsinn dann wieder alle solidarisch. Ich wäre für eine Abstimmung über die Kantonsstrategie zum zukünftigen Verkehr. Onlinekommentar von Rolf Gurtner
@Rolf Gurtner: Vielleicht sollte man sich ein Vorbild an der belgischen Stadt Gent nehmen. Mit sehr einfachen Mitteln ist es gelungen, die Transportkapazität in der Stadt mit dem «Circulation Plan» deutlich zu erhöhen. Das Konzept wäre auch in der Stadt Bern sehr einfach umzusetzen und würde die Stadt zusätzlich noch lebendiger machen und beim lokalen Gewerbe mehr Umsatz generieren. Onlinekommentar von Timothée Mollet
Im Fall Moosseedorf/Urtenen-Schönbühl ist die Lichtsignalwarteanlage vor dem Autotunnel am falschen Ort! Das ganze Quartier Stägmatt wird dadurch abgeschnitten. Ebenso die Lichtsignalanlage an der Sandstrasse, wenn man von Ittigen her nur ins Coop-Einkaufszentrum möchte. Ohne eine kleine Umfahrung, die die beiden Einkaufszentren Coop-Megastore und Shoppyland miteinbeziehen, sage ich ein Desaster und sehr viele unzufriedene Autofahrer und Anwohner voraus. Man schneidet auch schlicht und einfach morgens und abends ganze Dörfer ab: Jegenstorf in Richtung Solothurn und Bäriswil in Richtung Hindelbank. Onlinekommentar von M. Bärner
Einmal mehr Millionen zum Fenster rausgeworfen. Es ist ein Blödsinn. Beispiel: In Moosseedorf wird der Verkehr in Richtung Schönbühl vor dem Tunnel gestoppt. Es wird rasch einen Rückstau auf die Shoppy-Kreuzung (Ein- und Ausfahrten Autobahn) geben. Dafür werden die Quartiere Stägmatt und Gmeinmatt völlig blockiert. In der Kolonne werden nun viele Fahrzeuge blockiert, die auch nicht ins Dorfzentrum fahren, sondern früher abbiegen wollen. Ich fahre diese Strecke oft und es gab noch nie Probleme. In Spitzenzeiten ist doch völlig normal, dass mehr Verkehr vorhanden ist. Diese sinnlosen Massnahmen kosten den Steuerzahlenden Millionen ohne Nutzen. Dass die Lebensqualität in den Dörfern verbessert werden soll, ist geradezu lächerlich, wenn sich der Verkehr in die Aussenquartiere verlagert. Man muss nicht diplomierter Verkehrsingenieur sein, um festzustellen, dass das nie funktionieren wird. Onlinekommentar (gekürzt) von C. Smith
Welch ein Witz: Nun will der Kanton für viel Geld den Verkehr in die Stadt Bern umverteilen und neuen Umwegverkehr vermeiden. Doch gerade den Umwegverkehr aus dem Norden hat der Kanton vor elf Jahren geradezu vorprogrammiert, als er die Halenstrasse schloss. Für die Durchsetzung der Schliessung musste der Regierungsrat immerhin eigene Beschlüsse missachten und unter den Tisch kehren, nämlich die Vorher- und Nachheruntersuchungen in Bezug auf die Umweltverträglichkeit. Nun kommen diese Verkehrszählungen reichlich spät und werden kein Gesamtbild mehr abgeben können, geschweige denn eine Optimierung bezüglich Umweltbelastung. Leserbrief von Stefan Freudiger, Bremgarten
Schade um das Steuergeld. Es findet sich immer ein Schleichweg. Die ganze Tragödie ist der Stadt Bern zu verdanken. Schade, das wird der SVP bei der Themenwahl «Stadt/Land» und «Einwanderung» noch recht geben. Onlinekommentar von Olivia T.
Das Verkehrsproblem wird nicht durch solche oder andere Ampel- oder Pricing-Systeme gelöst. Das wissen vermutlich auch die zuständigen Politiker. Nur ist sich jeder zu schade, die Verlagerung von der Strasse auf die Schiene anzusprechen, da dies die Wiederwahlchancen merklich verkleinert. Lieber investiert man ein bisschen Staatsbudget in ein solches System, damit man dann sagen kann, man habe ja etwas für die Problematik getan. Onlinekommentar von Sybille Kaeser
@Sybille Kaeser: In Stockholm hat bereits ein sehr günstiges Roadpricing zu einer Reduktion von 20 Prozent des motorisierten Individualverkehrs geführt. Es wirkt also sehr wohl. Auf der anderen Seite ist es sehr gut dokumentiert, dass eine Erhöhung der Strassenkapazität nicht dazu führt, dass sich der Stau reduziert. Bewiesen hat sich eine Verlagerung auf andere Transportmittel, die die bestehenden Kapazitäten effizienter ausnutzen können. Onlinekommentar von Timothée Mollet
Klar, es kostet einiges mehr, aber einige Knotenpunkte könnte man auch schlicht untertunneln. Dies würde alles attraktiver machen. Es bringt einen Riesenaufwand mit sich und dauert in der Umsetzung ewig. Die Probleme kennt man aber seit 15 Jahren. Hätte man damals damit gestartet, wäre man jetzt wohl fertig. Onlinekommentar von Toni B.
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